Weiter zum Inhalt

Dano (Verdachtsfall)

, 5 Jahre

Der fünfjährige Dano wurde am 14. März 2014 brutal geschlagen und erdrosselt.

Dano kehrt an diesem Freitagabend nicht vom Spielplatz zurück. Er hatte an der Wohnungstür seines Nachbarn in Herford (Nordrhein-Westfalen) geklingelt, um dessen Sohn zum Spielen abzuholen. Doch Danos Spielkamerad wohnt damals gar nicht mehr bei seinem Vater. Die Ehefrau hatte den 43-Jährigen kurz zuvor nach Streitigkeiten und Gewalt mitsamt der fünf Kinder verlassen.

Nachdem Dano trotz der Aufforderung, zu gehen, nicht reagiert, schlägt der Mann dem Kind ins Gesicht. Dano soll geschrien haben, dass er alles seinen Eltern erzählen werde, weshalb der Mann den Jungen in die Wohnung zerrt. Zunächst beruhigt sich Dano, doch als sich am Telefon der 43-Jährige und dessen Ehefrau lauthals streiten, will der Junge nach draußen fliehen, doch der Täter zieht das Kind zurück in die Wohnung. Er hält Dano den Mund zu, damit er nicht schreien kann, dann schlägt er mehrfach mit der Faust auf Kopf und Oberkörper des Jungen ein und erdrosselt ihn mit einem Kabel.

Nach der Tat legt der Mörder die Leiche in einen Einkaufs-Trolley und bringt den toten Jungen zum Ufer der Werre, wo er ihn in einem Gebüsch ablegt. Drei Wochen später wird Dano gefunden, sein Gesicht weist schwerste Verletzungen auf, Knochen sind gebrochen, Zähne ausgeschlagen. Ein Zeuge hatte den Verdächtigen am Tattag mit dem schwer bepackten Trolley gesehen und gab den entscheidenden Hinweis.

Kurze Zeit später wird der Täter festgenommen und legt am 4. April 2014 ein Geständnis ab, in dem er zugibt, Dano getötet zu haben.

Schon 2007 saß der Täter wegen des Verschwindens der achtjährigen Jenisa als Hauptverdächtiger in Untersuchungshaft. Am 07. September 2007 war das Mädchen aus Hannover spurlos verschwunden. Sie wollte ihre Tante besuchen, die jedoch nicht zu Hause war. Danos späterer Mörder geriet in den Fokus der Ermittlungen, weil er die letzte Person war, die zusammen mit Jenisa gesehen wurde. Die Tat konnte ihm damals nicht nachgewiesen werden, weil keine Leiche gefunden wurde. Der Mann zog anschließend mit seiner Familie von Hannover nach Herford um. Nach dem Geständnis des Mordes an Dano prüft die Staatsanwaltschaft erneut eine Querverbindung zu dem sieben Jahre alten Fall.

Im Oktober 2014 beginnt der Prozess vor dem Landgericht Bielefeld, in dem der Täter angibt, Dano aus einer Affekthandlung heraus getötet zu haben. Wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen wird er zu lebenslanger Haft verurteilt.

In der JVA Bielefeld vertraut sich der Täter zwei Mithäftlingen an und gesteht ihnen den Mord an Jenisa, der Nichte seiner damaligen Freundin. Unter dem Vorwand, ihrem Mithäftling helfen zu wollen, zeichnen sie ein umfassendes Geständnis auf und leiten es an einen Anwalt weiter, der die Polizei informiert. Aufgrund der Hinweise aus dem Geständnis wird später auch die Leiche von Jenisa in einem Waldstück gefunden.

Gegenüber seinen Mithäftlingen erzählt der Täter, dass das Verbrechen an Jenisa ein Racheakt gewesen sein soll, weil er sich als Türke immer wieder von der aus Albanien stammenden Roma-Familie seiner damaligen Partnerin gedemütigt gefühlt habe. Auch Dano hat er aus Rache getötet, weil er ebenfalls zur Volksgruppe der albanischen Roma gehörte.

Da Beziehungskonflikte als Auslöser für beide Morde gelten, ist derzeit noch unklar, inwieweit auch rassistische Beweggründe den Gewaltverbrechen zugrunde liegen. Daher führt die Amadeu Antonio Stiftung Dano in der Chronik der Todesopfer rechter Gewalt als Verdachtsfall außerhalb der Zählung.

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen überprüfte ab Mitte 2022 im Rahmen seines Projekts „ToreG NRW“ (Todesopfer rechter Gewalt in NRW) 30 zurückliegende Gewaltdelikte aus den Jahren 1984 bis 2020 auf eine mögliche politische Tatmotivation. Anfang September 2024 gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul bekannt, dass drei der geprüften Fälle nun als rechtsmotiviertes Tötungsdelikt zu bewerten sind. Der Fall Dano wurde im Zuge des Projekts ebenfalls geprüft, gilt jedoch immer noch nicht als rechtsmotiviert.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.