Der 18-jährige Dragomir Christinel wurde am 14. März 1992 in Saal bei Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) bei einem Angriff von rassistischen Jugendlichen auf eine Unterkunft für Geflüchtete getötet.
Über das Leben von Dragomir Christinel ist leider nicht viel bekannt. Er kam aus Bristita (Rumänien) nach Rostock und suchte dort Asyl. Am Tag seiner Ermordung besuchte er Freund:innen im nahegelegenen Saal. Ein Freund berichtete der Presse, Dragomir sei ein guter Mensch gewesen, der es liebte, an Autos zu schrauben und diese wieder aufzupäppeln.
Rassistischer Mob zog zur Geflüchtetenunterkunft, um sich „zu rächen“
Einen Tag vor der Tat kam es in einer nahegelegenen Diskothek zu einer Prügelei zwischen Jugendlichen aus dem Dorf Saal und Bewohner:innen einer Geflüchtetenunterkunft. Die Jugendlichen beleidigten die Bewohner:innen der Unterkunft rassistisch, woraufhin die Situation eskalierte. Im Laufe der Auseinandersetzung wurde einer der Jugendlichen verletzt. Die Freund:innen des Verletzten kündigten an sich zu rächen. Am darauffolgenden Tag machten sich rund 25 Jugendliche auf den Weg zur Geflüchtetenunterkunft – teilweise vermummt und bewaffnet mit Baseballschlägern. Hier vermuteten sie denjenigen, welcher für die Verletzung ihres Freundes verantwortlich war.
Obwohl es nicht Dragomir Christinel war, der dem Jugendlichen die Verletzung zufügte, verschafften sich drei der Angreifenden Zugang zum Zimmer, in dem Dragomir mit zwei Freund:innen den Abend verbrachte. Einer der Angreifer schlug plötzlich mit einem Baseballschläger auf Dragomir ein, welcher sich noch mit einem Kissen versuchte zu schützen. Er starb sofort aufgrund der schweren Verletzungen an Kopf und Schläfe. Einer der drei Freund:innen kam schwerverletzt ins Krankenhaus.
Die Staatsanwaltschaft Rostock erklärte nach der Tat, dass es sich um „normale Jugendliche“ gehandelt hätte und um einen bloßen Racheakt nach einer üblichen Kneipenschlägerei. Der Staatsanwalt bemühte sich, diesen Eindruck fortan zu bewahren und ein rassistisches Tatmotiv zu verschleiern. Das Innenministerium Schwerin informierte die örtliche Presse erst zwei Tage nach der brutalen Tat.
Der 18-jährige Täter, welcher auf Dragomir einschlug, wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerem Landfriedensbuch zu zweieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die beiden weiteren Angreifer erhielten Bewährungsstrafen.
Inzwischen hat die Bundesregierung die Tat als rechten Mord anerkannt.
Initiativen halten Erinnerung wach
Die mecklenburg-vorpommerische Initiative Pro Bleiberecht, welche sich für die Rechte von Asylsuchenden einsetzt, gedachte Dragomir Christinel im Jahr 2019 mit einer Mahnwache und Kranzniederlegung. Die Initiative stellte wiederholt die Forderung an die kommunale Politik, einen öffentlichen Gedenkort für Dragomir zu errichten.