Der 43-jährige Eberhart Tennstedt wurde am 05. Mai 1994 bei einem Überfall auf Wohnungslose in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) in den Tod getrieben.
Eberhart Tennstedt war wohnungslos. In der Tatnacht saß er, wie häufig, gemeinsam mit einem Bekannten auf einer Parkbank in der Nähe eines Kiosks. Der Besitzer des Kiosks war der Meinung, dass die beiden Wohnungslosen seinen Betrieb stören würden und suchte an diesem Abend die drei späteren Täter auf, die sich in der rechtsextremen Szene bewegten. Er fragte sie, ob sie ihm helfen würden, „die Penner zu vertreiben“ und bot ihnen dafür einige Dosen Bier an.
Daraufhin überfielen die drei Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren Eberhart Tennstedt und seinen Freund. Sie schlugen auf ihre Opfer ein und trieben sie mit einer Gaspistole in einen Fluss. Sie schossen mehrfach über die Köpfe der beiden betrunkenen Männer hinweg und hinderten sie so daran, das Wasser wieder zu verlassen. Eberhart Tennstedts Freund konnte sich retten, indem er sich an Ästen festhielt. Tennstedt selbst ertrank in dem Fluss. Feuerwehrleute fanden seine Leiche am nächsten Morgen.
„Machtdemonstration gegenüber Schwächeren“
Noch in der Tatnacht informierten zwei Zeug*innen die Polizei, weil sie gesehen hatten, wie die drei Männer auf die Wohnungslosen losgingen. Die Täter zeigten in der Vernehmung wenig Reue. „Penner“ würden nicht ins Stadtbild passen, gaben sie als Tatmotiv an. Im Dezember 1994 wurde der Haupttäter, der die Schüsse aus der Gaspistole abgefeuert hatte, wegen „Aussetzung einer hilflosen Person“ und Körperverletzung mit Todesfolge zu einer dreijährigen Jugendstrafe verurteilt. Der Kioskbesitzer sowie die beiden Mittäter wurden zu Bewährungsstrafen zwischen neun Monaten und einem Jahr verurteilt. Der Richter betonte, dass die Feindschaft gegenüber Wohnungslosen zur Tat geführt hat, bei der es sich um eine „Machtdemonstration gegenüber Schwächeren“ gehandelt habe.
Am 8. Mai 1994, nachdem der Tod von Eberhart Tennstedt bekannt wurde, versammelten sich ca. 50 Menschen zu einer Schweigeminute am Tatort. Im Rahmen des „Tag der Erinnerung“ wurde 2021 an acht verschiedenen Tatorten rechter Morde in Sachsen-Anhalt der Opfer gedacht – darunter auch Eberhart Tennstedt. Bis heute ist Eberhart Tennstedt nicht von staatlicher Seite als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.