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Egon Effertz

, 58 Jahre

Der 58-jährige Frührentner Egon Effertz wurde am 17. März 1999 in Duisburg (Nordrhein-Westfalen) von Neonazis zu Tode geprügelt.

Am Abend des 17. März treffen sich die vier späteren Täter*innen, drei Männer und eine Frau zwischen 16 und 21 Jahren, im Duisburger Stadtteil Walsum. Nach einigen Flaschen Bier ziehen sie zu einer „Menschenjagd aus purer Lust“ los, wie sie später vor Gericht sagen werden. „Wir wollten durch die Gegend ziehen und ein bißchen Spaß haben“.

Zunächst treffen die vier auf einen Mann, den sie mit einer Flasche zu Boden schlagen und treten. Danach lassen sie sich auf einer Bank im Franz-Lenze-Park nieder.

Egon Effertz schlendert durch den Park und sucht nach Altmetall, das er als kleinen Nebenverdienst verkaufen kann. Als er an der vierköpfigen Gruppe vorbeikommt, springt ihn einer der Täter unvermittelt von hinten an, ein anderer nimmt Effertz in den Schwitzkasten. Sie schlagen ihn zu Boden und treten auf ihn ein. „Das Opfer schrie um Hilfe, Fensterläden wurden geöffnet, und dennoch half niemand“, wird der Richter später feststellen.

Als Egon Effertz nur noch röchelt, lassen die Täter*innen zunächst von ihm ab und ziehen weiter. Sie versuchen, einen Fahrradfahrer vom Rad zu treten, der rechtzeitig flüchten kann. An einer Bushaltestelle schlagen sie ein jugendliches Paar krankenhausreif. Anschließend kehren sie in den Park zurück, wo der bewusstlose Egon Effertz am Boden liegt.

Sie schlagen auf ihn ein, brechen seine Rippen und zertreten den Kehlkopf. Der Haupttäter nimmt ein Seil, das Effertz bei sich hatte, und schnürt es um dessen Hals. Er zieht ihn auf eine nahegelegene Wiese und erdrosselt ihn.

Die vier Täter*innen essen nach der Tat gemeinsam Pizza in einem Imbiss. Egon Effertz wird am nächsten Morgen tot im Park aufgefunden. Die Täter werden vier Tage später festgenommen.

Im September 1999 wird der dann 22-jährige Haupttäter wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht geht von der besonderen Schwere der Schuld aus. Bereits vor der Tat wurde der Haupttäter aufgrund seiner rechtsextremen Umtriebe aus der Bundeswehr entlassen. Die Mittäter erhalten wegen Mordes und wegen Totschlags Haftstrafen von acht und zehn Jahren nach Jugendstrafrecht. Ein rechtes Motiv sieht das Gericht nicht. In der Urteilsbegründung heißt es lediglich, die drei Täter hätten ausloten wollen, wie weit man einen Menschen misshandeln kann.

Die Entpolitisierung der Tat kritisiert auch der Duisburger Rechtsextremismusforscher Martin Dietzsch: „Die Täter hielten ihn für einen Obdachlosen. Er passte damit in ihr Schema vom lebensunwerten Leben. Somit hatte die Tat durchaus einen ideologischen Hintergrund, war eindeutig eine politische Tat.“

Der ideologische Kontext der Täter hätte bei der Urteilsbegründung nicht ignoriert werden dürfen, wurde doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt gegenüber einem Menschen gesenkt.

Der jüngste der Täter steht 2009 wegen gefährlicher Körperverletzung erneut vor Gericht. Er ist angeklagt. Er hat in der Nacht des 1. Juni 2009 in einer S-Bahn nach Wuppertal zu einem Schwarzen gesagt, „Bei Adolf hättest du hier auch nicht sitzen dürfen“ und ihm eine Bierflasche über den Kopf geschlagen.

In dem Park, in dem Egon Effertz starb, erinnert an den 58-jährigen Frührentner ein Gedenkstein mit der Inschrift „Leben ohne Gewalt“.

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