Weiter zum Inhalt

Ingo Ludwig (Verdachtsfall)

, 18 Jahre

In der Nacht zum 5. Januar 1992 stirbt der 18-jährige Ingo Ludwig in Klein-Mutz bei Gransee (Brandenburg). Im Polizeibericht heißt es: „Am vergangenen Sonntag kam es in Klein-Mutz in der Gaststätte ‚Wolfshöhle‘ zu einer Auseinandersetzung, die tödlich endete. Der 18-jährige Ingo L. aus Grüneberg trug Verletzungen im Gesicht, am Hals und am Körper davon. Der zu Hilfe gerufene Arzt stellte gegen 1.20 Uhr den Tod fest. Als Ingo L. am Boden lag, versetzte Oliver Z. ihm mehrere Fußtritte. Er trug sogenannte ‚Doggs‘, Schuhe mit Eisenspitzen.“ In der Antwort auf eine Bundestagsanfrage 1994 wird das Geschehen ganz anders dargestellt: „Nach Auskunft der Landesbehörde für Verfassungsschutz Brandenburg ist der Tod nicht auf die gewalttätigen Angriffe der Jugendlichen zurückzuführen.“ Ingo Ludwig sei betrunken die Treppe heruntergefallen und sei „von mehreren Jugendlichen, die der ‚rechten‘ Szene zuzurechnen sind, zu einem Kraftfahrzeug gebracht. Als er die Jugendlichen beschimpfte, schlugen diese auf ihn ein. Im Krankenhaus verstarb er dann. Der Tod ist eindeutig auf Verletzungen zurückzuführen, die er sich beim Treppensturz zugezogen hatte.“ Dem gegenüber stehen die Schilderungen der Journalistin Manja Präkels, die als Augenzeugin die Situation in der „Wolfshöhle“ in einem Artikel für die Wochenzeitung Jungle World aus dem Jahr 2013 beschreibt: „In der Nacht zum 5. Januar 1992 kamen sie im Dutzend, fielen mit Baseballschlägern bewaffnet in die Disko ein. (…) Wenn man die drei flachen Stufen der Dorfkneipe vor Augen hat und die Pogromstimmung jener Jahre in den Knochen, zerfällt die Geschichte von der hilfsbereiten Horde Skins.“ Auch im Rahmen der Überprüfung durch das Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam gab es keinen neuen Erkenntnisgewinn: Die Ermittlungsakten waren aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen in Jugendstrafsachen zwischenzeitlich vernichtet worden.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.