In der Nacht auf den 20. September 2015 wurde der damals 31-jährige Luke Holland vor der mittlerweile geschlossenen Bar „Del Rex“ in Berlin-Neukölln ermordet. Als Luke Holland vor die Tür trat um zu telefonieren, erschoss der 63-jährige Täter Rolf Z. ihn aus nächster Nähe. Täter und Opfer hatten zuvor nie miteinander gesprochen. Rolf Z. floh vom Tatort, wurde jedoch von mehreren Zeug:innen gesehen und noch am Abend festgenommen.
„intelligent, lustig, hart arbeitend, hilfsbereit und fürsorglich“.
Luke Holland wuchs in Manchester im Nordwesten Englands auf. Nach der Schule studierte er unter anderem an der University of Oxford Jura. Im Jahr 2014 zog er nach Berlin um seinen Traum zu verwirklichen und Unternehmen bei der Gründung zu helfen. Seiner Mutter gegenüber äußerte er, wie wohl er sich in Berlin fühlte und wie viel Spaß ihm seine Arbeit in der Unternehmensberatung machte. Es war für ihn eine Ehre, mehrere Start-up-Firmen bei der Gründung zu unterstützen. Sein Vater Phil Holland beschrieb ihn als „intelligent, lustig, hart arbeitend, hilfsbereit und fürsorglich“.
Der Täter war Stammgast in der Kneipe, die vor einem Inhaberwechsel vor allem von „Rockern“ besucht worden war. Seit dem Wechsel des Besitzers hielten sich vermehrt internationale Studierende dort auf. Laut Zeug:innen hatte sich Rolf Z. an diesem Abend darüber beschwert, dass in der Bar kaum noch deutsch gesprochen werde. Kurz vor seinem Tod hatte Luke Holland einem Freund auf Englisch zum Geburtstag gratuliert. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Täters wurden Waffen, Munition, NS-Devotionalien und eine Fahne der rechtsextremen Band Landser gefunden. Laut Zeug:innen aus seinem Umfeld hatte sich Rolf Z. außerdem mehrfach rassistisch geäußert und Sympathien zu der rechtsextremen NPD bekundet.
Angehörige kritisieren die mangelnde Anerkennung eines rechtsextremen Motivs
Trotz der zahlreichen Hinweise auf ein rechtsextremes Tatmotiv wurde dieses vom Gericht nicht anerkannt. Während des Prozesses hatten auch Luke Hollands Eltern betont, von einem rassistischen Hintergrund überzeugt zu sein. Doch nicht nur sein Vater, auch Freund:innen, die Anwälte der Familie sowie die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş kritisieren bis heute scharf, dass keine rechtsextreme Motivation anerkannt wurde.
Burak Bektaş wurde am 05. April 2012 ebenfalls in Berlin-Neukölln erschossen, als er mit seinen Freunden unterwegs war. Rolf Z., der Mörder von Luke Holland, wurde bereits 2013 als Tatverdächtiger im Mord an Burak Bektaş benannt, jedoch nie von der Polizei vorgeladen. Auch nachdem Rolf Z. wegen Mordes an Luke Holland zu elf Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt wurde, wurde kein Zusammenhang zwischen den Morden, deren Tatverläufe sich stark ähneln, hergestellt.
Das Gedenken an Luke Holland
In seinem Statement am Ende des Gerichtsprozesses drückte Phil Holland seine tiefe Trauer über den Tod seines Sohnes und seine Verzweiflung über die fehlende Anerkennung des xenophoben Tatmotivs aus. Rita Holland las dutzende Beileidsbekundungen von Luke Hollands Freund:innen und Arbeitskolleg:innen vor. Sie alle beschrieben ihn als freundlichen und herzlichen Menschen und seinen Tod als einen unfassbaren Verlust. Wie beliebt und geschätzt sein Sohn war, sei ihm erst bei seiner Beerdigungsfeier, zu der über 300 Menschen kamen, klar geworden, so Phil Holland. Rita Holland konnte den Verlust ihres Sohnes nicht ertragen und nahm sich am 21. Oktober 2019 das Leben.
Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş organisiert regelmäßig Gedenkveranstaltungen, Mahnwachen und Kranzniederlegungen am Jahrestag der Ermordung Luke Hollands und hält die Erinnerung an ihn wach.