Der 52-jährige Mario K. wurde am Abend des 12. Februar 2020 von zwei jungen Männern in seiner Wohnung in der Thüringer Stadt Altenburg ermordet. Zuvor waren die beiden Täter und Mario K. bei einer Tankstelle in der Nähe des Hauses aufeinandergetroffen. Dort bot Mario K. den beiden Geld für sexuelle Handlungen an, was sie ablehnten und Mario K. verhöhnten. Am Hauseingang des Hauses, in dem sowohl Mario K. als auch einer der Täter wohnten, kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen Mario K. und einem der Täter. Die damals 18- und 23-jährigen Täter Sven N. und Tony S. drangen später am Abend in Mario K.s Wohnung ein und ermordeten ihn dort auf brutale Art und Weise mit Tritten, Schlägen und einem Messer.
Der tote Körper von Mario K. wurde am 23. Februar 2020, erst elf Tage nach seinem Tod, in seiner Wohnung aufgefunden.
Mario K. hatte seit zwei Jahren in dem Mehrparteienhaus in Altenburg-Südost gewohnt. Die Nachbar:innen des Wohnhauses, zu denen er nur wenig in Kontakt stand, beschrieben ihn als freundlich und berichteten, dass er gerne Gäste eingeladen habe. Aufgrund seiner psychischen Erkrankung hatte Mario K. einen gerichtlich angeordneten Betreuer.
Rechtsextremes Gedankengut der Täter
Im Gerichtsverfahren gaben Sven N. und Tony S. an, sie hätten Mario K. einen „Denkzettel“ verpassen wollen, weil er ihnen vor der Tat Geld für sexuelle Handlungen angeboten hatte. Außerdem warfen sie Mario K. im Verfahren ohne jegliche Grundlage mehrfach Pädophilie vor und bezeichneten ihn mit abwertenden Begriffen, die in der rechtsextremen Szene häufig beleidigend für Homosexuelle verwendet werden. Mit dem Vorwurf der Pädophilie wird ein rechtsextremes und schwulenfeindliches Narrativ zur Legitimation des Mordes bedient. Mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass die beiden vorbestraften Täter mit der rechtsextremen Szene sympathisieren. So wurde Sven N. im Gerichtsprozess von seinem Bruder als „rechtsradikal“ bezeichnet und auf seinem Handy eine Reichskriegsflagge gefunden. Außerdem traten Zeug:innen aus dem Bekannten- und Freundeskreis von Tony S. in Kleidung rechtsextremer Szenemarken auf. „Die Auswahl des Opfers, mehrere Hinweise auf eine rechte Einstellung der Täter und die Art der Tatbegehung sprechen ganz klar für ein rechtes Tatmotiv“, so die thüringische Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt ezra.
Verurteilung zu Haftstrafen ohne Anerkennung des schwulenfeindlichen Tatmotivs
Die Staatsanwaltschaft Gera erkannte trotz der verschiedenen Hinweise und der Einstellungen der Täter kein rechtsextremes oder schwulenfeindliches Tatmotiv. Sie warf den beiden vor, „gemeinsam einen Menschen heimtückisch ermordet zu haben“ und sprach dabei von einer „ungeheuren Wucht“, mit der die Gewalt gegen Mario K. ausgeübt wurde. Im Mai 2021 wurde Sven N. zu einer Jugendhaft von acht Jahren und Tony S. zu sechs Jahren und vier Monaten Haft wegen „gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge“ verurteilt. Von Mord und dem rechtsextremen Tatmotiv war dabei keine Rede.