Am 21. Januar 2004 wird der 27-jährige russische Spätaussiedler Oleg Valger in Gera (Thüringen) von vier rechtsextremen Jugendlichen getötet.
Über das Leben von Oleg Valger ist nichts bekannt.
Am Abend des 20. Januar sind Oleg Valger und die späteren Mörder in der Wohnung eines der Täter und trinken dort über mehrere Stunden gemeinsam Alkohol. Sie kennen sich und leben in der gleichen Plattenbausiedlung im Nordosten von Gera.
Oleg Valger und die vier 14- bis 19-Jährigen geraten miteinander in Streit. Die vier beschließen, Valger “auf die Fresse zu hauen“ und schlagen dem schwer Angetrunkenen einen Spaziergang vor. Nach einem kurzen Fußweg gelangt die Gruppe an ein Waldstück. Obwohl Oleg Valger zögert, lässt er sich überreden, mit den anderen in den Wald zu gehen. Dort schlägt einer der Täter mit einer Bierflasche auf den Kopf von Oleg Valger, der sofort zu Boden geht. Die vier treten auf den Wehrlosen ein, malträtieren ihn mit einer Stabantenne und schlagen ihn weiter mit der Bierflasche, bis diese zerbricht. Einer der Täter scheitert bei dem Versuch, Valger die abgebrochene Bierflasche in den Bauch zu rammen. Sie lassen ihn liegen, kehren zur Wohnung zurück und feiern weiter.
Aus Angst vor der Rache einer vermeintlichen „Russenmafia“ schlägt der 14-jährige Täter, der bereits zuerst mit einer Flasche auf Valger einschlug, vor, diesen zu erstechen. Einer der Täter hat ein Messer bei sich, die Gruppe nimmt zusätzlich einen Hammer und ein Würgeholz mit.
Einer der Täter wartet vor dem Wald, die anderen drei stechen etliche Male auf ihr Opfer ein und schlagen mit Würgeholz und Hammer auf Oberkörper und Kopf ein, bis dieser knackt. Als Valger reglos liegen bleibt, durchsuchen sie ihn nach Wertsachen, dann kehren sie zur Wohnung zurück. Dort soll einer der Täter gesagt haben: „Wenigstens eine Russensau weniger.“
Oleg Valger erliegt seinen zahlreichen schweren Verletzungen.
Drei der vier Täter sind schon vor dem Mord an Oleg Valger als Neonazis bekannt und wegen Gewalttaten sowie Raubdelikten und Brandstiftungen vorbestraft. Ein psychologisches Gutachten attestiert den Tätern eine emotionale Kälte. Der „Ausländerstatus“ sowie die „Wehrlosigkeit“ des Opfers werden als zentrale Mordmotive benannt. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass eine “menschenverachtende” und “fremdenfeindliche Gesinnung für die Tat prägend” gewesen sei. Das Landgericht Gera erkennt dennoch keine fremdenfeindliche Motivation.
Im Juli 2004 werden die drei Haupttäter wegen Mordes zu Haftstrafen von neun und zehn Jahren nach Jugendstrafrecht verurteilt. Der vierte Täter distanziert sich vor Gericht von der Tat und hätte aus Angst vor den anderen mitgemacht. Er wird wegen Beihilfe zum Mord zu einer Haftstrafe von 3,5 Jahren verurteilt.
Bis heute ist Oleg Valger nicht von offizieller Seite als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.
Die Initiative AufANDhalt Gera e.V. erinnert mit Gedenkveranstaltungen an Oleg Valger, ein offizielles Gedenken seitens der Stadt gibt es nicht.