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Rick Langenstein

, 20 Jahre (staatlich anerkannt)

Rick Langenstein wird am 16. August 2008 in Magdeburg-Reform von einem Neonazi angegriffen und tödlich misshandelt, weil er den Mut hat, Rechtsextremen zuzu widersprechen
Rick Langenstein ist zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt und lebt in Magdeburg. Ein Jahr vor der Tat hat er sein Abitur am Sophie-Scholl-Gymnasium absolviert und plant ein Studium. Er ist ein leidenschaftlicher Maler und treibt gerne Sport. Von seinen Freund*innen wird er auch als lebenslustiger, nachdenklicher, liebevoller und fürsorglicher Mensch beschrieben. Als er in der Nacht zum 17. August 2008 ermordet wird, hat er noch sein ganzes Leben vor sich und ist kurz davor, sein Studium an der Kunsthochschule in Braunschweig zu beginnen.

Durch brutale Gewalt aus dem Leben gerissen
Am Abend vor der Tat besucht Rick Langenstein gemeinsam mit seinen Freund*innen die Diskothek „Fun Park“ und macht sich in den frühen Morgenstunden alleine auf den Heimweg. In der Nähe der Diskothek trifft er auf einen Rechtsextremen. Seinen späteren Mörder. Dieser war zuvor unter anderem wegen seines aggressiven Auftretens von Security Mitarbeitern aus der Diskothek verwiesen worden. Als er auf Rick Langenstein trifft, fordert er diesen auf, ihm eine Zigarette zu geben. Langenstein lehnt dies ab und antwortet, dass ein „Hobbynazi“ keine Zigarette von ihm bekommt. Der Täter schlägt daraufhin mit seinen Quarzhandschuhen mit voller Wucht auf Langenstein ein. Mit seinen Springerstiefeln tritt er immer wieder brutal auf den Körper und das Gesicht des Opfers ein, bis dieser nicht mehr wiederzuerkennen ist. Nachdem Langenstein sich nicht mehr regt, nimmt der Neonazi die Wertsachen des Opfers an sich. Rick Langenstein verstirbt noch am Tatort an den schweren Verletzungen.

Das Gerichtsverfahren
Der Täter gehörte zum neonazistischen Kameradschaftsspektrum in Magdeburg und ist antifaschistischen Gruppen sowie der Mobilen Opferberatung schon seit Jahren bekannt. Seine rechtsextreme Weltsicht trägt er mit Tattoos von NS-Symboliken offen zur Schau. Er war bereits vorbestraft und hatte zwei Jahre vor der Tat einen togolesischen Studenten rassistisch angefeindet und seinen Kampfhund auf ihn gehetzt. Nachdem er bis Ende Februar 2008 seine Haftstrafe verbüßt hatte, stand er weiterhin unter Führungsaufsicht. Der Mord an Rick Langenstein geschah nur wenige Monate nach seiner Haftentlassung. Nach der Verlesung der Anklage vor dem Landgericht wurde die Öffentlichkeit vom Verfahren ausgeschlossen. Begründet wurde dies damals damit, dass der Täter zur Tatzeit noch 20 Jahre alt war und somit nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden müsse.

Im Mai 2009 wird der Täter wegen Totschlag und Diebstahl zu einer Jugendhaftstrafe von acht Jahren verurteilt. Das Landgericht konnte und wollte keinen Zusammenhang zwischen der rechtsextremen Einstellung des Täters und der Tat feststellen. Der Angriff sei dem Richter zufolge „spontan aus der Begegnung“ erfolgt. Obwohl der Angeklagte seit mehreren Jahren im rechtsextremen Kameradschaftsspektrum in Magdeburg aktiv war, konnte das Gericht keine Hinweise auf eine Betätigung des Angeklagten in „nationalsozialistischen Organisationen“ erkennen. Es war letztendlich diese Einschätzung des Gerichts, die verhinderte, dass die Tat als Mord eingestuft wurde. Aus Sicht der Richter fehlten sogenannte “niedrige Beweggründe” als Tatmotiv. Seit 2009 wird Rick Langenstein dennoch von der Landesregierung offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.

Öffentliches Gedenken erkämpft
In den Monaten nach der Tat haben vor allem Freund*innen von Rick Langenstein mit Transparenten, Kerzen und Blumen am Tatort an ihn erinnert. Nachdem sich Angehörige von Langenstein zunächst erfolglos für einen Gedenkstein eingesetzt hatten, wurde dieser letztendlich bei einer Zeremonie am 2. Juni 2009 eingeweiht. Mehr als 1000 Menschen, darunter viele Schüler*innen des Sophie-Scholl-Gymnasiums hatten eine Petition auf den Weg gebracht, die einen öffentlichen Gedenkort forderte. Der Gedenkstein ist wenige Meter vom Tatort entfernt auf öffentlichem Grund aufgestellt. Das Bündnis Magdeburg gegen Rechts organisiert jährlich eine Gedenkkundgebung am Gedenkstein.

 

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