Am 19. Dezember 2003 werden die drei russlanddeutschen Spätaussiedler Viktor Filimonov (15), Waldemar Ickert (16) und Aleksander Schleicher (17) vor dem Club „Kultur-Bühne 2“ in Heidenheim (Baden-Württemberg) mit gezielten Messerstichen ins Herz getötet.
Über die Opfer ist so gut wie nichts bekannt. Viktor Filimonov und Waldemar Ickert sind Schüler, Aleksander Schleicher befindet sich in einem berufsvorbereitenden Jahr.
Zu dieser Zeit gab es einen verstärkten Zuzug von russischen Spätaussiedler*innen nach Deutschland, teilweise richteten sich Misstrauen oder Abwertung gegen die Zugewanderten.
Der Tatort, der Club K2, ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene. Es ist Freitagabend und der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. Die drei späteren Opfer sind alkoholisiert, der Türsteher will sie nicht einlassen. Auch der spätere Täter, der mit seiner Freundin und einem weiteren Freund unterwegs ist, wird nicht eingelassen, weil er bereits Hausverbot hat. Im Oktober attackierte er vor demselben Club mit anderen Neonazis eine Gruppe Punks und schlug einem von ihnen mit einer Flasche auf den Kopf, seitdem läuft gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung.
Gegen 23.30 Uhr kommt es zu einem Gerangel zwischen einem der drei späteren Opfer und dem Begleiter des Täters. Während der Türsteher die beiden trennen will, zieht hinter dessen Rücken der Täter ohne Vorwarnung ein Messer. In schneller Abfolge und zielgerichtet sticht er mit der 20 Zentimeter langen Klinge auf die Jugendlichen ein. Dabei zielt er bewusst auf die Herzgegend seiner Opfer. Die Klinge dringt so tief in Herz und Brust der drei Jugendlichen ein, dass für sie jede Hilfe zu spät kommt.
Viktor Filimonov und Waldemar Ickert sterben noch am Tatort, Aleksander Schleicher wird ins Krankenhaus gebracht und erliegt dort wenig später den schweren Verletzungen.
Der Täter flüchtet vom Tatort. Als es zum telefonischen Kontakt mit der Polizei kommt, kündigt er an, sich stellen zu wollen. Die Polizei leitet eine Fahndung mit Bild und vollem Namen ein. Am Mittag des folgenden Tages stellt sich der Täter der Polizei. Der Polizeisprecher sagt damals: „Wir rechnen den jungen Mann der rechten Szene zu.“
Der Täter lebte zum Tatzeitpunkt erst seit wenigen Monaten in Heidenheim. Seine Eltern schickten ihn hier zu seinem Onkel, bei dem er leben sollte, damit er Abstand zu seinem rechtsgerichteten Freundeskreis in Berlin gewinnt. Aber auch in Heidenheim findet der Täter schnell Anschluss an die rechtsextreme Szene.
Das Landgericht Ellwangen verurteilt den Täter im Juli 2004 wegen Totschlags zu neun Jahren Haft nach Jugendstrafrecht. Ein Gutachter attestierte dem Täter aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur eine verminderte Schuldfähigkeit, was jedoch nicht strafmildernd wirkte. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem „Kapitalverbrechen mit rechtsextremem Hintergrund“, argumentierte aber, dass es keine Tötung aus rassistischen Gründen gewesen sei. In ihrem Urteil erklärte die Kammer aber, dass die Tat ohne den „ausländerfeindlichen Hintergrund des Angeklagten“ nicht erklärbar sei. Bis heute sind die Opfer nicht staatlich als Opfer rechter Gewalt anerkannt.
Der Täter wurde nach acht Jahren aus der Haft entlassen und nahm sich ein Jahr später, im Sommer 2012, das Leben.
Am Abend nach der Tat zog eine Demonstration durch Heidenheim, die das rechtsextreme Motiv der Tat beklagte. Der damalige Bürgermeister wehrte sich in Interviews gegen den Vorwurf, dass Heidenheim ein Schwerpunkt rechtsextremer Aktivitäten sei. Dabei berief er sich auf die Einschätzung der Polizei, dass es in Heidenheim keine organisierte rechte Szene gebe. Dabei galt Heidenheim lange als Hochburg der rechtsextremen Partei Die Republikaner. Beispielhaft für die Fehleinschätzung ist ein Vorfall nur wenige Wochen vor dem Mord vor dem Club K2: Nachdem sich in Heidenheim 20 bis 30 Personen der rechten Szene zusammenfinden und sich Punks bedroht fühlten, alarmierten diese die Polizei. Die Polizei durchsuchte die Gruppe und fand dabei zahlreiche Schlagwerkzeuge und Messer.
Ein offizielles Gedenken der Stadt an die Tat gibt es nach wie vor nicht.