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„Dir ist es wichtig, welche Haltung Menschen vertreten, ob auf sie Verlass ist, was sie erleben und wie sie sich verhalten.“ Heike Radvan über Anetta Kahane

Dir ist es wichtig, welche Haltung Menschen vertreten, ob auf sie Verlass ist, was sie erleben und wie sie sich verhalten.

Es gab viele Menschen, mit denen Dich persönliche Geschichten verbanden, die und deren politische Haltung Dir wichtig waren und die Du in die Stiftung oder zum Essen einludst. Das waren meist sehr bewegende Begegnungen, ich erinnere mich an Hermann Freudenberg, der im Restaurant Ganymed am Schiffbauerdamm von seiner Flucht als Kind nach England erzählte und wie schwierig es nach 1945 in Westdeutschland als Jude war, das Familienunternehmen wieder zu übernehmen und zu leiten (während er mit unglaublicher Geschicklichkeit einen Hummer aß); ich erinnere mich an Wolfgang Edelstein, der sehr anschaulich und begeisternd über die ersten Versuche der Reformpädagogik nach 1945 erzählte und wie schwierig es im Land der Täter war, den Antisemitismus, die autoritären Erziehungsstile, all die Gewalt und Zumutungen anzusprechen und eine Alternative zu eröffnen. Ich erinnere mich daran, dass Harry Belafonte in unsere Räume kam und ihr unmittelbar sehr vertraut miteinander wart, er erinnerte sich natürlich nicht, dass Du ihn schon beim Festival des Politischen Liedes 1983 in Ostberlin gesehen und bewundert hattest. Dir war seit Langem klar, wie stark der Rassismus auch in der DDR war, nicht nur gegen Vertragsarbeiter:innen und deren Kinder, und wie schwierig es sein würde, diesen zu thematisieren.

Heike Radvan war von 2002 bis 2017 in der Amadeu Antonio Stiftung tätig. Sie koordinierte u.a. das Projekt zur Wanderausstellung „Das hat´s bei uns nicht gegeben! Antisemitismus in der DDR“, baute das Projekt „Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern“ sowie die Fachstelle Gender und Rechtsextremismus mit Kolleg:innen in der Stiftung auf. Heute lehrt und forscht sie als Professorin an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus am Fachbereich Soziale Arbeit zu Rechtsextremismus in ländlichen Räumen Ostdeutschlands und möglichen Gegenstrategien und kooperiert weiterhin mit den Stiftungskolleg:innen.

Menschen, die in der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“ oft als „schräg“, „komisch“, unangepasst gelten, sind Dir oft sehr schnell vertraut.

Ich erinnere mich an Udo Lindenberg und seine Aufmerksamkeit für den Osten, als noch kaum jemand darüber sprach, und seine klare Kante gegen Nazis; an Jeffrey Herf, den wir auf unseren Reisen in die USA trafen und der unermüdlich zum Antizionismus in der DDR recherchierte, an die Wegbegleiter:innen Marianne Birthler, Claudia Roth, Petra Pau und viele viele mehr …

 

Dir ist es wichtig, welche Haltung Menschen vertreten, ob auf sie Verlass ist, was sie erleben und wie sie sich verhalten. Menschen, die in der sogenannten „Mehrheitsgesellschaft“ oft als „schräg“, „komisch“, unangepasst gelten, sind Dir oft sehr schnell vertraut, weil sie häufig die menschlichen Qualitäten haben, die Dir wichtig sind: warmherzig, empathisch, zugewandt, loyal, witzig, nicht nachtragend, aufs Wesentliche fokussiert. Ich habe das immer sehr geschätzt, es war die Basis des „Zuhause-Seins“ in der Stiftung und die Basis der gemeinsamen Arbeit. Das ist alles nicht selbstverständlich, es war und ist durch Dich, und ich bin Dir unglaublich dankbar dafür.“

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