Weiter zum Inhalt

Versagen mit System?

Wie hier in Köln betreibt der Verfassungsschutz mit eigenen Angeboten politische BIldungsarbeit und Imagepflege. Foto: strassenstriche via flickr

Der Verfassungsschutz gilt als Stützpfeiler der deutschen Sicherheitsarchitektur. Als „Frühwarnsystem“ soll es Schutz vor demokratiefeindlichen Entwicklungen bieten. Eine Ausstellung sucht die kritische Auseinandersetzung mit der Arbeitspraxis der Behörde, die nicht erst im Zusammenhang mit dem NSU infrage gestellt wird. Die Amadeu Antonio Stiftung hat das Projekt gefördert.

Kritiker stellen seit vielen Jahren die Sinnhaftigkeit des Verfassungsschutzes in Frage. Die Aufdeckung des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ nach dessen Selbstenttarnung hat es deutlich gezeigt: die Behörde ist an seinem eigenen Auftrag gescheitert und hat als „Frühwarnsystem“ versagt. Das Forum für kritische Rechtsextremismusforschung, eine Arbeitsgruppe des Vereins „Engagierte Wissenschaft“, hat die Geschichte der Behörde kritisch beleuchtet und die Ergebnisse in Form einer Ausstellung zugänglich gemacht. Denn gerade der NSU habe gezeigt, dass die Fehleinschätzung und mangelhafte Aufklärung nicht zu einer grundsätzlichen Erneuerung der Arbeitspraxis geführt hat. Stattdessen wurden die Arbeitsfelder der Behörde sogar ausgeweitet.

„Dienstleister der Demokratie“

Kritisch sehen die Wissenschaftler vor allem die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, mit der sich die Behörde als Akteur der politischen Bildung und „Dienstleister der Demokratie“ betätigt. Mit eigenem Bildungsmaterial, kostenlosen Vortragsaktivitäten und Planspielen an Schulen.

Unter dem Titel „Versagen mit System“ ist eine Ausstellung entstanden, die dieser Entwicklung eine zivilgesellschaftliche Perspektive entgegen stellt. Dabei geht es ausdrücklich nicht um eine juristische oder verwaltungsrechtliche Bewertung, sondern um die Frage nach dem Verständnis demokratischer Kultur in Abgrenzung zu staatlichen Grenzziehungen. So kritisieren die Ausstellungsmacher die vom Verfassungsschutz beanspruchte Entscheidungsmacht über die Frage, wer aus welchen Gründen als „extremistisch“ eingestuft wird –und mit welchen Konsequenzen er zu rechnen hat. Gleichzeitig hat die Aufarbeitung der NSU-Mordserie gezeigt, dass die Behörde selbst sich einer demokratischen Kontrolle entziehe und nicht transparent arbeite.

Nachdem die Ausstellung bereits in Hamburg und Berlin gezeigt wurde, wird sie am kommenden Montag in Rostock zu sehen sein. Die Ausstellung dient als Informations- und Diskussionsangebot für alle politisch Interessierten. Dazu gehören vor allem Lehrer/innen und Sozialpädagog/innen und Politiker/innen, um sie für problematische Aspekte einer „geheimdienstlichen Bildungsarbeit“ zu sensibilisieren.

Das Forum für kritische Rechtsextremismusforschung hat sich 2005 unter anderem als Reaktion auf den erstmaligen Einzug der NPD in den sächsischen Landtag gegründet und agiert als Schnittstelle für die wissenschaftliche und praktische Arbeit gegen Neonazismus und Rassismus.

Foto: strassenstriche.net (CC BY-NC 2.0)

 

Weiterlesen

Jahrestag_Magdeburg

Der Anschlag von Magdeburg: Ein Jahr danach

Vor einem Jahr verwandelte sich der Magdeburger Weihnachtsmarkt in einen Ort des Grauens. Heute ist er wieder hell erleuchtet. Während Besucher*innen in Vorfreude über den Platz schlendern, kämpfen andere noch immer mit den Schatten des 20. Dezembers 2024: Angehörige, die ihre Liebsten verloren haben, Verletzte, deren Wunden nicht heilen wollen, und Menschen, die sich fragen, ob gesellschaftlich eigentlich wirklich verstanden wurde, was damals geschah.

Rückblick_Rechtsextremismus

Rechtsextremismus 2025: Gewalt, Gewöhnung, Gegenwehr

Der Rechtsextremismus gewinnt in diesem Jahr nicht nur durch die AfD, sondern auch durch junge, radikale Gruppen weiter an Boden. Neonazistische Jugendorganisationen füllen Lücken in Schulen und Gesellschaft, mobilisieren mit Hass und Gewalt. Der Einfluss der rechtsextremen AfD reicht sogar bis in das Weiße Haus der USA. Doch die Zivilgesellschaft reagiert entschlossen: Mit wachsendem Widerstand und Solidarität kämpft sie für eine demokratische Zukunft.

Druck auf Zivilgesellschaft
Gefördertes Projekt

Druck auf die Zivilgesellschaft: Aufgeben ist keine Option

Dass die Zivilgesellschaft „unter Druck“ steht, ist seit einiger Zeit überall zu hören. Was aber bedeutet es, sich in diesen Zeiten gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu engagieren? Einige der Projekte, die wir 2025 gefördert haben, haben wir gefragt, wie sie auf das Jahr 2025 zurückblicken und was sie sich für 2026 wünschen.

Bleib informiert!

Melde dich jetzt zum Newsletter an und verpasse keine unserer nächsten Publikationen!

Schön, dass du dich für unsere Publikation interessierst! In unserem monatlichen Newsletter erhältst du spannende Einblicke in den Alltag demokratischer Zivilgesellschaft und in unsere Arbeit.

    Mit dem Absenden des Formulars erkläre ich mich mit der Verarbeitung meiner Daten gemäß der Datenschutzerklärung einverstanden und erhalte den Newsletter. Ich kann meine Einwilligung jederzeit über den Abmeldelink im Newsletter widerrufen.

    Publikation bestellen Direkt zum PDF