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Die Situation vor Ort verändern und von Gewalt Betroffene stärken


Ostdeutsche Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt treffen sich in Werftpfuhl. Gemeinsam mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) fördert die Amadeu Antonio Stiftung das Treffen.

Vom 30. Mai bis zum 1. Juni, versammelten sich ostdeutsche Beratungsstellen für Opfer neonazistischer, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Werftpfuhl. Zweck des Treffens war einerseits die Vernetzung und die damit verbundenen besseren Kommunikationsmöglichkeiten der Beratungsstellen sowie eine Fortbildung zum Themenfeld „Lokale Intervention“. Nach der Anreise am 30. Mai, tauschten sich die 24 Vertreterinnen und Vertreter der sieben Beratungsstellen aus ganz Ostdeutschland über die Situation in den jeweiligen Bundesländern aus. Auch in Bezug auf den Umgang mit der sehr umstrittenen „Extremismusklausel“ wurde sich ausgetauscht. „Auch wenn der Umgang in den jeweiligen Beratungsstellen und Bundesländern unterschiedlich ist, so sind sich alle darüber einig, dass die Klausel kontraproduktive für die Arbeit ist“, beschreibt Dominque John, Geschäftsführer bei der Opferperspektive, die Stimmung beim Vernetzungstreffen.

Der Ansatz der „Lokalen Intervention“

In den am zweiten Tag des Treffens angesetzten Workshops ging es hauptsächlich darum den Ansatz der „Lokalen Intervention“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Einen allgemeinen Überblick über diesen Ansatz lieferte Friedemann Bringt vom Kulturbüro Sachsen e.V. Der Referent brachte den Anwesenden der Opferberatungsstellen die Sicht- und Arbeitsweise der Mobilen Beratungsteams im Bereich der „Lokalen Intervention“ näher. „Im Wesentlichen ging es darum uns über Formen und Inhalte ‚lokaler Intervention‘ auszutauschen“, so Dominique John. Der Ansatz der „Lokalen Intervention“ wurde schon zwischen den Jahren 2001 bis 2003 entwickelt und ist fester Bestandteil der Arbeitskonzeption der ostdeutschen Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt. Allerdings standen nach der Abwicklung des Bundesprogramms CIVITAS nur noch sehr begrenzt Mittel zur Verfügung, um Vernetzungstreffen und Fachtagungen durchzuführen. „Wir konnten feststellen, dass der Ansatz nach wie vor in allen Beratungsstellen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitskonzeption ist und die Tagung hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir gemeinsam den Arbeitsansatz schärfen konnten“, erklärt John.

Kontakte schaffen

Was genau der Ansatz der „Lokalen Intervention“ ist, lässt sich an einem Beispiel besser verdeutlichen. Kommt es in einer Kommune zu Übergriffen von Neonazis, so werden die Opfer der Tat zunächst durch die Beratungsstellen betreut und beraten. Wird nun deutlich, dass es in der betroffenen Kommune häufiger zu solchen Übergriffen kommt oder, dass Jugendliche sich vor solchen Angriffen fürchten, so greifen die Opferberatungsstellen zum Ansatz der „Lokalen Intervention“. Gemeint ist damit, dass gemeinsam mit den Jugendlichen überlegt wird, wie die Situation vor Ort verändert werden kann und zu wem es sinnvoll wäre, Kontakt aufzubauen. „Hier kann zum Beispiel der Kontakt mit dem Bürgermeister, dem Landrat, einem Pfarrer oder anderen Personen hergestellt werden, um die Jugendlichen mit ihrem Anliegen besser zu vernetzen“, erklärt Dominique John.

Erneutes Treffen

Weil diese Form der Fortbildungen der Opferberatungsstellen (Vernetzungstreffen mit anschließender Fachtagung) wichtig sind, um die inhaltlichen Konzepte weiterzuentwickeln , wird es vom 21. bis 23. September wieder ein Vernetzungstreffen, gekoppelt an ein Seminar, dieses Mal zum Thema „Beratungsmethoden“, geben. „Hier wird eine erfahrene Diplompädagogin, die seit langem im Bereich der psychosozialen Arbeit tätig ist, als externe Ansprechpartnerin für Beratungsmethoden zur Verfügung stehen“, verrät Dominique John. Der Input soll helfen die Beratungsarbeit zu reflektieren und zu optimieren. „Wie schon gesagt, konnten diese wichtigen Arbeitstreffen in den letzten Jahren auf Grund eingeschränkter finanzieller Mittel nur selten stattfinden“, bedauert Dominique John.
Gerade weil diese Treffen jedoch so wichtig sind, haben sich die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) und die Amadeu Antonio Stiftung zusammen getan, um gemeinsam den direkte Austausch der Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt in Ostdeutschland zu fördern.

Von Rainer Mai

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