Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

25 Jahre danach – Perspektiven zu Hoyerswerda

Anlässlich des 25. Jahrestages des rassistischen Pogroms von Hoyerswerda informiert eine Webdokumentation aus vielfältigen und teils sehr persönlichen Perspektiven über Ursachen, Ablauf und Folgen der tagelangen Angriffe auf Migrantinnen und Migranten im September 1991 in Hoyerswerda (Sachsen).

von Matthias Galle

Zu Beginn der 1990er Jahre erreichte das Ausmaß rechtsradikaler Gewalt im wiedervereinigten Deutschland eine neue Dimension. Täglich griffen Neonazis Migrant_innen, alternative Jugendliche oder andere Menschen an, die nicht in ihr Weltbild passten – oft mit tödlichen Folgen. Die Angriffe im September 1991 in Hoyerswerda richteten sich gegen mosambikanische Vertragsarbeiter_innen und eine Unterkunft für Geflüchtete. Tagelang belagerten Neonazis und Bürger_innen deren Wohnheime, bedrohten, beleidigten und verletzten die Bewohner_innen. Weil sich Politik und Polizei nicht in der Lage sahen, die Angriffe auf die Flüchtlinge zu stoppen, mussten die Betroffenen unter dem Applaus und Gejohle vieler Anwohner_innen die Stadt verlassen.

Die Aufarbeitung dieser Angriffe ist auch heute längst nicht abgeschlossen. Die Initiative „Pogrom 91“ und die out of focus Filmproduktion taten sich anlässlich des 25. Jahrestages zusammen und starteten mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung die Webdokumentation hoyerswerda-1991.de. Hier werden vielfältige Perspektiven über Ursachen, Ablauf und Folgen der tagelangen Angriffe auf Migrant_innen im September 1991 in Hoyerswerda (Sachsen) zusammengetragen und Hintergrundinformationen zu der Situation von Vertragsarbeiter_innen und zur Strafverfolgung bereitgestellt. Regelmäßig erscheinen neue Beiträge und Videos zum Thema. In Zeitzeugenvideos berichten beispielsweise Betroffene, Anwohner_innen und Besucher_innen eines linken Jugendclubs und andere Beteiligte von ihren Erinnerungen an die Angriffe. Eine Chronik zeichnet den Verlauf der Ereignisse nach.Es fehlte bisher an einer frei zugänglichen Plattform mit umfassenden Informationen zu den Angriffen vom September 1991“, so die Dokumentarfilmerin Julia Oelkers von der out of focus Filmproduktion. „Wir lassen uns deshalb Geschichte von denen erzählen, die sie erlebt haben – aus vielfältigen Perspektiven. Hintergrundinformationen aus Medienberichten unterstützen die Nutzerinnen und Nutzer unserer Webplattform bei der Einordnung der Schilderungen“ berichtet Oelkers weiter.

Wie die Filmemacherin erläutert, solle die Plattform einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit aktuellen rassistisch- und rechtsmotivierten Angriffen leisten, über die derzeit unter Stichworten wie Heidenau, Freital, Clausnitz und Bautzen diskutiert werde. „Deshalb haben wir eine Perspektive auf Hoyerswerda 1991 ganz bewusst ausgeschlossen: Die Sicht derjenigen, die solche Angriffe noch immer gut heißen.“
In den nächsten Wochen sind weitere Veröffentlichungen auf hoyerswerda-1991.de geplant, die Initiative „Pogrom 91“ und out of focus halten Interessierte über Facebook, Twitter und einen E-Mail-Newsletter auf dem Laufenden.

Weiterlesen

Königreich Deutschland Folgen Beitragsbild

Heimatlose Reichsbürger: Das Königreich Deutschland-Verbot und seine Folgen

Einsatzkräfte durchsuchen am Morgen des 13.05.2025 in allen Teilen Deutschlands Liegenschaften und Wohnungen von führenden Mitgliedern des Vereins „Königreich Deutschland“. Das Verbot des „Königreichs Deutschland“ trifft das Reichsbürger-Milieu hart – doch seine Ideologien leben weiter. Hinter esoterischer Fassade verbarg sich ein autoritäres, antisemitisches System. Der Rechtsstaat bleibt gefordert, wachsam zu bleiben.

54506011474_3eb85a3199_b

Befreiungsparty statt Opfermythos: “Wer nicht feiert, hat verloren!”

Seit fast 20 Jahren betrauern Neonazis in einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern das Ende des Dritten Reiches. Kurz vor Kriegsende hatten sich in der Kleinstadt mehrere hundert Frauen, teils mit ihren Kindern, selbst umgebracht. Die Amadeu Antonio Stiftung hat die Gegenveranstaltung des Aktionsbündnisses 8. Mai gefördert, um den Rechtsextremen nicht die Deutungshoheit über die Geschichte zu überlassen.

AfD_Steuergelder

Steuergelder für Rechtsextremismus: Jedes Jahr über 120 Millionen Euro für die AfD

Trotz Einstufung der AfD als „gesichert rechtsextremistisch“ fließen weiterhin gewaltige Summen staatlicher Gelder an die Partei und ihre Kader. Mehr als 120 Millionen zahlt der Bund jahr für Jahr an eine Partei, die Rechtsstaatsprinzipien und Menschenrechte in Frage stellt und die Demokratie angreift – und das nur für ihre Wahlerfolge auf Bundesebene. Eine gewaltige Finanzspritze für die rechtsextreme Landnahme und die Finanzierung ihres Vorfelds.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.