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Interview

„5 Fragen an…“ die Gruppe „Beherzt“

Die Gruppe „beherzt“ hat sich Ende 2018 im Landkreis Uelzen (Niedersachsen) zusammengetan, weil ihre Mitglieder beobachteten, dass vermehrt völkische Siedler*innen in die Region ziehen .Inzwischen stehen rund 400 Bürger*innen aus den Landkreisen Uelzen, Celle, Lüchow-Danneberg und Lüneburg hinter der Initiative. Das gelb-magentafarbene Holzkreuz mit der Aufschrift„Kreuz ohne Haken – fUEr Vielfalt“ ist ihr Zeichen, mit dem sie ihre Position gegen die völkische Nachbarschaft deutlich machen. Etwa 150 dieser Kreuze stehen an Zufahrten von Höfen und Häusern als Hinweis darauf, dass für die Menschen an diesen Orten die völkische Gesinnung keinen Platz hat: „Wir wollen verhindern, dass sie zunehmen. Wir wollen ihren Einfluss eindämmen und ihrem Wirken argumentativ den Boden entziehen.“

Wie präsentieren sich die völkischen Siedler*innen in eurer Kommune?

Als Anwälte, Lehrer, Menschen in Heilberufen und Handwerker wirken sie in ihren Wirkungskreisen auf unsere Gesellschaft ein. Erkennbar sind sie als Nachbarn, bei denen das Horst Wessel Lied zu hören ist; Flaggen, die zu Hitlers Todestag auf Halbmast gesetzt werden, Veranstaltungen zu Sommersonnenwendfeiern im Dorf oder im Wald, sowie Häuser und Höfe, die mit Runenzeichen versehen werden.

In welchen Formen dringen sie in eure Gemeinschaft ein?

Wir bemerken zwei typische Aspekte der völkischen Landnahme: Die Schaffung von Rückzugsräumen und die Vereinnahmung durch ideologische Prägung. Der Nordosten Niedersachsens hat in diesem Sinne eine lange Geschichte aufzuweisen und wir erleben weiterhin beides, den Aufkauf von Höfen und anderen Liegenschaften, auch Wald, Fischteiche, und das Eindringen von Rechten in die Strukturen von Kindergarten, Schule, im Dorf in der Nachbarschaft und Dienstleistern.

Wie wurde euch schließlich bewusst, dass es Rechtsextreme sind?

1987 erschien zum Todestag des Hitler Stellvertreters Rudolf Hess eine Anzeige in der Uelzener Tageszeitung, in der sich alteingesessene, etablierte Familien selbst outeten, die nach wie vor der völkischen Blut- und Bodenideologie mit rassistischer, antisemitischer und antichristlicher Ausrichtung anhängen.

Wie wehrt ihr euch gegen die Land- und Vereinsübernahmen?

Aufklärung ist das A und O: Wir arbeiten mit Informationen für potenzielle Verkäufer und für Kommunen. Dazu gehören Lesungen, Austausch mit und Beratung von Vereinen, Gespräche mit Kommunalverantwortlichen.

Gibt es genug Unterstützung in der Gegenwehr und von wem kommt sie?

Die Frage ist nicht ganz richtig. Diese Menschen sind etabliert, haben Familie, Haus und Beruf und damit ihre Existenz und werden unsere Gemeinwesen nicht einfach verlassen. Wir können nur ihren Einfluss begrenzen oder verhindern und setzen hier auf zivilgesellschaftliches Engagement. Dazu müssen wir viel mehr Menschen gewinnen und verhindern, dass die extreme Rechte erstarkt durch bequemes Unterlassen von Auseinandersetzung von Seiten des großen Teils der Gesellschaft mit der Problematik der völkischen Landnahme.

 

Unsere neue Handreichung „Land Unter? Handlungsempfehlungen zum Umgang mit völkischen Siedler*innen“ möchte alle, die in ihrem Alltag mit völkischen Siedler*innen konfrontiert sind, dabei unterstützen, einen eigenen Umgang mit dem Problem der rechtsextremen Landübernahme zu entwickeln. Die Handlungsempfehlungen können hier bestellt und heruntergeladen werden.

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