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Bus der Begegnungen rollt durch Sachsen und Thüringen

© Initiative „Deutschland, wir müssen reden“

„Mit uns redet ja niemand“ – so begründen viele Menschen ihre vermeintliche Protestwahl, mit der sie ihrer Enttäuschung Ausdruck verleihen wollen. Doch welche Enttäuschung ist das eigentlich? Was bewegt die Menschen? Das wollte das Team vom Bus der Begegnungen herausfinden, der mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung durch Sachsen und Thüringen fuhr. Das Motto der Engagierten: Lasst uns gemeinsam herausfinden, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen!

Ein Kleinbus fährt Anfang September auf dem Marktplatz von Freiberg in Sachsen vor. Personen steigen aus und bauen einen Stand auf. Wer denkt, dass es sich um den Wahlstand einer Partei handelt, liegt falsch. Die sechs Studierenden aus Berlin sind in eigener Sache unterwegs: Sie möchten die Berliner Filterblasen verlassen und bei Kaffee, Saft und Blechkuchen mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. Das Ziel ist es kurz vor der Bundestagswahl, mit Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus und mit verschiedensten politischen Meinungen zu diskutieren. Fragen zu stellen ohne in Frage zu stellen.

Über persönliche Wünsche, Ängste und Anforderungen an die Politik möchten die sechs Wahlberliner_innen sprechen. Einerseits, um besser verstehen zu können, warum so viele Personen einer rechten Partei wie der AfD ihre Stimme geben, anderseits, um persönliche Eindrücke vom Leben in sächsischen Kleinstädten zu sammeln. Auf 14 verschiedenen Marktplätzen in Sachsen und Thüringen baut das Team ihren Stand auf. Im Vorfeld helfen Absprachen mit lokalen Initiativen, die Situation vor Ort besser einzuschätzen. Neben Kaffee und Kuchen helfen ein Glücksrad mit provokanten Thesen und ein Tablet mit dem Wahl-O-Mat, die skeptischen Blicke in neugierige zu verwandeln.

Einige Menschen bleiben stehen und tatsächlich kommt die Sprache schnell auf kontroverse Themen wie Sozialpolitik und den Zuzug von Geflüchteten. Viele bezeichnen sich selbst als „Protestwähler_innen“. Sie seien nicht dafür, dass die AfD in die Regierung komme, wollen aber ein Signal ans „Establishment“ senden. In den Gesprächen wird deutlich, dass viele zwar die Problematik rechter Positionen erkennen, aber dennoch rassistische Ressentiments teilen. Dadurch ist es ihnen möglich, trotz etwaiger Bedenken die AfD zu wählen. Um alltäglich Debatten zu führen, ob auf der Straße oder im privaten Umfeld, ist es wichtig, sich inhaltlich und strategisch vorzubereiten.

Eins ist auf dieser Tour deutlich geworden: Es ist ein langer Prozess, Lebensrealitäten (wieder) zusammenzubringen: „Es ist eine riesige Baustelle, die wir gerade erst kennen gelernt haben. Darum ist die Arbeit der lokalen Initiativen zur Förderung von Demokratie – die leider häufig vollkommen überlastet und schlecht finanziert sind – so wichtig“, erzählt eine der Organisator_innen. Obwohl die Arbeit anstrengend war, empfiehlt das Team das Kleine großflächiger zu machen und die Engagierten merken, dass es sich lohnt bewusst Gespräche zu suchen – ob in Sachsen, Thüringen oder woanders.

Mehr über das Projekt auf der Facebook-Seite.

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Nickolas(3)
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