Am 26. November 2019 wird zum dritten Mal der Amadeu Antonio Preis in Eberswalde verliehen. Der Kunstpreis wurde 2015 anlässlich des 25. Todestags von Amadeu Antonio erstmalig vergeben. Seitdem würdigt er alle zwei Jahre Werke, die sich mit Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung auseinandersetzen, sowie für Menschenrechte und Diversität eintreten. Die Jury des Amadeu Antonio Preis 2019 nominierte sieben von insgesamt 260 Einreichungen.
Die Nominierten für den Amadeu Antonio Preis 2019 sind:
- „Platz an der Sonne“ – BSMG
Die Black Superman Group (BSMG) ist ein Zusammenschluss der Rapper Megaloh und Musa sowie des Produzenten Ghanaian Stallion. BSMG ist ein Projekt, das sich als eine musikalische Bewegung einer neuen, selbstbewussten, afropäischen Identität versteht und Themen wie die Kolonialgeschichte und Alltagsrassismus behandelt.
- „Fringe“ – Maroula Blades
Maroula Blades ist Dichterin und Autorin. In ihrer Performance „Fringe (Randzone)“ kombiniert Blades Poesie und Prosa mit Bildern und Musik. Ausgangspunkt für „Fringe“ war ein Gedicht-Workshop mit Schüler*innen. Die multimediale Performance beschäftigt sich mit Identität, Rassismus und anderen sozialen Fragen.
- „Türken, Feuer“ – Özlem Özgül Dündar
Ausgangspunkt für Özlem Özgül Dündars Theaterstück „türken, feuer“ ist der ‘Brandanschlag von Solingen‘. Ihr Stück ist die sprachliche Annäherung an ein menschenverachtendes Verbrechen und bringt die Perspektiven der Menschen ein, deren Leben durch den Brandanschlag zerstört sind. Jeder Tag kreist um den Anschlag und jeder Schritt führt in Gedanken zum Feuer.
- „HAYMATLOS“ – Tamer Düzyol und Taudy Pathmanathan
Der Gedichtband zeigt gesellschaftliche Verhältnisse wie Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung an individuellen, kollektiven und historischen Lebensrealitäten auf. „HAYMATLOS“ bringt diverse Autor*innen zusammen, die gesellschaftskritische, emanzipatorische, oft nicht repräsentierte Perspektiven artikulieren.
- „Kanak 4 Life“ – Ebow
Das Album „K4L“ (Kanak for Life) beschäftigt sich mit dem Thema der Communities. Ebow gibt damit eine Antwort auf den allgegenwärtigen Rassismus und Sexismus, indem sie die gemeinsame Stärke ihrer Communities in den Vordergrund stellt. Ihre Communities, das sind die Kanaks, Queers, ihre Familie und diejenigen, die im Hip Hop kaum Erwähnung finden.
- „Millis Erwachen“ – Natasha A. Kelly
Natasha A. Kelly interviewte für ihren Film „Millies Erwachen“ acht schwarze Frauen, die in Deutschland im Kunstkontext tätig sind. Sie berichten, wie sie die gängigen kolonialtradierten Stereotype überwunden und ihre eigene selbstbestimmte Identität innerhalb der weißen Mehrheitsgesellschaft ausgeformt haben. Die biografischen Erzählungen zeigen, inwieweit die Beschäftigung mit Kunst als »Heilmittel« dienen kann, emotionale Isolation und gesellschaftliche Unterdrückung zu lindern.
- „Miss Yellow and Me – I wanna be a musical“ – Olivia Hyunsin Kim/ddanddarakim
Olivia Hyunsin Kim ist Choreografin und Performerin. Mit „Miss Yellow and Me – I wanna be a musical“ reagierte Kim auf die Wiederaufnahme des Erfolgs-Musicals „Miss Saigon“, welches aufgrund seiner stereotypen, rassistischen und sexistischen Motive von der asiatischen Community boykottiert wird. Kim ruft mit ihrem Stück eine Musical-Talentshow ins Leben, karikiert (ost)asiatische Stereotypen sowie exotisierende Klischees und erprobt deren Potential als Mittel der Selbstermächtigung.
Der Jury gehörten Fatma Aydemir (Autorin), Thelma Buabeng (Schauspielerin), Philippa Ebéné (Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Werkstatt der Kulturen in Berlin), Anetta Kahane (Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung), Norman Reichelt (Kulturamtsleiter Eberswalde), Julian Röder (Fotograf), Augusto Jone Munjunga (Vorsitzender des Afrikanischen Kulturvereins Palanca, Eberswalde), Gudrun Sailer (Künstlerin) und Ferenc Snétberger (Jazz-Gitarrist und Komponist) an.