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„Diese Ergebnisse kann man nicht ignorieren“

Foto: Stefan-Xp via wikipedia, cc


Diskriminierung an Schulen und bei Behörden, erschreckende Bildungssituation. Die von der Amadeu Antonio Stiftung mitgeförderte Studie zur aktuellen Bildungssituation von Sinti und Roma zeigt, welche fatalen Auswirkungen Diskriminierung hat.

„Die Studie zeigt, dass das allgemeine Menschen- und Bürgerrecht auf Bildung nicht im vollen Umfang für deutsche Sinti und Roma gilt“, sagt Daniel Strauß, Geschäftsführer von RomnoKher und Herausgeber der Studie „Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma“. RomnoKher ist gGmbH ist eine Dachorganisation vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg, der Gesellschaft für Antiziganismusforschung e.V. und der Freudenbergstiftung.

Die Studie hat erschreckende Ergebnisse. Sie zeigt, dass Sinti und Roma die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus‘ bis in die heutigen Generationen traumatisch belastet. Umso empörender ist es, dass das Leiden von Sinti und Roma im Nationalsozialismus und die bis heute fortwirkende Diskriminierung wenig aufgearbeit bis völlig ignoriert wird. Beispielhaft dafür ist das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma, das in Berlin schon seit Jahrzehnten geplant wird. Bisher ist es noch immer eine Baustelle.

Diskriminierung in allen Lebenslagen

81,2 Prozent der in Deutschland lebenden Sinti und Roma haben Diskriminierungserfahrungen. Außerdem betont die Studie, wie erschreckend es ist, dass Antiziganismus an Schulen auch bei Lehrerinnen und Lehrern vorhanden ist. So kann das Lehrpersonal bei Beschimpfungen durch Mitschülerinnen und Mitschüler nicht nur nicht einschreiten, es erkennt nicht einmal die Problemlage beziehungsweise verstärkt sie sogar. Doch nicht nur in der Schule ist Diskriminierung von Sinti und Roma an der Tagesordnung. Fast 54 Prozent der von der Studie befragten Personen fühlen sich bei Behördengängen „eingeschüchtert“, „schlecht behandel bis diskriminiert“.

Bildungssituation

Lediglich 18,8 Prozent der Befragten haben eine berufliche Ausbildung absolviert und 13 Prozent besuchen überhaupt keine Schule – in der Mehrheitsbevölkerung sind es nach Schätzungen unter einem Prozent. Wohingegen in der Mehrheitsbevölkerung etwas unter 25 Prozent der Menschen ein Gymnasium besucht haben, sind es bei Sinti und Roma lediglich 2,3 Prozent. Das sind sechs Personen der 261 Befragten. „Ein gleichberechtigter Zugang zum Bildungswesen muss gewährleistet sein“, fordert Herausgeber Strauß. „Um gleiche Bildungschancen zu gewährleisten, soll Deutschland der Forderung der Europäischen Kommission nachkommen und eine nationale Roma-Integrationsstrategie vorlegen, die auch die nationale Minderheit deutscher Sinti und Roma aktiv einbezieht“, fordert auch Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), die Hauptförderer der Studie ist. „Diese Ergebnisse kann man nicht ignorieren – es muss gehandelt werden“, sagt Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung, die Mitförderer der Studie ist.

 

Von Nora Winter

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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