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Dossier und Veranstaltungsreihe zu Antiziganismus

Mahnmal der ermordeten Sinti und Roma in Berlin

In Deutschland rückt Antiziganismus vorrangig durch Übergriffe in Südosteuropa in das Bewusstsein der Gesellschaft. „Der Bezug zur Lebensrealität der Sinti und Roma in Mitteleuropa und zur weithin gängigen Diskriminierungspraxis hierzulande wird dabei kaum hergestellt. Erst vor einem Jahr hat die damalige französische Regierung vorgemacht, dass sich mit Repressalien gegen Roma sogar Wahlkampf betreiben lässt“, erklärt Friedemann Köngeter vom Informationszentrum 3. Welt (iz3w). In einem Dossier, das am 13. Dezember veröffentlicht wird, beleuchtet der Verein Phänomene des Antiziganismus. Eine vertiefte Aufarbeitung des Antiziganismus, als wenig beachtete Form des Rassismus, ist das Ziel. Die Amadeu Antonio Stiftung förderte die Erstellung des Dossiers sowie eine themenbezogenen Veranstaltungsreihe in Freiburg. Es geht darum die Öffentlichkeit über die aktuell immer noch bestehende Diskriminierungspraxis gegen Sinti und Roma auf lokaler Ebene zu informieren.

Der Begriff Antiziganismus wird erst seit den 1990er Jahren verwendet. Die Diskriminierung von Roma und Sinti, die dieser Begriff bezeichnet, ist hingegen Jahrhunderte alt.

In Hinblick auf die erst das erst kürzlich eröffnete Holocaust-Mahnmals für die Sinti und Roma Ende Oktober in Berlin muss eine Verbindung zwischen aktuellem Antiziganismus und dem Genozid in Nazi-Deutschland hergestellt werden und auf bestehende Rassismen aufmerksam gemacht werden.

Die Studie „Deutsche Zustände“ 2011 stellt fest, dass in Deutschland die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber Roma und Sinti signifikant angestiegen ist. In Osteuropa finden sogar wieder teils organisierte Übergriffe gegen Roma Siedlungen statt. Antiziganistische Ressentiments sorgen bis heute europaweit dafür, dass Menschen aufgrund der Feststellung, dass sie Angehörige der Romavölker sind, mit anderen Augen betrachtet – und anders behandelt – werden. Diese strukturelle und offensichtliche Diskriminierung führt zu schlechteren Chancen an Schulen oder auf dem Arbeitsmarkt.

Die 800 in Freiburg lebenden Sinti und Roma sind massiv von einer Abschiebung in den Kosovo, nach Serbien und Mazedonien bedroht. Die Lebenswirklichkeit, die sie dort erwartet ist von extremer Armut, gesellschaftlicher Diskriminierung und Perspektivlosigkeit gekennzeichnet. Die Äußerungen von Innenminister Friedrich bezüglich asylmissbrauchender Sinti und Roma führen zu einer weiteren Vergiftung der gesellschaftlichen Atmosphäre.

Durch die internationale sowie die lokale Dimension des Antiziganismus als einer weithin hingenommenen oder geduldeten Form des Rassismus fühlen sich die Projektträger verpflichtet ein gemeinsames Projekt auf beiden Ebenen zu beginnen. Diesen Ansatz unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung.

Beeke Melcher am 27. November 2012

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„Erinnern heißt verändern“

Über ein Modellprojekt der Amadeu Antonio Stiftung erhalten seit Mitte 2023 elf Initiativen von Betroffene und Angehörige von rechten, rassistischen und antisemitischen Anschlägen sowie das gesamte Netzwerk Unterstützung für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur. Gefördert wird das Projekt „Selbstbestimmt vernetzen, erinnern und bilden“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.

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