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Neuerscheinung

Entschwörung konkret: Wie viel Geschlecht steckt in Verschwörungsideologien?

Die neue Handreichung der Fachstelle für Politische Bildung und Entschwörung zeigt deshalb, wie Verschwörungsideologien mit Bildern von Geschlecht arbeiten, warum Menschen an sie glauben, welche Gefahr von ihnen ausgeht und ihnen begegnet werden kann.

„Endzeitkrieger“, „Corona-Rebellen“, „Hexen-Weiber“ und „QAmoms“. Die Szene der Corona-Leugner:innen nutzt bestimmte Männer- und Frauenbilder, um Demokratiefeindlichkeit und antisemitische Mythen zu verbreiten.

Mit tradierten Vorstellungen von Geschlecht werden viele Menschen von Verschwörungsideologien erreicht und leichter radikalisiert. Männer werden primär als Kämpfer gegen den Staat und die Medien inszeniert, Frauen hingegen als sorgende Mütter und mystische Naturverbundene.

Mit Politischer Bildung, die die Kategorie Geschlecht berücksichtigt,  kann Verschwörungsglauben besser analysiert und in konkreten Fällen entschwört werden. Denn auf diese Weise können die emotionalen Anteile des Verschwörungsglaubens aufgegriffen werden.

Verschwörungsideologien und Geschlecht: problematische Identitätsangebote

Verschwörungsideologien treten besonders im Kontext weltbewegender und -verändernder Ereignisse auf, weil sie Gefühle von Ohnmacht und Kontrollverlust kompensieren. Auch das Festhalten an traditionellen Geschlechterbildern kann eine Reaktion auf Krisen sein, weil eine klare Geschlechterrolle vermeintlich Halt und einen festen Platz in der Welt bietet. Verschwörungsideologien gehen deshalb oft mit Retraditionalisierung und Antifeminismus einher, der Frauen und Männern unterschiedliche Identitätsangebote macht.

Gekränkte Männlichkeit als Nährboden für Verschwörungsglauben

Männer können besonders anfällig für die Versprechen von Verschwörungsideologien sein, weil Angst, Unsicherheit und Unwissen für Männlichkeit oft ein Tabu sind. Die Heldenerzählungen von Verschwörungsideologien setzen hier an und bieten Männern die Möglichkeit, tabuisierte Gefühle zu verleugnen und umzudeuten: Der „Corona-Rebell“ hat keine Angst, sondern alle anderen haben nur falsche Sorgen. Der „Info-Krieger“ ist nicht orientierungslos, sondern die „Schlafschafe“, die den „Systemmedien“ glauben. Der „Endzeitkämpfer” wiederum stürzt sich trotz der Übermacht der vermeintlichen „Verschwörer:innen“ ins Gefecht.

Gekränkte Männlichkeit, die Angst vor Souveränitätsverlust und das Bedürfnis immer „Bescheid zu wissen“ ergeben so einen toxischen Nährboden, der zur Gefahr für Andere werden kann.

(Selbst-)Verharmlosung von Frauen ist gefährlich

Frauen wird die Rolle der kämpfenden Aktivistin oft abgesprochen, deshalb wird ihre Rolle in demokratiefeindlichen Gruppen meist unterschätzt. Dabei gibt es verschwörungsideologische Kanäle und Inhalte, die sogar gezielt von Frauen vertreten werden und diese wiederum ansprechen sollen: Auf Mütter-Blogs werden Legenden über vermeintliche „Kinderschänder“ in der Regierung verbreitet und harmlos klingende Demonstrationen wie der „Multikulturelle Frauenmarsch“ vereinen Impfgegnerschaft, Esoterik und Verschwörungsideologie.

Weibliche Zuschreibungen, die oft mit sexistischer Abwertung einhergehen, werden hier umgedeutet und als positive Identität angeboten: Weibliche Naturmacht und die Selbstverharmlosung als „besorgte Mutter“ rechtfertigen und verbreiten den Hass auf Wissenschaft, Technik und Demokratie.

Entschwörung: wie geht das?

Die neue Handreichung der Fachstelle für Politische Bildung und Entschwörung liefert deshalb Antworten auf die Fragen: „Wie viel Geschlecht steckt in Verschwörungsideologien?“ und „Entschwörung: Wie geht das?“. Sie bringt Politische Bildung, Extremismusprävention und Gleichstellungspolitik zusammen und liefert konkrete Handlungsempfehlungen für Pädagogik, Medien, Politik und die persönliche Auseinandersetzung mit diesen „vergeschlechtlichten“ Verschwörungsideologien im eigenen Umfeld.


Ermöglicht wurde diese Veröffentlichung von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB).

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