Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Erinnerungen bewahren, Zukunftsperspektiven schaffen

Zur Erinnerung an die Todesmärsche von Buchenwald sowie die Opfer des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten rief das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. 1999 das integrative Gedenkprojekt „1000 Buchen“ ins Leben. Entlang der ehemaligen Marschroute der Häftlinge entsteht seither Stück für Stück ein lebendiger Erinnerungsweg, versinnbildlicht durch Bäume, die Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam pflanzen und durch Baumpatenschaften finanzieren.

„1000 Buchen“ ist ein Paradebeispiel für die wichtige Arbeit des Lebenshilfe-Werks. Seit nun fast 30 Jahren setzt sich der Verein für Demokratie, Weltoffenheit und ein wertschätzendes, respektvolles Miteinander aller Menschen ein. Ein besonderes Anliegen ist dabei die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in unsere Gesellschaft und deren Unterstützung in ihrer selbstbestimmten Lebensführung und Selbstverwirklichung. Damit das gelingt, soll das Gedenken an die Vergangenheit bewahrt und daraus Lehren für die Zukunft gezogen werden. Die Bäume des Gedenkprojektes sollen also nicht nur an vergangenes Unrecht erinnern, sondern ebenso ein Zeichen für das Leben sowie eine weltoffene und vielfältige Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Rassismus setzen. Seit dem Beginn des Projektes wurden in 52 Pflanzaktionen insgesamt 112 Bäume gepflanzt.

Bekanntheit weit über die Landesgrenzen hinaus erlangte das Projekt im Juni 2019 aufgrund eines traurigen Anlasses: Zum wiederholten Male wurden Bäume und die zugehörigen Gedenktafeln attackiert. Zuletzt wurden am 3. Juli 2019 zwei stark beschädigte Kastanien entdeckt. Das Lebenshilfe-Werk ging von gezielten, politisch motivierten Taten aus und erstattete Anzeige. Es folgte ein überwältigender Zuspruch aus Politik, Unternehmen und Institutionen sowie von Privatpersonen. Viele positionierten sich öffentlich gegen die Angriffe auf das Projekt, machten Mut, boten Hilfe bei Neupflanzungen an und spendeten für das Projekt. So ging es gestärkt aus dieser turbulenten Zeit hervor.

Für das Lebenshilfe-Werk gilt es nicht nur, Geschichte zu bewahren, sondern vor allem auch, die Zukunft zu gestalten. So übernahm am 1. April 2020 das vom Lebenshilfe-Werk neu gegründete Inklusionsunternehmen „Dienstleistungswerk Weimar/Apolda gGmbH“ den Betrieb des ehemaligen Museumscafés, und der internationalen Jugendbegegnungsstätte der Gedenkstätte Buchenwald. Nun arbeiten hier Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Die Gedenkstätte und das Lebenshilfe-Werk betonen, dass diese besondere Zusammenarbeit einer bewussten Entscheidung entspringt: In den Jahren des Nationalsozialismus wurden nahezu 200.000 Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen als lebensunwert bezeichnet und getötet.

“Geschichte lässt sich nicht ungeschehen machen, aber Gegenwart und Zukunft können wir gestalten“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda, Rola Zimmer, anlässlich der Kooperationsunterzeichnung. „75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeiten künftig Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an dem Ort, der mit so viel Leid und Sterben verbunden ist.“ Volkhard Knigge, bei Vertragsschluss Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, hat die Zusammenarbeit mit auf den Weg gebracht: „Die Präsenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Inklusionsunternehmens im Café und vor allem in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte ist auch ein Stück lebendige Bildungsarbeit im Kampf gegen diejenigen, die Menschen mit Behinderungen ihre Rechte absprechen und ihre Teilhabe am Leben absprechen wollen Die Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungswerk Weimar/Apolda soll hier ein für alle sichtbares Zeichen setzen.“

Zur Feier des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Buchenwald war eine große Baumpflanzaktion mit internationalen Akteur*innen geplant. Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste die Aktion abgesagt werden, soll aber, sobald dies wieder bedenkenlos möglich ist, nachgeholt werden.

Weiterführende Informationen und Einblicke in das integrative Erinnerungsprojekt bietet die Broschüre „1000 Buchen – Ein lebendiges Gedenken“ . Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ist auch eine Fassung in einfacher Sprache enthalten. In der Broschüre kommen u. a. Baumpat*innen zu Wort und lassen die hinter den Pflanzungen stehenden Geschichten lebendig werden. Gefördert wird die Broschüre von der Amadeu Antonio Stiftung.

Die Broschüre zum Download gibt es auf der Webseite des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V.

Weiterlesen

Die TikTok Strategie der AfD (1920 x 1080 px)
Analyse

Warum die AfD auf TikTok gerade so erfolgreich ist

Mehr als sechs Millionen Likes und knapp 400.000 Follower*innen: Die AfD ist die erfolgreichste Partei auf TikTok. Auf der Plattform gibt die rechtsextreme Partei den Ton an und das ist sehr gefährlich, nicht nur in Hinblick auf das Superwahljahr 2024. Doch was macht die AfD so erfolgreich? Welche Strategien nutzt die Partei? Und was kann man dagegen tun?

© Mut gegen Rechts
Sächsischer Förderpreis für Demokratie

Zivilgesellschaft unter Druck

Die Demokratie in Sachsen steht unter Druck. Das Superwahljahr 2024 bringt neben der anstehenden Europawahl auch Kommunalwahlen und die Landtagswahlen…

Förderkampagne Gegenwind
Neue Förderkampagne

Gegenwind – Förderfonds für Ostdeutschland

Um Rechtsextremismus und verfassungsfeindliche Bestrebungen aufzuhalten, braucht es mehr als Warnungen, Aufrufe und allgemeine Bekenntnisse zu Demokratie und Toleranz. Es braucht Projekte, die konkret vor Ort Beteiligung anbieten, die Werte des Grundgesetzes vermitteln und Solidarität praktizieren, indem sie Menschen schützen und unterstützen, die ausgegrenzt oder benachteiligt sind. Es braucht Initiativen, die gegen Hass und Demokratieverdrossenheit aufstehen, die der Hetze gegen Minderheiten, vermeintliche „Eliten“ und Andersdenkende mit Aufklärung und einer demokratischen Debattenkultur entgegentreten. Für solche Projekte haben wir den Gegenwind – Förderfonds für Ostdeutschland ins Leben gerufen.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.