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Neuerscheinung

Gemeinsam gegen Falschinformationen: Amadeu Antonio Stiftung unterstützt Start der Prebunking-Kampagne von Jigsaw und Moonshot

Um Menschen besser vor zunehmenden Falschinformationen online zu schützen, unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung den Start der breit angelegten Videokampagne gemeinsam mit der Google-Abteilung Jigsaw, Moonshot, und insgesamt 5 weitere Organisationen aus der deutschen digitalen Zivilgesellschaft. Die Kampagne setzt auf die sogenannte „Prebunking“-Methode, um Falschinformationen zu begegnen, noch bevor sie sich verbreiten. Die Idee dahinter ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir Manipulationstechniken kennen, können wir uns und andere besser davor schützen.

Falschinformationen haben nämlich eine Achillesverse: Sie bedienen sich häufig gleicher Manipulationstechniken oder Narrative. Damit bietet sich eine Chance, proaktiv gegen Falschinformationen vorzugehen, bevor sie sich verbreiten. Genau diesen Ansatz verfolgt das sogenannte „Prebunking“. „Prebunking“ erfolgt üblicherweise durch kurze Videos, die sich mit einer gängigen Manipulationstechnik der Desinformation befassen, wie beispielsweise Panikmache. Die Methodik zum Ausspielen Anzeigen von Prebunking-Videos als Werbung auf sozialen Plattformen basiert auf Erkenntnissen aus früheren Kampagnen sowie auf der Forschung von Jigsaw in Zusammenarbeit mit den Universitäten Cambridge und Bristol.

„Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass Desinformationen überall auf der Welt zunehmen. Diese Falschinformationen zu entlarven und zu widerlegen ist sehr sehr mühsam und zeitintensiv, deshalb müssen wir über die Techniken und Dynamiken von Falschinformationen aufklären, anstatt lediglich einzelne Narrative zu debunken.” Simone Rafael, Leiterin des Digitalbereichs der Amadeu Antonio Stiftung

Die Kampagne geht heute offiziell in Deutschland im Rahmen der Republica in Berlin an den Start. Sie wird getragen von der Google-Abteilung Jigsaw, der Agentur Moonshot und sechs  Partnerorganisationen aus der deutschen Zivilgesellschaft: Correctiv, Das NETTZ, klicksafe, Amadeu Antonio Stiftung, Neue Deutsche Medienmacher*innen und Alfred Landecker Stiftung.

Die Prebunking Videos werden als Pre-Roll oder in anderen Anzeigenformaten ab heute für mehrere Wochen auf YouTube, Facebook und Instagram ausgespielt werden. Also haltet die Augen auf und gebt Falschinformationen keine Chance!

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Mehr Informationen zur Kampagne findet ihr hier: 

FAQs

  • Wer sind die deutschen Partnerorganisationen, und welche Rolle hatten sie in dem Projekt?

Correctiv, die Amadeu Antonio Stiftung, Das NETTZ, klicksafe, Neue deutsche Medienmacher*innen und die Alfred Landecker Stiftung sind die Partner der Prebunking-Kampagne.

In unterschiedlichen Kapazitäten waren sie mit Expert:innen-Interviews an der Forschungsphase beteiligt, haben die Entwicklung der Video-Skripte unterstützt und

Feedback zu verschiedenen Aspekten der kreativen und strategischen Gestaltung der Kampagne gegeben. Correctiv hostete außerdem die Landingpage, über die Nutzer:innen mehr übre das Projekt erfahren können: https://correctiv.org/falschinformationen-erkennen/

  • Wie wurden die Manipulationstechniken, die in den Videos geprebunked werden, ausgewählt? Warum liegt der Fokus auf Manipulationstechniken statt Narrativen?

Aus der Forschungsphase und im Austausch mit lokalen Expert:innen der Partnerorganisationen und anderen Stakeholdern ergab sich, dass in Deutschland insbesondere immer wieder die gleichen Manipulationstechniken in verschiedenen Kontexten und in Verbindung mit verschiedenen Narrativen genutzt werden.

Zusätzlich nannten viele Expert:innen, dass einzelne Narrative rund um den russischen Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, Covid-19 und Migration in ein Meta-Narrativ der “Poly-Krise”, die die deutsche Gesellschaft lähmt, müden. Diese profitiert von einem Gefühl der Instabilität und einem fehlenden öffentlichen Konsens über die Ursachen und Lösungen der Krise. Dies wiederum schürt Misstrauen und schafft ein Umfeld, in dem konspiratives Denken und soziale Fragmentierung gedeihen können.

Aus diesen Ergebnissen ergab sich die Empfehlung der beteiligten Expert:innen, die Kampagne nicht auf ein konkretes Narrativ zuzuschneiden, sondern stattdessen drei gängige Manipulationstechniken in den Vordergrund zu stellen.

Die Wahl der Techniken – Dekontextualisierung, Panikmache und Whataboutismus – basiert ebenfalls auf Gesprächen mit lokalen Expert:innen, die diese Techniken als besonders relevant erachtet haben. Zudem denken diese drei Techniken auch verscheidene Kategoriene von Manipulationstechniken ab: technische Manipulation (Dekontextualisierung), emotionale Manipulation (Panikmache) und logische Manipulation (Whataboutismus).

  • Haben die Partnerorganisationen Geld oder eine andere Form der Gegenleistung enthalten?

Nein, die Partnerorganisationen haben keine Bezahlung oder andere Art der finanziellen Gegenleistung für ihre Unterstützung des Projekts bekommen. Google und Jigsaw hoffen aber, durch die Kampagne die Arbeit der Partnerorganisationen in den Mittelpunkt stellen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen zu können.

  • Auf welchen Plattformen wird die Kampagne ausgespielt und für wie lange?

Die Kampagne wird ab dem 5. Juni 2023 für mindestens sechs Wochen auf den Plattformen YouTube, Facebook und Instagram als bezahlte Werbekampagne laufen.

Die Wahl dieser Plattformen geht ebenfalls auf den Input von Expert:innen während der Forschungsphase zurück, die diese Plattformen als besonders relevant und für die Kampagne geeignet eingeschätzt haben.

  • In welchen Sprachen ist die Kampagne verfügbar?

Die Kampagnen-Videos sind auf Deutsch verfügbar, zusätzlich sind Untertitel in Russisch, Türkisch, Arabisch, Deutsch und Englisch verfügbar.

  • Was war die Rolle der Agentur Moonshot bei der Erarbeitung der Kampagne?

Moonshot spielte eine entscheidende Rolle als Umsetzungspartner im Kampf gegen Online-Fehlinformationen. Sie leiteten lokale Forschungsprojekte, um verbreitete Manipulationstechniken in Deutschland zu identifizieren, lenkten die kreative Ideenfindung und Entwicklung der Prebunking-Videos und wirkten als Skalierungspartner, um die Reichweite dieser Kampagne zu erweitern.

  • Wie wählt Google/Jigsaw aus, wo sie Prebunking-Kampagnen starten? Warum Deutschland?

Wenn es ein lokales Google-Team gibt, das in der Lage ist, die Kampagne zu unterstützen, wenn es eine relevante Bedrohung durch Falschinformationen gibt, und eine Reihe weitere Faktoren.

Die Kampagne in Tschechien, Polen und der Slowakei war zum Beispiel Teil des unternehmensweiten Engagements von Google, EU-Ländern und ukrainische Geflüchtete zu unterstützen. Im Rahmen dieser Bemühungen entwickelte Jigsaw eine groß angelegte Prebunking-Kampagne, um gegen migrationsfeindliche Stimmungen anzugehen.

In Deutschland wurden in den letzten Jahren vermehrt koordinierte Desinformationskampagnen durchgeführt, insbesondere in Bezug auf migrations- und impffeindliche Narrative. Nicht zuletzt haben die Pandemie und Russlands Krieg in der Ukraine das Thema in den Vordergrund der öffentlichen Debatte gerückt, einschließlich der Debatten darüber, wie die Resilienz und die Medienkompetenz der deutschen Bürgerinnen und Bürger gefördert werden können.

  • Wie wird die Wirksamkeit von Prebunking-Kampagnen bemessen?

Mit einer ähnlichen Methodik wie bei unserer früheren Prebunking-Forschung, die im August 2022 in Science Advances veröffentlicht wurde, wird diese Kampagne mit einer Methode namens „Brand-Lift-Umfrage“ messen, ob Prebunking-Videos auf YouTube auf Resonanz gestoßen sind oder nicht. In diesen Umfragen wird am Ende der Videos eine kurze Frage gestellt, in der die Nutzer:innen bewerten sollen, inwieweit sie von einer bestimmten Manipulationstechnik (z. B. Panikmache) erfahren haben, nachdem sie ein Prebunking-Video gesehen haben. Eine Studie, die in unserer Veröffentlichung in Science Advances vorgestellt wurde, ergab, dass die Videos einen Anstieg von 5% bei den Personen bewirkten, die nach dem sie das Video gesehen hatten, das Gefühl hatten, die Manipulationstechnik erkennen zu können.

  • Wodurch wird bestimmt, welche Nutzer:innen ein Prebunking-Video sehen und wann?

Anzeigengesteuerte Verbreitung: Die Verbreitungsstrategie für Jigsaws Prebunking-Kampagnen besteht darin, Online-Anzeigen mit minimaler Zielgruppenansprache zu verwenden. Auf Online-Plattformen werden die Anzeigen Nutzer:innen nach dem Zufallsprinzip in einem Lotteriesystem zugewiesen. Die Anzeigen werden nicht individuell getargeted, und wir führen kein Micro-Targeting durch, um Anzeigen für bestimmte Personen zu schalten.

Bei der deutschen Kampagne (wie auch in Zentral- und Osteuropa) werden die Anzeigen der allgemeinen Bevölkerung angezeigt – die Anzeigen sind nicht auf bestimmte demographische Gruppen oder Nutzer:innen ausgerichtet, die nach bestimmten Inhalten suchen.

  • Wo liegen die Grenzen von Prebunking, und gibt es Gruppen, bei denen Prebunking nicht funktioniert?

Prebunking ist am wirksamsten, um die Widerstandsfähigkeit derjenigen zu stärken, die noch nicht mit Falschinformationen in Kontakt gekommen sind oder “indoktriniert” sind. Wenn Menschen bereits verschwörerische oder extremistische Überzeugungen angenommen haben, kann Prebunking zu spät sein – andere Maßnahmen sind dann möglicherweise wirksamer.

Prebunking hat bei Menschen, die ursprünglich Fehlinformationen unterstützt haben, in Fällen, in denen es sich um eine leichtfertige Haltung handelte (z. B. bei Klimaskeptikern), immer noch eine gewisse Widerstandsfähigkeit bewirkt. Aber für Menschen mit verfestigten extremen Überzeugungen ist Prebunking möglicherweise kein wirksamer Ansatz.

Wie alle Formen der Bildung verblasst auch das Prebunking mit der Zeit in unseren Köpfen. Jigsaw hat die „Abklingkurve“ für Prebunking untersucht, d. h. wie lange die Wirkung unserer kurzen Videos anhält, und wir haben herausgefunden, dass die Resilienz dieser Prebunking-Videos 8-10 Tage anhält, aber schon nach 30 Tagen abklingen kann. „Booster“ oder kurze Videoclips, die den Zuschauer an das Gelernte erinnern, können hilfreich sein, um das Behalten über einen längeren Zeitraum zu unterstützen.

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