Die Unsicherheit im Umgang mit Hate Speech ist groß – nicht erst seit der Bundestagswahl und einer wachsenden rechts-alternativen Medienlandschaft. Mit dem Train-the-Trainer-Programm arbeitet die Stiftung mit Multiplikator_innen für eine digitale demokratische Kultur.
Nicht erst zur vergangenen Bundestagswahl und dem drohenden Einzug der AfD in den neuen Bundestag erreichten uns zahlreiche Anfragen, wie man mit rechter Hetze und Hass umgehen kann – online wie offline. Denn nach wie vor tun sich viele Menschen im Umgang mit rechtspopulistischen Inhalten und Gesprächsstrategien schwer. Wer sich in die Auseinandersetzung begibt, lässt sich oft verunsichern, einschüchtern und in die Defensive drängen. Unsere Antwort darauf ist ein Fortbildungsprogramm für Politische Bildner_innen, die anschließend Jugendlichen dn Umgang mit Hate Speech und Hass im Netz bermitteln können.
Denn vor allem Jugendliche müssen fit gemacht werden: für digitale Zivilcourage und demokratische Debattenkultur. Die sozialen Netzwerke sind voll von rechter Symbolik und offenen Hasskommentaren, aber auch von verdeckter Hetze, mit der Jugendliche für rechte Inhalte gewonnen werden sollen. Dieser Strategie begegnet das Projekt debate//de:hate der Amadeu Antonio Stiftung seit einem Jahr mit dem Programm „Train-the-Trainer“.
Praxisnahe Workshops helfen, Hate Speech zu erkennen und Gegenstrategien anzuwenden – und das reflektiert und selbstschützend. Methoden werden von den Teilnehmenden unter Anleitung pädagogischer Fachkräfte entwickelt, erprobt und angewandt. Zudem werden verschiedene Best-Practice-Beispiele von verschieden Counterspeech-Projekten kennengelernt. Diese Erfahrungen geben die ausgebildeten Trainer_innen anschließend in einem Peer-to-Peer Ansatz an Schüler_innen und Jugendliche weiter – im Schneeballsystem.
Der erste Zyklus des Projekts ist bereits abgeschlossen. Mitte Oktober trafen 10 Trainer_innen des ersten Jahrgangs auf 40 neue interessierte Politische Bildner_innen. Die Erfahrungen des ersten Jahres konnten an die Neuen weitergegeben werden: Wie erklärt man Schüler_innen, wie sie rechte Codes entschlüsseln können? Was macht man, wenn Jugendliche mit Verschwörungstheorien sympathisieren? Wie können die neuen Trainer_innen Jugendgruppen für Counter Speech im Netz mobilisieren?
Counter Speech heißt Gegenrede: Es gibt unterschiedliche Strategien, mit denen man Hasskommentaren im Netz begegnen kann. Demokratische Gegenrede, sachlich und konstruktiv. Dazu gehört grundsätzlich, dass man sich im Netz gegen menschenfeindliche Haltungen positioniert, faktisch dagegen argumentiert und wenn es gar nicht anders geht: Hasserfüllte Postings und Kommentare an die jeweiligen Seiten-Administrator_innen melden. Mit den Erfahrungen der schon ausgebildeten Trainer_innen konnte ein neuer Jahrgang geschult werden, um wieder neue Jugendliche zu erreichen. Dies stärkt und stützt insbesondere digitale und zivilgesellschaftliche Akteure und hilft, eine bessere digitale demokratische Kultur in den Sozialen Netzwerken zu verankern.