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Kinderrechte zum Anbeißen

Man nehme Mehl, Zucker und eine Prise Salz. Dazu eine von einem Kind formulierte Botschaft und heraus kommen – Kinderrechtskekse!

Von Sarah Beck

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich die Bürgerstiftung Barnim Uckermark ganz praktisch mit gelebten Kinderrechten in der Kommune. In einem gemeinsamen Projekt mit der Amadeu Antonio Stiftung lernten Eberswalder Kinder ihre Rechte kennen und entschieden dann selbst über eigene Projektideen. Doch schnell mussten die Kinder feststellen, dass die Kinderrechte nicht so bekannt waren, wie sie gehofft hatten. In Interviews mit Eltern, Lehrer/innen und anderen Erwachsenen wurde ihnen klar, dass kaum jemand mit dem Begriff „Kinderrechte“ etwas anfangen konnte, erzählt Projektkoordinatorin Katja Neels. Wie können die Rechte von Kindern aber garantiert werden, wenn niemand etwas von ihnen weiß?

Eine Idee musste her, mit der man die Aufmerksamkeit auf die Kinderrechte und ihre Bedeutung lenken kann. Und so begannen die Überlegungen der Kinder: Plakate? Flugblätter? Oder gar eine Demonstration? Dann kam ihnen die Idee. Versammelt in der Schulküche versuchte man sich mit dem Backen von Keksen. In ihrem Inneren versteckten Botschaften sollten sie, ähnlich wie bei Glückskeksen, über Kinderrechte aufklären. Inzwischen findet die Aktion, nun auch mit Unterstützung eines Bäckermeisters, jährlich statt. In diesem Jahr sandten insgesamt 179 Kinder über 500 selbst formulierte Textvorschläge ein, verrät Katja Neels. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, wandte man sich an über 70 Schulen und forderte alle Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren sich zu beteiligen.

Die den Kindern wichtigsten Themen waren Recht auf Spiel – Freizeit – Privatleben – Freunde, Recht auf Bildung, Recht auf elterliche Fürsorge – Familie – Zuhause sowie Recht auf Gewaltfreiheit. Eine Kinderjury, bestehend aus früheren Teilnehmenden, wählte aus den eingesandten Vorschlägen schließlich die Texte aus, die nun in den Keksen zu finden sind. Darunter Formulierungen wie die von Justin: „Ich habe das Recht darauf mich an Gesprächen zu beteiligen und meine Meinung zu sagen ohne verurteilt zu werden.“ oder Bastian: „Bildung bedeutet uns Kindern viel, auch wenn wir es nicht immer schätzen.“

Nachdem die Kekse in früheren Jahren vor allem verschenkt wurden, werden sie heute auch verkauft. Aus dem Erlös werden Kinder- und Jugendprojekte in der Region Barnim Uckermark gefördert. Und auch über die Verwendung wird in einem Kinder- und Jugendbeirat ganz selbstständig entschieden. Unter den Projekten waren in den letzten Jahren z.B. eine Wanderausstellung „Kinderrechte“, die von Schwedter Grundschulkindern selbst entwickelt und veranstaltet wurde, eine Zukunftswerkstatt von Kindern zum Thema Freizeitmöglichkeiten und Sich-Wohl-Fühlen im eigenen Dorf im Boitzenburger Land oder die bunte Neugestaltung durch Kinder in Lychen einer grauen Bushaltestelle, an der der Schulbus täglich hält.

Gerade zum diesjährigen 25. Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention ist das Thema aktueller denn je. Denn bei der konkreten Umsetzung kommt es in erster Linie auf die Kommunen, Städte und Schulen an: Es geht darum, das friedliche und respektvolle Zusammenleben vor Ort aktiv zu gestalten.

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