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Ludwigsburg stellt sich gegen rechts

Am Sonntag war er langersehnte Tag endlich da: Das Ludwigsburger Open-Air-Festival „Mut gegen rechts“ öffnete seine Tore. Schon seit 2010 findet das Festival in der 100.000-Einwohner-Stadt statt und ist damit ein öffentliches Vorbild, gegen Rechtsextremismus vorzugehen und Zivilcourage zu zeigen. Das ist bitter nötig, denn auch im letzten Jahr haben Meldungen über rechtsextreme Ausschreitungen in der Region nicht abgenommen.

Rechtsalternative Akteur*innen haben sich in der Stadt Räume und Strukturen geschaffen. Das „Krauthof-Hotel“  hat in der Vergangenheit seine Räumlichkeiten für Veranstaltungen von Reichsbürger*innen, AfD-Vertreter*innen und anderen rechtsalternativen Akteur*innen zur Verfügung gestellt. Die Betriebsgruppe „Zentrum Automobil“, eine Betriebsratswahlliste im Daimler Werk Stuttgart-Untertürkheim, macht dort der IG-Metall Konkurrenz. „Der III. Weg“, eine Kleinstpartei der Neonazis, macht auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt für sich Werbung. Dass auch Neben- und Unterorganisationen der NPD dort jedes Jahr auftreten, ist nicht neu. Schon in den Vorjahren war unter anderem die Jugendorganisation der NPD auf dem Weihnachtsmarkt aktiv.

Bekannt ist, dass sich die rechtsextremen Kreise gerne auf Großveranstaltungen wie Festivals und Konzerten treffen. Bisher haben Rechtsrockkonzerte in Sachsen und Thüringen Schlagzeile gemacht, doch auch in Süddeutschland gibt es mittlerweile viele solcher Events. Eines fand im Oktober 2017 unter dem Motto „Angry, live and loud“ statt. 250 Neonazis grölten dort zu Liedern von Bands wie „Kommando Skin“, einer aus Ludwigsburg stammenden Band.

In Ludwigsburg formiert sich jedoch auch eine Menge Gegenwind. Besonders engagiert zeigt sich die Initiative „Mut gegen Rechts“, die sich entschieden gegen rechtes Gedankengut und Diskriminierung in jeglicher Form und für Vielfalt und Toleranz einsetzt. Der Höhepunkt ihrer vielfältigen Arbeit ist ihr gleichnamiges Open-Air-Festival, das jedes Jahr auf´s Neue erfolgreich stattfindet. Dabei handelt es sich nicht einfach um ein Musikfestival. Tagsüber gibt es außerdem ein buntes Workshopangebot. Das Festival setzt ein Zeichen gegen rechte Vereinnahmungsversuche und zeigt: wir sind bunt und bringen Geflüchtete, Menschen mit Migrationshintergrund und Einheimische zusammen. Für das Jahr 2018 haben sich die Organisator*innen vorgenommen, mehr Jugendliche zu erreichen. Denn diese Altersgruppe ist für Fake News in den Sozialen Medien besonders empfänglich und lässt sich durch Hassrede im Netz in ihrem Meinungsbildungsprozess stark beeinflussen.

Die Wetter spielt mit, die Stimmung hätte nicht besser sein können – das Festival war ein voller Erfolg. Los ging’s am Nachmittag mit Vorträgen zu Feminismus, alltäglichem Sexismus und über die Seenotrettung im Mittelmeer von Mission Lifeline. In der Abendsonne spielten Kuballa, Dreiblatt, Hell&Back und Planet Watson. Fazit: Mit dem Festival ist ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Ludwigsburg gelungen.

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Kopie von Better Face Check Than Sorry HP
Neuerscheinung

Die extrem rechte Telegram-Szene während des sächsischen Kommunalwahlkampfes 2024 – EFBI Digital Report erschienen

Auf Telegram sind die rechtsextremen Freien Sachsen ein zentraler Akteur, ihre Nachrichten werden breit rezipiert. Auch im Kommunalwahlkampf präsentierten sie sich als übergreifende Bewegungspartei. Sich größer zu machen, als sie sind, gehört aber auch zur Strategie der Kleinstpartei. Der Kommunalwahlkampf der Freien Sachsen ist Schwerpunktthema des neuen Digital Reports der Amadeu Antonio Stiftung und des Else-Frenkel-Brunswik-Institut an der Universität Leipzig.

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