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Amadeu Antonio Stiftung fordert, Opfer von Doxxing und digitaler Gewalt zu unterstützen

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Die Veröffentlichung eines großen Konvoluts von Adressen und Daten von Politiker*innen der demokratischen Parteien wirft ein Schlaglicht auf das Thema digitale Gewalt. Wer online die Kontrolle über seine privaten Daten verliert, weil sie gestohlen und veröffentlicht werden („Doxxing“), erlebt Angst in der Offline-Welt – und dies nicht zu Unrecht. Werden etwa von politisch engagierten Menschen Wohnorte, Familieninformationen und anderes veröffentlicht, führt das zu Trollanrufen und Posts mit unangenehmen, gefährlichen oder Spam-Inhalten, oder sogar zu „Hausbesuchen“ oder zu physischer Gewalt. Das Sicherheitsempfinden kann durch Doxxing so stark beeinträchtigt werden, dass dies Einschränkungen in der digitalen oder analogen Lebenswelt zur Folge hat. Oft sehen sich die Angegriffenen gezwungen, ihr persönliches Umfeld zu ändern: Änderung sozialer Accounts, Melderegister-Auskunftssperrung, Kitawechsel der Kinder und Umzug.

Doxxing-Opfer klagen zusätzlich über enormen Aufwand, die veröffentlichten Daten wenigstens an den prominenten Stellen aus dem Internet zu bekommen – sofern Kontaktstellen der Netzwerke dafür überhaupt existieren. Darüber hinaus bereitet die Anzeige des Datendiebstahls Probleme, da auf Grund mangelnder Ausbildung der Polizei dieser oft nicht ernst genommen wird oder nicht geholfen werden kann.

Die Amadeu Antonio Stiftung fordert eine bessere Unterstützung von Opfern digitaler Gewalt:

  • Aufbau von Beratungs- und Hilfestrukturen für Opfer digitaler Gewalt, die bei Kontakten zu Sozialen Netzwerken, Anzeigen bei Polizei und Datenschutzbehörden und bei der Suche nach psychologischer Unterstützung helfen können.
  • Verbesserungen der Kommunikationsstrukturen zwischen Strafverfolgungsbehörden, Datenschutzbehörden und Sozialen Netzwerken.
  • Fortbildungen für Polizist*innen, um digitale Gewalt zu erkennen und angemessene Strafverfolgung einleiten zu können.
  • Finanzielle Unterstützung für Opfer digitaler Gewalt zur Bewältigung von Folgebelastungen (z.B. Umzugskosten).

Der Umgang mit digitaler Gewalt braucht erweiterte Kenntnisse in der Beratung, die bisher nicht abgedeckt werden können. Ähnlich wie für Opfer rechtsextremer Gewalt sind hier fachkundige Beratungsstellen nötig, die sich auf digitale Gewalt spezialisieren“, sagt Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung. Diese fehlen denjenigen, die online angegriffen werden, schon seit Jahren. „Selbst die aktuell angegriffenen prominenten Menschen müssen die Erfahrung machen, wie schwierig es ist, gedoxxte Daten selbst auf den großen, reichweitenstarken Netzwerken wieder löschen zu lassen Noch schlimmer ist es für privat Engagierte, wenn Daten gestohlen und veröffentlicht werden. Hier ist politisches Handeln nötig, um die digitale Welt für alle zugänglich zu halten, sagt Reinfrank.

 

Über die Amadeu Antonio Stiftung:

Die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich für eine demokratische Zivilgesellschaft ein – sowohl online als auch offline. Sie berät sie Akteur*innen der demokratischen Zivilgesellschaft im Umgang mit Hate Speech, Desinformation und Rechtsextremismus online.

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