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#BerlinZeigtCURAge thematisiert trans*feindliche Gewalt im Berliner Stadtraum Amadeu Antonio Stiftung startet Solidaritätskampagne in öffentlichen Toiletten

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Berlin, den 15.12.2022: Mit der Kampagne #BerlinZeigtCURAge macht die Amadeu Antonio Stiftung aufmerksam auf die Perspektive Betroffener rechter Gewalt auf das Berliner Stadtleben. 2022 und 2023 legt die Kampagne einen Schwerpunkt auf trans*feindliche Gewalt. Das diesjährige #BerlinZeigtCURAge-Kampagnenmotiv thematisiert insbesondere öffentliche Toiletten und ähnliche Orte als einen zentralen Angstraum für trans* Personen. An diesen Orten wird nicht nur ihre geschlechtliche Identität negiert, sondern sie werden mit Ablehnung, Anfeindungen und Bedrohung konfrontiert. Die Kampagnenmotive werden als Plakate und Postkarten ab dem 16.12.2022 im Berliner Stadtraum zu sehen sein. In großflächigem Format werden die Plakatmotive zum Beispiel auf der Frankfurter Allee, am S-Bahnhof Bundesplatz und in der Oranienstraße am Moritzplatz zu sehen sein. Die Kampagne wird begleitet von Statements von trans* Aktivist*innen, Unterstützer*innen und anderen Expert*innen auf den Social-Media-Kanälen der Stiftung.

„Die erhebliche Anzahl von trans*feindlichen Angriffen in Berlin hat uns schockiert. Uns liegen mehrere dokumentierte Fälle von brutaler Gewalt gegen trans* Personen vor, von körperlichen Angriffen auf der Straße bis hin zu Mordanschlägen, bei denen trans* Personen gezielt mit dem Auto angefahren und ihr Tod billigend in Kauf genommen wurde. Deswegen haben wir trans*feindliche Gewalt für die Jahre 2023 und 2024 zum Thema von #BerlinZeigtCURAge gemacht und wollen uns explizit mit Betroffenen solidarisieren und sie auch finanziell unterstützen“, erklärt Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung.

Hetze gegen trans* Personen bleibt nicht folgenlos

Der in der letzten Woche vorgestellte Monitoringbericht der Berliner Senatsverwaltung für Justiz zu trans*feindlicher Gewalt zeigt, dass zwei Drittel der befragten trans* Personen in Berlin in den letzten fünf Jahren Gewalterfahrungen gemacht haben und fast die Hälfte im letzten Jahr. Die Bedrohungslage schränkt die Betroffenen und potentiell Betroffenen in ihrem Alltag ein, sie meiden bestimmte Situationen und Orte oder müssen ständig Sicherheitsvorkehrungen treffen. Wo Andere sich auf dem Heimweg in der Bahn nach einem langen Arbeitstag entspannen oder am Wochenende ausgelassen feiern gehen, fürchten trans* Personen um ihre Sicherheit. Diese Erfahrungen bleiben häufig gesamtgesellschaftlich unsichtbar, da die wenigsten Betroffenen die Taten anzeigen oder anderweitig melden. Erst seit Kurzem ermöglicht die polizeiliche Kriminalstatistik überhaupt die Erfassung von trans*feindlichen Straftaten. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene aktive Solidarität von der gesamten Gesellschaft und im Alltag erfahren.

Trans*feindlichkeit als Agitationsfeld für die extreme Rechte

Die Ablehnung von Geschlechtergleichwertigkeit und der damit verbundenen Infragestellung von bestehenden Machthierarchien sind seit jeher wichtige Agitationsfelder für radikale und extrem rechte Akteur*innen. In den letzten Jahren hat die Instrumentalisierung von Trans*feindlichkeit für den politischen Kampf gegen eine liberale demokratische Gesellschaft eine zentrale Bedeutung erhalten. Trans*feindlichkeit funktioniert dabei als wichtiges Mobilisierungsinstrument für eine breitere Zustimmung zu extrem rechten Positionen und bietet eine Anknüpfungsmöglichkeit für verschiedene politische Spektren: „Trans* Menschen und das geplante Selbstbestimmungsgesetz werden mit Hilfe gezielter Desinformationen als Bedrohung für die Rechte von cis Frauen und Frauenschutzräume dargestellt. Dabei stehen Frauenrechte und die geschlechtliche sowie körperliche Selbstbestimmung für alle Menschen nicht im Widerspruch zueinander,“ erklärt Judith Rahner von der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus.

Website mit allen Motiven und Themen der Kampagne:
http://www.cura-hilft.berlin

Zweiter Monitoring-Bericht zu homo- und transphober Gewalt in Berlin
https://www.berlin.de/sen/justva/presse/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1271674.php

Die Kampagne ist Teil des Projekts BerlinZeigtCURAge, die gefördert wird von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung im Rahmen des Landesprogramms Demokratie. Vielfalt. Respekt. der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.

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