Berlin, 06.04.2022. Die heutige bundesweite Razzia gegen rechtsextreme Gruppen kommentiert Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung:
“Die bundesweite Razzia ist der bedeutendste Schlag gegen den organisierten Rechtsterrorismus in den letzten Jahren. Diese jungen Männer, die sich in einem führerlosen Widerstand wähnen, wollen einen “Rassenkrieg” um jeden Preis und sind bereit, dafür zu töten. Sie wollen den Zusammenbruch der demokratischen Ordnung, die Vorherrschaft der “weißen Rasse” und sind getrieben von einem eliminatorischen Rassismus und Antisemitismus.
Die Behörden reagieren damit endlich auf die lange bestehende Verbindung zwischen Online-Rechtsterrorismus und militanten Neonazi-Strukturen, vor denen die Amadeu Antonio Stiftung schon lange warnt.
Diese Razzien können ein erster Schritt sein, aufzuholen, was seit Jahren verschlafen wurde. Wir begrüßen, dass Bundesinnenministerin Faeser ihren Ankündigungen eines Aktionsplans gegen Rechtsterrorismus nun auch erste Taten folgen lässt. Nachdem Rechtsextreme jahrelang unbehelligt online und offline agieren konnten, ist diese Repression ein erster wichtiger Schritt gegen den organisierten Rechtsextremismus. Die Verzahnung und Vernetzung zwischen etablierten Neonazi-Strukturen und einer neuen Generation online radikalisierter Rechtsterroristen muss jetzt umfassend ausermittelt und zerschlagen werden.“
Über die Atomwaffendivision:
Die Atomwaffendivision gilt als eine der gefährlichsten rechtsterroristischen Gruppen. Sie wurde 2015 in den USA gegründet und hat dort bereits 5 Menschen ermordet. Zellen gibt es überall auf der Welt, das Netzwerk ist global aktiv.
Nicht jede Zelle mit dem Label Atomwaffendivision hat zwangsläufig Kontakt zur Ursprungsgruppe. Unter dem Begriff versammeln sich nach Franchise-Prinzip terroraffine junge Männer. Sie folgen nach dem Prinzip des “führerlosen Widerstands” denselben Ideen, ohne dass sie ihre Aktivitäten abstimmen.
Die Atomwaffendivision wünscht sich einen “Rassenkrieg” um jeden Preis, die Ästhetik ihrer Bilder und Videos ist extrem kämpferisch und ruft explizit zum Töten auf. Sie verherrlichen Nationalsozialismus und Shoah, bezeichnen Rechtsterroristen und Anschläge als Vorbilder.
Ziel sind willkürliche Anschläge und Morde, die zu Angst und Destabilisierung führen sollen. Angetrieben werden diese Gruppen durch einen eliminatorischen Rassismus, unverhohlenen Antisemitismus, Homofeindlichkeit und Misogynie bzw. Antifeminismus.
Über die Amadeu Antonio Stiftung:
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent und überparteilich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Thierse.