Einsatzkräfte durchsuchen am Morgen des 13.05.2025 in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Liegenschaften des Vereins „Königreich Deutschland“ und Wohnungen von führenden Mitgliedern. Mit Razzien gegen mehr als 14 Objekte gehen die Sicherheitsbehörden gegen die Reichsbürgergruppe „Königreich Deutschland“ um Peter Fitzek vor, die Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verboten hat.
Dem Bundesinnenministerium zufolge habe das KRD „wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut.“ Der Vorwurf: illegale Bank- und Versicherungsgeschäfte. Das bedeutet also: Der Verein wurde wegen Betrugs verboten, nicht aber wegen seines verschwörungsideologischen und antisemitischen Kerns – obwohl es dafür mehr als genug Gründe gibt.
Was ist das „Königreich Deutschland“?
Das „Königreich Deutschland“ ist seit Jahren die größte und aktivste Reichsbürger*innen-Organisation in Deutschland. Die Verschwörungsideolog*innen behaupten, die BRD sei kein legitimer Staat und glauben an ein Fortbestehen eines „Deutschen Reiches“. Ihren Anhänger*innen versprechen sie ein Leben jenseits der Rechtsordnung.
Die Gruppe hat Verbindungen in die radikale Querdenker*innen-Szene und zu Rechtsextremen, darunter Holocaustleugner Nikolai Nerling, auch bekannt als der „Volkslehrer“. Besonders seit der Pandemie wächst die Bewegung und hatte zuletzt nach Eigenangaben 5.000 Mitglieder.
Was macht das „Königreich Deutschland“ gefährlich?
Wie viele Reichsbürger*innen-Vereine baut das „Königreich Deutschland“ autarke Gemeinden auf, in denen sich die Mitglieder selbst verwalten. Sie versprechen ihren Mitgliedern, keine Steuern zahlen zu müssen und während der COVID-19-Pandemie gab es im KRD keine Schutzmaßnahmen zur Eindämmung.
In den sogenannten „Dorfprojekten“ herrschen autarke Strukturen.
Unter anderem gibt es dort:
- Sägewerk, Tischlerei und Holzhandel sowie ein Lebensmittelgeschäft
- Schein-Dokumente und eine Scheinkrankenkasse
- Zuletzt erreichte das KRD eine neue Dimension der Selbstorganisation. In Sachsen, Brandenburg oder Niedersachsen hat der Verein – häufig unter Rückgriff auf Strohleute – versucht, Immobilien zu erwerben und neue Stützpunkte aufzubauen.
Wie finanziert sich das „Königreich Deutschland“?
Gründer Peter Fitzek wirbt mit Seminaren, Tagungen und durch teure Esoterik-Vorträge neue Anhänger*innen an – um diese abzuzocken. Das funktioniert folgendermaßen:
Mit der „Gemeinwohl-Bank“ in Ulm und Dresden wollen die Reichsbürger*innen ein alternatives Banken- und Finanzsystem anbieten. Anleger*innen wird eine „nachhaltige“ Anlage versprochen, unabhängig vom globalen Finanzmarkt, ohne Aufsicht, zins- und pfändungsfrei. Wer sich darauf einlässt, übergibt den Reichsbürger*innen das eigene Geld – ohne Recht auf Rückgabe. Anhänger*innen geraten so in finanzielle Abhängigkeit. Diese Betrugsmasche war der Grund, warum nun Gründer und Chef Peter Fitzek und drei weitere Mitglieder verhaftet wurden.
Wer regiert im „Königreich Deutschland“?
Gegründet wurde das „Königreich Deutschland“ vom gelernten Koch und Ex-Inhaber eines Esoterikladens Peter Fitzek in Wittenberg. Als selbsternannter „König“ regiert er dort an der Spitze einer streng hierarchischen Struktur – zusammen mit einer kleinen Machtclique.
Mit dem Geld seiner Anhänger*innenschaft gönnt sich Peter Fitzek pompöse Schlösser und erweitert so sein „Königreich“ – wie es sich für einen richtigen „König“ gehört. Laut Fitzek hätten Einige sogar ihr Haus verkauft, um Bürger*innen des Königreichs zu werden.
Bereits in der Vergangenheit wurde oft gegen Fitzek ermittelt – die Gründe: illegale Geschäfte sowie illegale Gründungen von Banken, Versicherungen oder anderer geschützter Dienstleistungen.
„König“ Fitzek ist brandgefährlich
Wer verstehen will, wie das KRD tickt, kommt an „König“ Fitzek nicht vorbei. Neben wirtschaftlichen Interessen und streng autoritären Strukturen prägt
er das KRD vor allem durch sein verschwörungsideologisches Weltbild.
Seit Jahren verbreitet Fitzek vor allem massive antisemitische Verschwörungserzählungen. So ist er zum Beispiel Anhänger der „Germanischen Neuen Medizin“. Die glaubt, jüdische Ärzte würden durch Krebstherapien Millionen von Menschen umbringen.
Besonders gefährlich: Fitzek ist ein Überzeugungstäter und fungiert als Inkubator für andere Verschwörungsideologien. Das wird auch durch seine enge Vernetzung mit Verschwörungsideologen wie Querdenken-Gründer Ballweg deutlich.
Ein vermeintlich „harmloser“ Einstieg in die rechtsextreme Szene
Das Königreich Deutschland ist kein Ausstieg aus der BRD – sondern ein Einstieg in die rechtsextreme Szene: Das KRD ist zwar keine gewalttätige Organisation, aber dennoch brandgefährlich. Es verschleiert seine Identität und gibt sich als naturnah oder als alternatives Milieu aus. Nach diesem harmlosen Einstieg sitzt man schnell am Lagerfeuer – zusammen mit Neonazis und rechtsextremen Preppergruppen, die sich auf einen „Tag X“ vorbereiten.
Ihr Einfluss reicht bis in Gemeinden, Nachbarschaften und Familien. Das Verbot – wenn auch aus den falschen Gründen – ist deshalb richtig und wichtig. Doch es braucht mehr Aufklärung in der Gesellschaft über das Wesen solcher Gruppen – vor allem eine breite Aufklärung über Verschwörungsideologien.