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Wanderausstellung: Von Grenzen und Korridoren

In Göttingen wird derzeit eine Ausstellung entwickelt, die zeigt, dass Debatten um Flucht nicht nur mit Worten und im direkten Gespräch geführt werden können. Es geht um Geschichten entlang der Balkanroute, die in Fotografien, Video- und Tonaufnahmen erzählt werden.

Von Mick Prinz

Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Geschichte der Migrationsbewegung 2016 kein isoliertes und noch längst nicht abgeschlossenes Ereignis ist. Was in vielen Teilen der Welt Realität ist, kam spätestens letztes Jahr in Europa an: Ein Regime aus Polizei und Militär, NGOs und Volunteers, das diese aufhalten will und zeitgleich das größte Elend zu vermeiden versucht. In diesem Kontext möchte die Ausstellung deutlich mehr, als nur die Chronik des #marchofhope und die damit verbundenen Erlebnisse zu skizzieren. Vom stereotypen Bild, man habe es bei der Flüchtlingsbewegung mit marginalisierten und schwachen Positionen zu tun, soll sich verabschiedet werden. Stattdessen kommen starke Stimmen zum Ausdruck, die als Bewegung bei der Aushandlung der eigenen Rechte Mitsprache einfordern.

Durch die „Abstimmung mit den Füßen“ setzten sich tausende Geflüchtete eindrucksvoll über das Dublin-Abkommen hinweg. Vor allem in der Medien-Öffentlichkeit traten sie dadurch erstmals aktiv als Gruppe in Erscheinung, die das Menschenrecht auf Flucht und Asyl für sich einforderte. Im nordgriechischen Idomeni wurden sie dabei von zwei Studentinnen begleitet, die zu diesem Zeitpunkt ehrenamtlich Geflüchtete vor Ort unterstützten. Daneben führten sie Interviews und machten Aufnahmen von Protestaktionen und dem Alltag auf der Fluchtroute: „Als wir uns damals auf den Weg Richtung Griechenland gemacht haben, hatten wir uns erst einmal vorgenommen, Flüchtende so gut wie möglich auf ihren Wegen zu unterstützen und gleichzeitig viel zu dokumentieren. Unsere Vorstellung war damals schon, dass wir den Stimmen und Forderungen von Flüchtenden in Deutschland Gehör verschaffen wollen“, erinnert sich eine der Studentinnen heute.  Zusätzlich nutzten sie die Chance und sprachen mit Vertreter_innen humanitärer NGOs, Aktivist_innen und Ehrenamtlichen bis hin zu Mitarbeiter_innen staatlicher und europäischer Institutionen. So wurden sowohl Widersprüche als auch Aushandlungsprozesse deutlich, aber auch das komplexe Zusammenwirken der Beteiligten: „Nachdem wir das zweite Mal in Griechenland unterwegs waren, realisierten wir langsam, wie viel wertvolles Material sich nun auf unseren Festplatten angesammelt hatte. Uns war klar, dass wir dieses unbedingt veröffentlichen müssen. Das dies in Form einer Ausstellung geschehen würde, zeichnete sich erst ab, als wir schon wieder in Deutschland waren.

Gefördert von der Amadeu Antonio Stiftung sichten die beiden Studentinnen momentan im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts der Göttinger Universität das vorhandene Material und entwickeln die Ausstellung mit Unterstützung der Medienpädagogin Luise Marbach und der Künstlerin Petja Dimitrova. Ihnen geht auch darum, einen kritischen Blick darauf zu werfen, wie die Ereignisse in den Medien dargestellt wurden und welche Machtverhältnisse durch diese Bilder reproduziert werden. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse entlang der Balkanroute und der rassistischen Ausschreitungen in Deutschland wird im Rahmen der Ausstellung thematisiert.

Zu sehen ist die Ausstellung erstmals im Herbst im Künstlerhaus Göttingen. Danach folgen verschiedene Stationen, u.a. Hannover, Osnabrück, Berlin, Halle und Wien. Auf den Ausstellungsbeginn wird zu gegebener Zeit auch die Amadeu Antonio Stiftung hinweisen.

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