Befragungen der Hans-Böckler-Stiftung zeigen, dass AfD-Wähler*innen durch Krisen viel stärker verunsichert sind und sich angesichts der gleichen Probleme größere Sorgen machen als Anhänger*innen anderer Parteien – gleichzeitig lehnen sie jedoch einen starken Sozialstaat ab. Die Partei und ihr rechtsextremes Umfeld verstehen es geschickt, krisenbedingte Unsicherheiten zu verstärken.
Die doppelte Feinderklärung des modernen Rechtsextremismus – gegen die Menschen von „Außen“, die nach Europa und Deutschland einwandern, und gegen die „da oben“, die als „volksfeindliche Eliten“ geframed werden – trifft den Nerv vieler Wähler*innen.
Generell präferieren AfD-Anhänger*innen häufiger autoritäre Lösungen. Die Befürwortung einer Diktatur ist stark überproportional im Vergleich zum Durchschnitt aller Wahlberechtigten. Der steigende Zuspruch zur AfD hat auch eine Veränderung der Wähler*innenschaft mit sich gebracht. Hatte die AfD bei ihrer Gründung einen relativ gleich verteilten Zuspruch in den unterschiedlichen Sparten der Erwerbstätigen, wählen aktuell überproportional Arbeiter*innen und Erwerbslose die AfD. Sie erreicht auch (wieder) zunehmend junge Wähler*innen. Hauptwähler*innengruppe bleiben jedoch die 35-44-jährigen. Die AfD war von Beginn an vor allem eine Männerpartei. Dies drückt sich sehr stark in der Mitglieder- aber auch in der Wähler*innenzusammensetzung aus. Darüber hinaus können sich indes auch immer mehr Frauen vorstellen, die AfD zu wählen. Hier verändert sich aktuell etwas. Seit der Bundestagswahl 2021 hat die AfD viele Wählende der Ampel-Regierung für sich gewonnen und dabei insbesondere von der FDP. Vor allem aber profitiert die Partei von ehemaligen Wähler*innen der Union.
Inhaltlich ist Zuwanderung das „Gewinnerthema“ der AfD, erst mit großem Abstand folgen Themen wie wirtschaftliche Entwicklung/Soziale Gerechtigkeit und Innere Sicherheit. Die AfD profitiert von Themen, die sie zu Kulturkämpfen stilisieren kann: Diskussionen um Gender, „woke-ness“ – also „Wachsamkeit“ für Diskriminierungen und Missstände – oder trans. Der Bremer Soziologe Nils Kumkar unterscheidet drei Gruppen von AfD-Wählenden, die sich teilweise überschneiden: Menschen, die sich wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast sehen; diejenigen, die mit Politik und Demokratie unzufrieden sind; und Wählende, die autoritär bis rechtsextrem denken.
Fazit: Wenn die extreme Rechte bei Themen, die von vielen als sehr wichtig eingeschätzt werden, Ängste schüren kann, profitiert die AfD. Am stärksten verfängt dies bei Männern in der zweiten Lebenshälfte. AfD-Wählende sind viel negativer, pessimistischer oder – wie sie selbst sagen würden – skeptischer eingestellt. Nicht alle Wähler*innen der AfD sind als rechtsextrem einzuordnen. Jedoch entscheiden sie sich bewusst, eine rechtsextreme Partei zu wählen, auch wenn sie selbst die AfD selten als solche klassifizieren würden.