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Gebrigsjäger ehren und Opfer nicht anerkennen?

Gebirgsjägertreffen auf dem Hohen Brendten. Foto: AKuBiZ


Am 21. März wird das Denkmal für die Opfer der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg in Mittenwald wiedereingeweiht. Schon lange gibt es Konflikte darüber in der Marktgemeinde. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert ein Zeitzeugengespräch.

Im bayrischen Mittenwald findet seit 1952 alljährlich um Pfingsten eine Gedenkveranstaltung für die gefallenen Gebirgsjäger der beiden Weltkriege am „Ehrenmal der Gebirgstruppen“ statt. Organisiert wird diese Veranstaltung vom „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von ehemaligen Wehrmachts- und SS-Soldaten gegründet wurde und in dem auch aktive Bundeswehrsoldaten organisiert sind. Lange Jahre blieb diese Veranstaltung eine reine Heldenverehrung, ungeachtet der langen, gut dokumentierten Liste an Kriegsverbrechen, die die Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg zu verantworten hatten. Es ist vor allem der Verdienst des „Arbeitskreises Angreifbare Traditionspflege“ (AK) und der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“, dass wenigstens seit 2002 Gedenk-, Aufklärungs- und Protestveranstaltungen stattfinden und die Treffen der Gebirgsjäger nicht länger unhinterfragt blieben. Die Marktgemeinde Mittenwald verwährte dennoch in der Vergangenheit den NS-Opfern die Anerkennung, indem sie etwa vom AK eingeladene Überlebende des Naziterrors wiederholt nicht empfing. Trauriger Höhepunkt der Verweigerung war im vergangenen Jahr die Räumung eines Denkmals für die Opfer der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg.

Die Causa Denkmal für die Opfer der Gebirgsjäger

“In Trauer um die Opfer der Kriegsverbrechen, die im 2. Weltkrieg von Gebirgsjägern der deutschen Wehrmacht in ganz Europa begangen wurden“, so stand es auf dem Denkmal, das an 30. Mai 2009 vom AK in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem örtlichen Bahnhof aufgestellt und enthüllt worden war. Es zeigte in einer Vitrine Steine aus den Ruinen des italienischen Dorfes Falzano di Cortona, in welchem Gebirgsjäger am 26. und 27. Juni 1944 als „Vergeltung“ für einen vorherigen Partisanenangriff 14 Zivilistinnen und Zivilisten ermordeten. Doch dem Denkmal waren nur wenige Tage vergönnt: Vize-Bürgermeister Georg Gschwendtner (CSU) ließ in Vertretung des urlaubenden Bürgermeisters das Denkmal aufgrund der „widerrechtlichen Errichtung“ und „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit“ in aller Frühe wieder entfernen. Ein beispielloser Affront gegen die Opfer der Gebirgsjägerverbrechen und Beleg für die ignorante Haltung der Marktgemeinde Mittenwald gegenüber der NS-Geschichte.

Das unrühmliche Bild der Bundeswehr in Mittenwald

Es ist jedoch nicht nur die Marktgemeinde, die eine mehr als fragwürdige Haltung zur NS-Geschichte offenbart, sondern auch die Bundeswehr, die in Mittenwald mit einer Kaserne der Gebirgstruppen vertreten ist. Zuletzt aufgefallen war die Bundeswehr in Mittenwald, als im Februar menschenunwürdige „Aufnahmerituale“ in der örtlichen „Edelweiß-Kaserne“ bekannt wurden. Junge Rekruten hatten im Sommer 2009 unter Zwang rohe Schweineleber essen und Alkohol bis zum Erbrechen trinken müssen, um Anerkennung zu finden und in der internen Hierarchie aufzusteigen. Angesichts solcher Vorkommnisse verwundert es auch nicht, dass die alljährliche Gedenkveranstaltung des „Kameradenkreises der Gebirgstruppe“ stets auch von der Bundeswehr unterstützt wurde. Im vergangenen Jahr wurden 66 Soldaten abgestellt, um die Veranstaltung zu unterstützen. Zudem hielt der Inspekteur des Heeres Hans-Otto Budde in seiner Position als oberster truppendienstlicher Vorgesetzter der Teilstreitkraft Heer eine Ansprache vor den etwa 300 bis 500 Gästen des Gebirgsjägertreffens. Mehrmalig vorgetragene kritische Anfragen im Deutschen Bundestag haben die Bundesregierung bisher nicht dazu veranlasst, dieser Veranstaltung die Unterstützung zu entziehen.

Veranstaltungen im Rahmen der Wiedereinweihung des Denkmals

Die Wiedereinweihung des Denkmals an die Opfer der Gebirgsjäger, die von den Vertreterinnen und Vertretern der Marktgemeinde und des AKs ausgehandelt wurde, findet am 21. März vor der Volksschule Mittenwald statt. In eben dieser Schule werden zwei Tage zuvor auch mit Unterstützung der Amadeu Antonio Stiftung Zeitzeugengespräche mit den beiden Holocaustüberlebenden Maurice Cling und Ernst Grube und dem Widerstandskämpfer Max Tzwangue unter Beteiligung der 8. und 9. Klassen stattfinden. Am 20. März laden schließlich der AK und „ver.di Bayern“ alle Interessierten zu einem antifaschistischen und antimilitaristischen Ratschlag ein. Von 10 bis 17.30 Uhr werden dann im Gewerkschaftshaus München (Schwanthalerstr. 64) mehrere Vorträge und Diskussionsrunden gehalten.

Von Thomas Olsen

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