Gerade wer zu Rassismus und Antisemitismus arbeitet, wird immer wieder eingeholt von den Auseinandersetzungen zwischen den oft getrennten Arbeitsfeldern. Die eine Seite wirft der anderen fehlende Sensibilität für Rassismus oder sogar rassistisches Handeln vor, umgekehrt sieht die eine Seite bei der anderen fehlendes Verständnis von Antisemitismus oder schon dessen Reproduktion. Oft geht gar nichts mehr.
Als ju:an-Praxisstelle haben wir uns daher mit anderen Akteur:innen ausgetauscht, um zu hören, ob sie dieselben Erfahrungen machen und wie sie damit umgehen. Unserer Einladung konnten nicht alle folgen, aber umso intensiver war das Gespräch mit Kolleg:innen von Bildung in Widerspruch e.V., ibim e.V., Transaidency e.V. und Hashomer Hatzair Ken Berlin.
Gerade diejenigen, die „lange dabei“ sind und sich bemühen, Antisemitismus- und Rassismuskritik nicht auseinanderzutreiben, erleben Streit und Polarisierungen um den Nahostkonflikt immer wieder als schmerzhaften Bruch mit nahestehenden Personen, Kolleg:innen und Weggefährt:innen. Die Jüngeren erleben die schon verfestigten Fronten. So ist ein erstes Ergebnis des Austauschs, dass wir ein Generationengespräch brauchen: Wie sahen die Auseinandersetzungen in den 1990er Jahren aus, wie in den letzten zwei Jahrzehnten, was ist der aktuelle Stand?
„Ich finde hier Verbündete“, war das schönste Feedback zum Austauschtreffen: Es ist möglich, sich über Streitpunkte zu verständigen, um gemeinsam aus den hiesigen Versteinerungen herauszukommen. Zusammen lässt sich besser debattieren: Was ist das Antisemitische an verbreiteten Formen von scheinbarer Kritik an der israelischen Regierung? Wo werden palästinensische Positionen unsichtbar gemacht und wie hängt das mit Rassismus zusammen?
Wie können wir in Berlin mit all den verschiedenen und verqueren direkten und indirekten Bezügen zum Konflikt miteinander weiterkommen? Wie muss die entsprechende Bildungsarbeit aussehen?
Das Gespräch wird fortgesetzt!