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Wurzeln schlagen – nicht nur symbolisch

© Initiative „Buntes Meißen“

Im sächsischen Meißen brannten wiederholt Unterkünfte für Geflüchtete, die AfD erhielt ein Drittel aller Stimmen bei der Bundestagswahl. Nichtsdestotrotz engagieren sich in Sachsen viele Menschen für eine plurale, offene Gesellschaft. Dazu gehört der Internationale Garten in Meißen. Hier kommen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammen und schaffen einen Raum des Miteinanders.

Als in den letzten Jahren die rechtsextreme Initiative Heimatschutz Aufmärsche gegen die Unterbringung von Geflüchteten in Meißen organisierte, gründete sich als Gegenpol die Initiative „Buntes Meißen“. Schnell war sie ein Anlaufpunkt für viele Geflüchtete: Patenschaften, Ämterbegleitung und Sprachkurse fanden großen Zuspruch. Doch bald wurde klar: Es braucht einen Treffpunkt, an dem Menschen mit und ohne Fluchterfahrung zusammenkommen, um gemeinsamen Aktivitäten nachzugehen.

In anderen Städten wie Dresden gab es bereits funktionierende Gemeinschaftsgärten und so pachtete die Initiative ein Gelände am Stadtrand. „Das Projekt wurde sehr gut angenommen“ berichtet eine der Mitbegründerinnen. In großen Pflanzaktionen wurde eine Streuobstwiese angelegt, Familien haben Baumpatenschaften übernommen und inzwischen blüht und sprießt es auf über 20 großen Beeten. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz: zugewachsene Sportplätze wurden wieder freigelegt und werden wieder regelmäßig für Volleyball- und Bolzturniere genutzt. Neben Umweltbildung und Ressourcenschutz stehen Fahrradkurse für Frauen auf dem Programm. Viele wilde Ecken auf dem Gelände laden Schulklassen und Kindergartengruppen zum Erkunden ein. So lernen immer mehr Bewohner_innen Meißens den Internationalen Garten kennen und als Ort des Austauschs schätzen.

Diese Wertschätzung ist für die Gärtner_innen besonders wichtig, da die Initiative Heimatschutz und andere rechte Akteure das „Bunte Meißen“ in den Sozialen Medien immer wieder angreifen. Doch die gezielten Lügen und Falschmeldungen halten die Aktiven nicht auf. Der Zaun um den Garten schützt nur symbolisch vor Vandalismus, denn sobald die Gartensaison beginnt, steht das Tor immer offen. „Und das soll auch so bleiben. Wir möchten uns nicht abschotten, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen fördern“ erklärt eine der Gärtner_innen.

Auch im Winter steht das Projekt nicht still. Für das neue Gartenjahr sind schon jetzt viele Projekte geplant: Neben Reparaturen von Vandalismusschäden soll eine überdachte Sommerküche gebaut werden, die auch an Regentagen als Treffpunkt dient. Denn bisher wird gemeinsam am offenen Feuer gekocht. Weitere Sportkurse und Workshops sowie ein großes Fest zum Ende des Ramadans im Juni werden geplant. Bisher arbeiten zwei Personen mit Halbtagsstellen daran, gemeinsam mit den Gärtner_innen Projekte anzuschieben. Langfristig soll der Garten ganz in die Hände der Hobby-Gärtner_innen gehen, die hier ihre Vorstellungen von Gemeinschaft vorleben. Bis dahin unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung das Gartenprojekt. Denn Wurzeln schlagen in der neuen Heimat ist hier nicht nur symbolisch gemeint.

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