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Aktionswochen 2014: Bundesweit größte Kampagne gegen Antisemitismus gestartet

Die Amadeu Antonio Stiftung eröffnete am Donnerstag mit einer Pressekonferenz die Aktionswochen gegen Antisemitismus 2014. In diesem Jahr finden über 350 Veranstaltungen, Theater- und Filmaufführungen, Zeitzeugengesprächen und Lesungen in allen Teilen Deutschlands statt, die sich mit Antisemitismus beschäftigen. Die Aktionswochen sind die größte bundesweite Kampagne gegen Antisemitismus.

Die Schirmherrin und Ministerin Manuela Schwesig betonte in ihrem Grußwort, dass die Bekämpfung von Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Aber auch die Bundesregierung sieht die Ministerin in der Verantwortung: „Ich sehe es daher als eine wichtige Aufgabe der Politik, stabile Grundlagen zu schaffen, um dem Antisemitismus in der Gesellschaft wirkungsvoll zu begegnen.“ Schwesig dankte ausdrücklich allen Initiativen, Projekten und Einzelpersonen, die sich in den „Aktionswochen gegen Antisemitismus“ 2014 engagieren. Sie betonte: „Jede und jeder einzelne ist aufgefordert, etwas zu tun. Antisemitismus darf in unserem Land keine Chance haben!“ Thomas Heppener, Referatsleiter des Ressorts „Demokratie und Vielfalt“, verlas ihr Grußwort auf der Pressekonferenz.

Auch die Schauspielerin Iris Berben unterstützt die Aktionswochen in diesem Jahr: „Die Angriffe auf Jüdinnen und Juden in diesem Sommer erschrecken mich zutiefst. Es ist beschämend, dass antisemitische Äußerungen in Deutschland wieder auf die Straße getragen werden. Und doch leben wir in einem Land in dem sich die Mehrheit der Menschen klar von Antisemitismus abgrenzt.“

Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, stellte anlässlich des Beginns der Aktionswochen gegen Antisemitismus fest: „Es ist noch nicht lange her, als eine neue Welle von Antisemitismus über das Land rollte. Die teils offen antisemitischen Demonstrationen im Zuge des Gaza Krieges, die Hetzjagden und Übergriffe auf Jüdinnen und Juden stellen eine lang überwundene Qualität des Judenhasses in Deutschland dar. In diesem Zusammenhang stehen auch die aktuellen Vorfälle in Berlin und Köln.“ Laut Kahane werde sich auch im öffentlichen Raum zunehmend wieder antisemitischer Argumentationen bedient. „Auf den so genannten Montagsdemonstrationen zeigte sich, dass antisemitische Welterklärungen auch gegeneinander agierende politische Spektren zusammenbringen.“

Nahostkonflikt Anlass für antisemitische Vorurteile

Auch Sergey Lagodinsky, Mitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin betonte: „Das Ausmaß der aggressiven antisemitischen Stimmung hat die jüdische Gemeinschaft und alle demokratisch denkenden Menschen entsetzt. Wir dürfen keine ‚Konjunkturprogramme gegen Antisemitismus‘ haben, die nur dann funktionieren, wenn besonders hässliche Vorfälle in den Medien stehen.“

Dass der Nahostkonflikt häufig als Anlass genommen wird, antisemitische Ressentiments zu bedienen sieht die Antisemitismusexpertin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein durch ihre Untersuchungen bestätigt: „Der Antisemitismus wird in Deutschland mehr noch als in unseren westeuropäischen Nachbarländern über den Umweg des Holocaust und über israelbezogenen Antisemitismus kommuniziert“. Der Aussage „Juden versuchen heute Vorteile daraus zu ziehen, dass sie während der Nazi Zeit die Opfer gewesen sind“ stimmen in Deutschland 48,9% zu. In Großbritannien liegt die Zustimmungsrate nur bei 21,8%, in den Niederlanden bei 17,3%. Küpper weiter: „Die Gaza Demonstrationen boten einen opportunen Anlass, den eigenen antisemitischen Einstellungen freien Lauf zu lassen.“

Mehr als 130 Partnerprojekte

Diese Positionierung gegen Antisemitismus spiegelt sich in den Aktionswochen gegen Antisemitismus wider. Seit 2003 organisiert die Amadeu Antonio Stiftung rund um den 9. November die bundesweiten Aktionswochen. Sie verbindet damit das Gedenken an die Novemberpogrome, die sich diese Tage zum 76. Mal jähren, mit der Thematisierung von aktuellem Antisemitismus.

Über 130 Kooperationspartner setzen die Aktionswochen regional um: In Nordrhein Westfalen finden lokale Aktionswochen in mehr als 15 Städten statt. Höhepunkt ist ein Kongress am 20.11. in der Alten Synagoge Essen zur Welle des Antisemitismus im Sommer 2014. In Sachsen arbeiten Jugendliche in einem Medienprojekt zu den Stolpersteinen in der Stadt. In Berlin setzen sich Schüler und Auszubildende auf Workshops des Anne Frank Zentrums mit der Frage „Antisemitismus heute noch?“ auseinander.

Die Koordination der Aktionswochen gegen Antisemitismus sowie ausgewählte Veranstaltungen werden im Rahmen des Bundesprogramms „Initiative Demokratie Stärken“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

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