Die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“ teilt mit, dass es vorerst nicht zu einer Umbenennung in die Amadeu-Antonio-Straße kommen wird:
Die Initiative für die Amadeu-Antonio-Straße wurde am Dienstag, 14.02.2012 im Ausschuss für Kultur, Soziales und Integration der Stadt Eberswalde mit knapper Mehrheit ausgebremst. Fünf Mitglieder des Ausschusses stimmten gegen und vier Mitglieder für die Umbenennung eines Teilstückes der Eberswalder Straße. Dort endete 1990 eine Hetzjagd auf Schwarze mit dem Tod von Amadeu Antonio. Diese Tat steht bis heute als Synonym für den erneuten Ausbruch rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu”, in der Jugendliche und Erwachsene seit fünf Jahren Rassismus thematisieren, nutzte die Redezeit im Ausschuss, um die Vielschichtigkeit und Aktualität von Rassismus darzulegen und für die Straßenumbenennung zu werben. Der 50. Geburtstag Amadeu Antonios am 12. August wäre dafür das geeignete Datum.
In der anschließenden Diskussion betonten die gegen den Antrag sprechenden Ausschussmitglieder, dass sie gegen rassistische Gewalt eintreten und nichts mit Rechtspopulisten und Rechtsextremisten zu tun haben wollen. Aber sie hätten sich bereits vor der Sitzung in ihren Fraktionen beraten und gegen die Umbenennung entschieden. Sie argumentierten unterschiedlich: Die Anwohner wären wohl nicht dafür. Der Ort scheint ungeeignet. Das Gedenken an verschiedene Opfergruppen könnte an einem anderen Ort gebündelt werden. Erst sollte ein Gedenkkonzept der Stadt erarbeitet werden. Seniorinnen und Senioren könnten sich an neue Straßennamen kaum gewöhnen.
Die Befürworter betonten, die Straßenumbenennung wäre auch mit Blick auf die rassistische Mordserie des NSU-Trios ein starker Impuls und ein notwendiges Signal, das dem Weg zu einem Gedenkkonzept nicht entgegen steht, sondern eher fördern könnte. Die Straße sei besonders geeignet, weil hier der geschichtliche Ort ist. Gedenken ließe sich selten bündeln. Die Anwohner wäre hauptsächlich Firmen, die den Übergang zu einem neuen Straßennamen durchaus verkraften könnten. Das Thema sei sehr brisant, deshalb sollten kleinere Bedenken zurückgestellt werden.
Dieter Gadischke von der Kampagne „Light me Amadeu“ kommentiert den Ausgang der Abstimmung so: „Schade. Leider fand sich im Ausschuss keine Mehrheit. Die sehr unterschiedlich motivierten Bedenken überwogen, das Bewusstsein für die positive Wirkung dieser menschlich und politisch wichtigen Geste war noch zu schwach. Die Eberswalder Stadtverordnetenversammlung könnte den absehbaren Schaden noch heilen und trotz des knappen Ausschussvotums für die Umbenennung stimmen. Die nächste Sitzung der SVV ist just am 23. Februar. An diesem Tag wird in Berlin die zentrale Gedenkveranstaltung für die vom Nazi-Trio aus rassistischen Motiven Ermordeten stattfinden.
Wir von der Kampagne sind schon mit anderen Anläufen zunächst gescheitert und erlebten dann politische Entwicklungen in die von uns beabsichtigte Richtung. Zum Beispiel bei unserem Einsatz für die Überwindung des unwürdigen Gutscheinsystems im Barnim oder für das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit für Asylsuchende. Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass es eine Amadeu-Antonio-Straße in Eberswalde geben wird. Ob noch 2012 oder erst in etlichen Jahren, da sind wir uns nicht so sicher.“
Der Eberswalder Koordinator für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit, Kai Jahns sagt: „Ich hätte mir auch ein anderes Ergebnis gewünscht. Der Tod von Amadeu Antonio ist immerhin in ganz Deutschland bekannt, ebenso die Amadeu-Antonio-Stiftung, die gegen Nazis und für Demokratie arbeitet. Die Amadeu-Antonio-Straße in Eberswalde würde dieser Bekanntheit entsprechen.“
Eberswalde/Bernau, 16.02.2012