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Die Lebenswelt der Gen Z verstehen: Die wichtigsten TikTok Begriffe kurz erklärt

Die Lebenswelt der Gen Z verstehen: Die wichtigsten TikTok Begriffe kurz erklärt

Das Team vom Projekt demo:create möchte dabei helfen, Multiplikator*innen den Einstieg in die App TikTok zu erleichtern. Die Kurzvideoplattform wächst weiterhin in ihrer Popularität und Belibetheit bei jungen Menschen. Wir erklären zentrale Begriffe, Funktionen und Trends der Plattform und bieten weitere Vertiefungsmöglichkeiten sich mit dem Phänomen der App auseinanderzusetzen. Eine Orientierungshilfe für die Lebenswelt der Generation Z. Die Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird von Zeit zu Zeit den Änderungen der Plattform und neuer Entwicklungen und Trends angepasst. Also Ringlicht an, Cringelevel runterfahren und Action!

Algorithmus: Der Begriff „Algorithmus“ beschreibt eigentlich den Befehl einer Abfolge von Handlungsanweisungen und folgt mathematischen und informatischen Logiken. Algorithmen werden auf Social-Media dafür genutzt, das Nutzungsverhalten der User*innen zu beeinflussen und zu beobachten. Über den TikTok-Algorithmus ranken sich zahlreiche Mythen. Er gilt im Vergleich zu anderen Social-Media-Plattformen, wie z.B. Instagram, als besonders genau und sensibel. Er analysiert präzise, welche Inhalte Nutzer*innen gefallen, merkt sich, welche Inhalte Nutzer*innen speichern, kommentieren, liken oder teilen und erstellt, basierend auf diesen Informationen, die individuelle For-You-Startseite, die bei jeder Person anders ist. Gerade durch die auf die Interessen der Nutzer*innen zugeschnittenen Inhalte, wird die Chance vergrößert, dass Personen viel Zeit mit der Nutzung der App verbringen. Der Algorithmus ist also enorm wichtig für das Gefühl beim Konsum der App. Die Algorithmen der großen Apps und Plattformen sind für die Nutzer*innen zu einem großen Teil eine Blackbox. Somit hat der Algorithmus und sein Code eine enorme Macht – vor allem über Creator*innen. Vertreter*innen der digitalen Zivilgesellschaft fordern von den Plattformen mehr Transparenz ein, um Algorithmen wissenschaftlich zu erforschen, diese zu demokratisieren und gegebenenfalls Blase zu vermeiden.

 

Bubble: Der Begriff der „Bubble“ oder „(Filter-)Blase“ bezieht sich auf den digitalen Raum, in dem man sich bewegt und in der meist eine Homogenität von Interessen und/oder Werten herrscht. Gerade auf TikTok gerät man, aufgrund der Sensibilität des Algorithmus, schnell in eine dieser Interessenbubble. Schaut man sich regelmäßig Videos zu einem bestimmten Thema an und interagiert mit diesen, beispielsweise Kochvideos, werden solche Inhalte vermehrt vorgeschlagen und man konsumiert somit Videos einer oder mehrerer bestimmter Bubbles. Filterblasen werden dann zum Problem, wenn Nutzer*innen nicht nur in ihren Sehgewohnheiten, sondern auch menschenfeindlichen Ideologien bestätigt werden und sich solche Einstellungen dadurch verfestigen. Ist das der Fall, spricht man vom Filterblaseneffekt.

Challenge:  Challenges, also Herausforderungen oder kleine Spiele sind elementarer Bestandteil von Social-Media-Content. Auch auf TikTok ist dieses Genre beliebt. In den Medien wird immer wieder vor gefährlichen Challenges gewarnt, oftmals haben diese Beiträge jedoch einen Clickbaitcharakter und besagte Challenges haben ihren Ursprung nicht auf TikTok oder sind keinesfalls so verbreitet, wie behauptet wird.

Creator*in: Als (Content)-Creator*in bezeichnet man eine Person, die auf Social-Media nicht nur Inhalte konsumiert, sondern auch selbst Inhalte produziert – also im Falle von TikTok Videos dreht. Für die Bezeichnung ist es unwichtig, ob ein*e Creator*in nur ein paar Follower*innen hat oder vielleicht sogar Geld mit dem Drehen und Veröffentlichen von TikToks verdient.

 

Duett: Mit der Funktion „Duett“ werden Videos von zwei User*innen nebeneinander abgespielt. Hierbei wird – anders als beim „Stitch“ – der Bildschirm zweigeteilt und die Videos laufen parallel zueinander und nicht nacheinander. Auch hier kann in den Datenschutzeinstellungen darüber entschieden werden, ob ein „Duett“ beim eigenen Video erlaubt ist.  Diese Funktion wird häufig dafür genutzt, um zusammen Lieder zu singen, einen Sketch darzustellen oder auf etwas zu reagieren.

 

Die Creatorin @die_millennial reagiert mit der Duettfunktion auf ein Video, in dem das Thema Bodyshaming behandelt wird.

Effekte: Auf TikTok lassen sich verschiedene Effekte nutzen, um die Videos eine andere Atmosphäre zu verschaffen mit der eigenen Identität zu spielen und die eigene Kreativität auszuleben. So können User*innen aus zahlreichen Funktionen auswählen und so, mit einem Filter, Videos in einer bestimmten Farbe einfärben, sich selbst duplizieren oder zum Beispiel virtuelle Accessoires wie Sonnenbrillen hinzuzufügen. Diese Effekte dienen zum Teil der Unterhaltung, werden aber auch genutzt, um Gesichter ästhetisch zu modifizieren: So werden beispielsweise oft die Lippen voller, die Haut reiner und die Augen größer bearbeitet. Außerdem können Nutzer*innen aus einem Foto mit der Funktion eines AI-Filters ein sprechendes Bewegtbild erstellen, das von einer realen Person kaum zu unterscheiden ist. Diese täuschend echten Bewegtbilder nennt man auch Deep Fake. Die Effekte passen sich zudem gesellschaftlichen Ereignissen und Bewegungen an. Im Pridemonth können sich Nutzer*innen beispielsweise vor einem regenbogenfarbenen Hintergrund präsentieren und ihre Solidarität mit der LGBTIQ* ausdrücken oder eigene Identitätsaspekte auszudrücken.

 

Hatefluencer*innen: Das sind Creator*innen, deren einzige Absicht es ist, andere, meist marginalisierte Creator*innen mit Stitches anzugreifen, herabzusetzen und ihren Follower*innen eine Zielscheibe für ihre Hasskommentare zu bieten. Hatefluencer*innen schrecken im Zweifel aber auch nicht davor zurück, die Community Richtlinien zu umgehen und filmen den Inhalt von anderen Creator*innen ab, weil diese die Stitchfunktion bei ihren Videos nicht erlaubt haben. Inhaltlich legitimieren sie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Antifeministische Positionen, versuchen diese aber als gleichberechtigte, wissenschaftlich/sachliche Argumentation darzustellen. Nicht selten verwenden sie Desinformationen und greifen auf verschwörungsideologische Quellen zurück.

Lip Sync: „Lipsyncen“ ist eine Mischung aus den beiden Wörtern „Lip“ und „synchron“ und bezeichnet das gleichzeitige Lippenbewegen zu Playback-Musik. Es soll so aussehen, als würden die Person, die lipsyncen, das Lied oder Soundinhalte selbst wiedergeben.

 

Live Stream: Wie auf anderen Social-Media-Plattformen haben User:innen auch auf TikTok die Möglichkeit „live zu gehen“. Ab 1000 Follwer*innen kann man die Livestreamfunktion nutzen. Hierbei können Nutzer*innen in Echtzeit mit ihren Follower:innen interagieren, Fragen beantworten und sich vernetzen. Im Livestream können bis zu 4 Kanäle einen Livestream gestalten. Auch für die Moderation können weitere Accounts zu Beginn benannt werden, um beim Community Management auszuhelfen. Auch im Livestream gibt es eine Filterfunktion um Creator*innen die Möglichkeit zu geben proaktiv gegen herabsetzende Sprache und Beleidigungen vorzugehen.

 

Livestreams von User*innen, denen man nicht folgt, werden sowohl auf der For-You-Page angezeigt als auch auf einer eigenen Kategorie namens „Live“, die auf der Startseite zu finden ist. User:innen können entweder allein einen Livestream machen oder wie in der Duettfunktion im geteilten Bildschirm mit den Zuschauer*innen interagieren. Die Livefunktion wird häufig von Accounts mit großer Reichweite genutzt, um mit TikTok Geld zu verdienen, da Zuschauer*innen im Livestream virtuelle Geschenke spenden können, die sich dann in echtes Geld verwandeln lassen.

 

#Lernen mit TikTok: Ist nicht nur der erfolgreichste Hashtag auf TikTok mit 11,9 Mrd. Views in Deutschland und 334 Mrd. Views in der englischen Version #LearningonTikTok, sondern er ist auch das Herzstück von TikTok als Lernplattform. Hier können Sprachen, Handwerkstipps und historische Fakten, wie auch Einblicke in die Berufswelt entdeckt werden. Passend zum Hashtag gibt es auch ein Förderprogramm für Creator*innen, die auf TikTok mit ihren Kanälen zur Wissensvermittlung beitragen. Die Kunst des Edutainment ist mit der Kürze der Videos auf TikTok mit einer neuen Herausforderung konfrontiert, dass dies trotzdem gelingen kann, beweisen die Creator*innen, die große Themen in zahlreiche, einzelne Videos verpacken, Arbeitsprozesse kreativ abbilden und erklären, ihre Lerntipps verraten oder mit der Greenscreentechnik Bildmaterial zum Thema aufbereiten. Eines haben sie alle gemeinsam, sie sprechen schnell. Zum Glück kann man die Videos auch mehrmals hintereinander schauen, wenn man etwas nicht verstanden hat. 

ASMR, also als angenehm empfundene Geräusche, helfen vielen Menschen beim Entspannen und ist auf TikTok vor allem im Format des Livestreams beliebt.

PoV/POV: PoV ist die Kurzform für Point of View. Der Hashtag oder der Verweis POV in einem Video stehen für eine persönliche Sichtweise oder einen Standpunkt. Es wird auf TikTok viel genutzt, um eine Momentaufnahme einer bestimmten Verhaltensweise oder Positionierung einzufangen. So wird beispielsweise einem Video die Überschrift „PoV: Ich bin deine Mitbewohnerin“ gegeben und daraufhin das Szenario des gemeinsamen Wohnens gezeigt. Die Zuschauer*innen nehmen auf diese Weise beim Schauen des Videos dieselbe Perspektive ein wie die Person, die das Video hochlädt. Dadurch entsteht ein hohes Identifikationspotenzial mit der gezeigten Perspektive und sie wird näher an die Zuschauer:innen herangetragen. POV kann auch genutzt werden, um das Verhalten von Personen(-gruppen) z.B. einer Berufsgruppe zu karikieren und infrage zu stellen oder Vorurteile zu perpetuieren. Bei dieser Variante fließen darstellerische Elemente mit ein und POV wird zum MInisketch.

 

Reichweite: Auf TikTok kann jedes hochgeladene Video viral gehen, so das Versprechen. In der Tat können Videos von öffentlichen Accounts schnell Viewzahlen im vier-fünstelligen Bereich erhalten. Gerade hat der Creator Khaby Lame mit 147 Mio. Follower*innen die bisher größte TikToker*in Charli d'Amilio (144 Mio. Follower*innen) überholt. Dabei zählen auf der Content Plattform TikTok Likes, Views und Shares mehr als Follows. Die Viewzahlen können vor allem für junge Menschen schnell abstrakt wirken. Videoihalte und auch das Kommentaraufkommen können sich rasch verselbständigen. Dass mit der Reichweite auch Verantwortung mit einhergeht, bedeutet für Creator*innen sicherzustellen, dass keine falschen Inhalte verbreitet werden (Misinformation, Desinformation), Quellen angegegben werden und die Kommentarspalte moderiert wird,

Beispiel eines PoV- Videos vom Account der öst. Zeitung Der Standard.

Creatorin @notsosweetcarofine benutzt einen "Red Flag" Sound.

Red Flag: Die Bezeichnung „Red Flag“ oder das rote Flaggen Emoji stehen für ein Warnzeichen. Es wird unteranderem auf TikTok verwendet, um zu beschreiben, wenn etwas oder jemand eine Eigenschaft besitzt, die als abschreckend oder alarmierend aufgefasst wird. Der Umgang mit dem Begriff „Red Flag“ ist hierbei relativ weit gefasst, sodass nicht nur ernstzunehmende Warnsignale im Verhalten von Menschen als „Red Flag“ bezeichnet werden, sondern auch weitestgehend unbedenkliche Eigenschaften. Der Begriff wurde durch seinen häufigen Gebrauch zum Meme – es gibt beispielsweise einen Filter auf TikTok, mit dem User*innen testen können, was ihre „Red Flag“ ist.

 

Rant: Ein Rant ist ein meist emotionaler vorgetragener Monolog, welcher Unzufriedenheit, Kritik oder Ärger über ein Ereignis, Verhalten einer Person oder Gegenstand zum Ausdruck bringt. Handelt es sich um diskriminierendes, menschenfeindliches Verhalten, wird hier auch gerne von einem Call out gesprochen. Da emotionalisierende Beiträge oftmals andere Nutzer*innen anregen zu kommentieren oder etwas zu ergänzen, erhalten diese meistens eine große Reichweite. Bei multimedialen Inhalten werden Rants auch von sichtbare Gefühlsregungen begleitet werden.

Selbst-Memefizierung: Auf TikTok können Creator*innen selbst zum Meme werden. Ihr Körper, ihre Mimik und Ausdrucksweise und Sprache können Bestandteil eines Memes werden (Multi-layered-Storytelling). Im Vergleich zu einem Kommentar oder Tweet ist diese Form der Ausdrucksweise invasiver. Das heißt auch, dass Nutzer*innen sich menschenfeindliche Inhalte in den Körper einschreiben können.

Sounds: Sounds sind bestimmte Tonspuren, die bei TikTok zu Videos hinzugefügt werden können. Von Zeit zu Zeit gehen verschiedene Sounds viral und werden besonders häufig genutzt. Durch die Benutzung der Sounds werden TikTok-Trends ausgelöst. Bei den Sounds handelt es sich meistens um Lieder oder auch um Ausschnitte von gesprochenem Text aus Serien, Reden oder eingängiger Aussagen bekannter TikTok Creator*innen. Oftmals haben diese Sounds eine popkulturelle Referenz oder sind ein Meme geworden. Für das Erstellen eines TikToks muss man aber nicht zwingend einen Sound aus der Soundbibliothek hinzufügen; User*innen können auch selbst einen Text einsprechen, wie es beispielsweise oft bei Erklärvideos geschieht. Viele Videos werden zusätzlich noch mit einer Hintergrundmelodie unterlegt. TikTok hat mittlerweile auch einen großen Einfluss auf Musiktrends. Das hat einen großen Einfluss auf die Musikbranche. Künstler*innen liefern die Choreographie zum Tanz oder eine Challenge passend zum Sound, diese Herangehensweise soll dabei helfen dem Lied Reichweite zu verschaffen. Lieder großer Popstars werden mittlerweile oftmals so verfasst, dass einzelne Sequenzen/Lines genau die Länge eines Kurzvideos haben.

 

Auf TikTok können Sounds aus verschiedenen Kategorien ausgewählt werden können. Unter "Deutschland DE Hot 50" finden Nutzer*innen die beliebtesten Videossounds.

Die Userin @wastarasagt reagiert per Stichfunktion auf ein Video und stellt so dessen sexistische Inhalte heraus.

Stitch: Ein „Stitch“ ist die Reaktion auf ein TikTok von einer anderen Person. Auf diese Weise werden zwei Videos von verschiedenen Nutzer:innen zu einem neuen Video zusammengeschnitten. Oftmals werden Stitches genutzt, um auf den Inhalt des Videos direkt zu reagieren. Hierbei können bis zu 15 Sekunden des ersten Videos, auf das reagiert werden soll, eingeblendet werden. Nutzer:innen können selbst in ihren Einstellungen darüber entscheiden, ob ein Video „gesticht“ werden darf oder nicht.

 

Serious TikTok: Serious TikTok ist ein relativ neuer Begriff, der beschreibt, dass auf TikTok auch Inhalte mit ernsteren Themenschwerpunkten im Videoformat verhandelt werden können. Während TikTok in der Zeit kurz nach der Fusion mit musical.ly vor allem ein Ort für Unterhaltung und Tanzchoreografien war, entscheiden sich mittlerweile sowohl private Creator*innen als auch Institutionen, wie beispielsweise Gedenkstätten, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, über ernste Themen zu sprechen und aufklärerische Bildungsarbeit auf TikTok zu leisten. Sound, Ästhetik und Kommunikation werden den sensiblen Themen angepasst.

 

Transformation: Bezeichnen ein beliebtes Videoformat mit Vorher/Nachher-Effekt, um eine Veränderung an sich, einem Gegenstand, ener Situation, o.ä. zu zeigen. Die Veränderung wird durch Filter, Effekte, einem Videoschnitt und/oder einem Kameraperspektivwechsel eingeleitet.

Artikel: demo:create Redaktion

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