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Gemeinsam für eine vielfältige und solidarische Stadt: Das Aktionsbündnis für ein weltoffenes Werder

In Werder (Havel) setzt sich das Aktionsbündnis für ein weltoffenes Werder mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen für Demokratie und Vielfalt ein. Seit sieben Jahren veranstaltet das Bündnis jährlich ein Festival für eine weltoffene Stadt. In diesem Jahr fand es einen Tag vor den brandenburgischen Landtagswahlen statt und setzte ein deutliches Zeichen für die Demokratie, rief zum Wählen auf und machte deutlich, dass die Arbeit des Bündnisses auch nach den Landtagswahlen weitergeht.

Von Luisa Gerdsmeyer

In Brandenburg wurde am 22. September 2024 ein neuer Landtag gewählt. Für die Zivilgesellschaft stand dabei viel auf dem Spiel: Es drohte eine Partei stärkste Kraft zu werden, die mit rechtsextremen Parolen und rassistischer Hetze Wahlkampf machte. Die AfD hatte kurz vor den Wahlen einen Antrag eingebracht, der darauf abzielte, der demokratischen Zivilgesellschaft die Gemeinnützigkeit und damit die finanzielle Grundlage zu entziehen. Überall im Land wurden in den letzten Monaten Menschen aktiv, waren laut gegen Hass und Hetze und für ein gleichberechtigtes und vielfältiges Zusammenleben in Brandenburg.

Seit sieben Jahren aktiv für ein weltoffenes Werder

So auch in Werder, wo das Aktionsbündnis für ein weltoffenes Werder regelmäßige Veranstaltungen und Aktionen plant. 2017 schlossen sich engagierte Werderaner*innen zu dem Bündnis zusammen. „Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag hatten wir, eine Gruppe von Menschen aus Werder, das Gefühl, aktiv werden zu müssen. Gemeinsam organisierten wir spontan ein Konzert gegen Rechtsextremismus. Daraus ist das Aktionsbündnis für ein weltoffenes Werder entstanden“, erzählt Robin vom Aktionsbündnis. Zu dem gehören neben engagierten Einzelpersonen auch zahlreiche Institutionen aus der Stadt, beispielsweise die evangelische Kirche und verschiedene Kultur- und Bildungseinrichtungen. Das Aktionsbündnis setzt sich für eine offene, demokratische und solidarische Gesellschaft ein. Gemeinsam kämpfen sie dafür, dass Diskriminierung, Hass und Gewalt in Werder keinen Platz haben.

Ein besonderes Highlight ist das jährlich stattfindende Festival für ein weltoffenes Werder, welches in diesem Jahr am 21. September, einen Tag vor den Landtagswahlen, stattfand. Zahlreiche Initiativen, Kultureinrichtungen und mehrere Hundert Bewohner*innen setzten auf dem Werderaner Marktplatz ein Zeichen für Demokratie, Menschenrechte und ein vielfältiges Miteinander. „Wir wollen mit dem Festival einen Ort der Begegnung und des Austausches schaffen, wo Hunderte von Menschen zusammenkommen und erleben, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist und was man Tolles gemeinsam auf die Beine stellen kann“, so Robin.

Zivilgesellschaft in Werder zeigt klare Kante gegen rassistische Gewalt

Wie wichtig und notwendig dieses Engagement ist, zeigt sich unter anderem in der Zunahme rassistisch motivierter Übergriffe auf geflüchtete Menschen in den letzten Monaten. Das Netzwerk Neue Nachbarn Werder unterstützt Geflüchtete bei Alltagsfragen und schrieb einen offenen Brief. Die Aktiven forderten die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und die Bürgermeisterin auf, sich für eine Stadt, in der alle Menschen angstfrei leben können, einzusetzen und Rassismus entschieden entgegenzutreten. Das Netzwerk war auch beim Festival für ein weltoffenes Werder vor Ort, lud zum Austausch und zur Begegnung ein und sensibilisierte für Hürden und Benachteiligungen, mit denen geflüchtete Menschen in Deutschland konfrontiert sind.

Markt der Möglichkeiten und buntes Bühnenprogramm beim Festival für ein weltoffenes Werder

Beim Festival konnten sich Besucher*innen an verschiedenen Ständen über zivilgesellschaftliche Initiativen und Möglichkeiten, selber aktiv zu werden, informieren: Vom lokalen Kino- und Kulturverein über migrantische Selbstorganisationen und Geflüchteteninitiativen bis zur Klimawerkstatt und queeren Vereinen waren zahlreiche Organisationen vor Ort und zeigten, wie vielfältig die demokratische Zivilgesellschaft in Werder ist.

Der Landesverband Andersartig e.V. informierte über Bildungsangebote, Treff- und Begegnungsorte für queere Menschen und setzte ein Zeichen für mehr Sichtbarkeit und Sicherheit in Brandenburg. Ermutigend sei, so Thomas vom Landesverband Andersartig, dass in diesem Jahr in Brandenburg so viele CSDs stattgefunden haben, wie noch in keinem Jahr zuvor. „Es macht Mut zu sehen, dass Menschen sich vernetzen und laut und sichtbar für ihre Rechte einstehen.“ Die Omas gegen Rechts, bei denen in Werder auch Opas mitmachen, stellten beim Festival ihre Arbeit vor und luden dazu ein, sich der Gruppe anzuschließen. „Im April dieses Jahres haben wir die Initiative zu dritt gegründet, mittlerweile sind wir 15 Personen und heute sind wieder drei Neue dazugekommen, die in Zukunft bei uns mitmachen möchten“, erzählte eine der Omas. Auch der Heimatverein Werder e.V. war vor Ort, informierte über die Werderaner Stadtgeschichte und setzt sich für einen weltoffenen Heimatbegriff ein. „Wir wollen, dass Werder eine lebenswerte Heimat ist für alle, die hier leben – egal ob sie schon immer in Werder wohnen, oder neu hier her gekommen sind“, so eine Ehrenamtliche des Vereins.

Beim bunten Bühnenprogramm erzählten – begleitet von Musik- und Tanzvorführungen lokaler und internationaler Künstler*innen – Engagierte aus Werder und anderen brandenburgischen Orten von ihrer Arbeit. Sie appellieren an die Werderaner*innen, am nächsten Tag bei der Landtagswahl und darüber hinaus weiter für ein solidarisches Brandenburg einzustehen und laut zu werden gegen Rechtsextremismus und Rassismus.

Das Aktionsbündnis bleibt weiter aktiv – auch nach den Landtagswahlen

Nun, nach den Landtagswahlen steht fest: Die AfD hat ihr bisher bestes Ergebnis bei einer brandenburgischen Landtagswahl erreicht und wird mit 30 Abgeordneten die zweitgrößte Fraktion im Landesparlament bilden, während mehrere demokratische Parteien aus dem Landtag ausgeschieden sind. Auch in Werder landete die AfD mit 23,3 Prozent auf dem zweiten Platz. Für das Aktionsbündnis für ein Weltoffenes Werder steht fest: Frust, Wut und Enttäuschung über die Wahlergebnisse dürfen da sein, aber Zurückziehen ist keine Option! Das Bündnis bleibt weiter aktiv für Demokratie und Vielfalt. Am 03. Oktober laden die Engagierten zu einem Playbacktheater unter dem Motto „Wer feiert heute was?“ ein. Hier kann das Publikum Erfahrungen und Gedanken zu Schlagworten wie „Wiedervereinigung“, „Zusammengehörigkeitsgefühl“ oder „Verunsicherung“ und „Ungleichheit“ teilen. Die Beiträge des Publikums werden dann auf der Bühne szenisch umgesetzt. Auch das Festival 2025 wird bereits geplant.

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Die AfD gibt sich gerne als die einzig wahre Verteidigerin des israelischen Staates und jüdischen Lebens in Deutschland. Dabei verbreitet die AfD selbst Antisemitismus, in Wort und Gewalt. Drei Tage vor der Landtagswahl in Brandenburg hat die Gruppe gegen jeden Antisemitismus Potsdam zu einer Veranstaltung über Antisemitismus in der AfD eingeladen. Die Amadeu Antonio Stiftung hat den Vortrag mit einer Projektförderung finanziell ermöglicht.

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Ostdeutschland am Scheideweg: Wie weiter nach der “Schicksalswahl” in Thüringen und Sachsen?

Die Ergebnisse stehen nicht für ein gemeinsames Signal gegen Rechtsextremismus, sondern ein Hinterherrennen hinter Themen der AfD mit fatalen Folgen: Die Brandmauer gegen Rechts schwindet, es kommt zu fatalen Diskursverschiebungen bei Schlüsselthemen der AfD und zu einem Gewöhnungseffekt an eine regressive Politik. Ein populistischer Wahlkampf demokratischer Parteien auf dem Rücken von Minderheiten zahlt letztlich auf das Konto der AfD ein.

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