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Nachruf

Hardy Krüger im Alter von 93 Jahren gestorben – Amadeu Antonio Stiftung trauert um langjährigen Weggefährten

Hardy Krüger im Rahmen von "Gemeinsam gegen rechte Gewalt" im Historischen Rathaus von Köln. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Der Schauspieler und Schriftsteller Hardy Krüger ist im Alter von 93 Jahren in seiner Wahlheimat Kalifornien gestorben. Die Amadeu Antonio Stiftung verliert einen langjährigen Weggefährten und Freund, der der Stiftung bis zuletzt eng verbunden war.

Hardy Krüger, der 1928 im Berliner Stadtteil Wedding geboren wurde und später zu einem weltberühmten Schauspieler werden sollte, war lebendiger Geschichtenerzähler, Kosmopolit und leidenschaftlicher Demokrat. Er erlebte die Verbrechen des Nationalsozialismus und war mehr als ein Zeitzeuge: Schon wenige Jahre nach dem Krieg begann er, sich den alten und den neuen Nazis entgegen zu stellen. Aus seiner eigenen Auseinandersetzung mit dem NS-Regime heraus warb er laut und ohne Furcht dafür, kontinuierlich gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie einzustehen.

Hardy Krüger war der Amadeu Antonio Stiftung verbunden – und doch viel mehr. Als enger Freund suchte er immer wieder den Kontakt, erdachte immer neue Ideen im Kampf gegen Rechts und stellte sich öffentlich hinter die Stiftung. Er ermutigte uns stets, weiterzumachen, auch gegen Widerstände und Anfeindungen. Anetta Kahane und Hardy Krüger verband eine persönliche Freundschaft, noch im Herbst 2019 wollten sich beide in Palo Alto treffen, doch sein Gesundheitszustand ließ es nicht zu. Der Tod Hardy Krügers hinterlässt eine große Lücke, nicht nur in seinem Engagement, sondern vor allem menschlich.

“Wir feiern deinen unbeirrten Mut und deine starke Stimme im Namen der Demokratie. Du hast die nationalsozialistische Ideologie mitgemacht, miterlebt, und setzt dich deshalb dafür ein, dass es nicht wieder passiert. Das ist so wichtig für alle, die gegen Nazis kämpfen!” – mit diesen Worten würdigte Anetta Kahane noch 2018 in Berlin das langjährige Engagement Hardy Krügers und verlieh ihm anlässlich seines 90. Geburtstags eine Auszeichnung im Namen der Amadeu Antonio Stiftung.

Hardy Krüger sollte selbst zur Elite des NS-Regimes erzogen werden, brach aber noch vor Kriegsende mit dessen Ideologie. Als Schuljunge während der Nazizeit wurde er für eine Hauptrolle im Film „Junge Adler“ ausgesucht. In Babelsberg lernte er während der Dreharbeiten Hans Söhnker und Albert Florath kennen, die dem Jungen die Naziverbrechen vor Augen führten und ihn für den Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime gewannen, wo er als Kurier im Untergrund wirkte. Als Hardy Krüger kurz vor Kriegsende an die Front berufen wurde, verweigerte er den Schießbefehl und desertierte kurz darauf.

Seit der Schmiererei von Hakenkreuzen an die Synagoge von Köln 1957 ging Hardy Krüger mit Neonazis unmissverständlich ins Gericht und forderte die Deutschen auf, den Kampf gegen Rechts und für die Demokratie tatkräftig zu unterstützen. Krüger, der bereits seit 1987 in den USA lebte, reiste dazu bis ins hohe Alter regelmäßig nach Deutschland und ließ in diesem Bemühen nie nach – auch weil er wusste, dass es immer weniger Zeitzeug:innen gab und ihn die Verantwortung antrieb, aus der Geschichte zu lernen.

„Niemand kann sagen, dass die Sorge um unser Land nur wenige angeht. Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur Einzelne sich gegen Neonazis einsetzen sollten, das müssen wir alle tun. Ich werde nicht müde, mich gegen Neonazis zu stellen, denn es gibt noch immer zu wenige, die das tun”, mahnte Krüger stets.

Anetta Kahane und Hardy Krüger kannten sich, da gab es die Amadeu Antonio Stiftung noch nicht. Immer wieder reisten sie gemeinsam durch Deutschland, um Demokratieprojekte zu unterstützen und für eine offene Gesellschaft zu werben. Als Zeitzeuge berichtete er an Schulen über seine Erfahrungen und diskutierte mit Schüler:innen über die aktuellen Gefahren des Rechtsextremismus. Er war ein begeisternder Erzähler, sein Mut war ansteckend, seine Mahnungen wurden gehört. Auch Unternehmen rief er dazu auf, sich finanziell für die Arbeit der Demokratieprojekte vor Ort stark zu machen. Gemeinsam mit Freunden rief Hardy Krüger die Initiative „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ ins Leben und ermutigte Bürgermeister:innen, Flagge gegen menschenverachtende Einstellungen zu zeigen, auch weil ihn zunehmender Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge sorgten. Die Amadeu Antonio Stiftung hatte Hardy Krüger immer im Gepäck.

Hardy Krüger starb am 19. Januar 2022 im Alter von 93 Jahren. Wir werden seine Wärme und seine Art vermissen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.

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