Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Neuerscheinung

RIAS-Meldestelle zieht Bilanz: 100 antisemitische Vorfälle in Niedersachsen im Jahr 2022

Insgesamt 100 antisemitische Vorfälle dokumentierte die Recherche- und Informationsstelle (RIAS) Niedersachsen im Jahr 2022. Zu den Vorfällen gehören u.a. Angriffe, Bedrohungen und Sachbeschädigungen.

Die Qualität der Schwere antisemitischer Vorfälle in Niedersachsen blieb hoch. Erstmalig wurden der Meldestelle zwei Vorfälle der extremen Gewalt bekannt. Als solche gelten physische Angriffe oder Anschläge, die den Verlust von Menschenleben zur Folge haben können oder schwere Körperverletzungen darstellen. So wurde auf einer Versammlung ein schwerbehinderter Teilnehmer eines Gegenprotests angegriffen. Der Mann wurde zu Boden gedrängt und verlor das Bewusstsein. Der vorliegende Bericht wirft einen Blick nicht nur auf die Zahlen und Schwere, sondern vor allem auf Erscheinungsformen und weltanschauliche Hintergründe antisemitischer Vorfälle.

Die Erscheinungsformen Post-Schoa-Antisemitismus (35 %), moderner Antisemitismus (35 %) sowie antisemitisches Othering (34 %) kamen bei den Vorfällen am häufigsten vor, wobei ein Vorfall mehreren Erscheinungsformen zugeordnet werden kann. Dabei sanken gegenüber dem Vorjahr insbesondere die Fälle mit einem Bezug zum Post-Schoa Antisemitismus (2021: 50 %), während Fälle mit einem Bezug zu modernem Antisemitismus anstiegen (2021: 12 %). Ebenfalls abgenommen haben 2022 Fälle, in denen Motive des israelbezogenen Antisemitismus (14 %) vertreten waren (2021: 29 %).

Der Jahresbericht wirft einen Blick nicht nur auf die Zahlen und Schwere, sondern vor allem auf Erscheinungsformen und weltanschauliche Hintergründe antisemitischer Vorfälle. Das Spektrum des Judenhass ist groß: Antisemitismus kann Jüdinnen und Juden in allen gesellschaftlichen Schichten und an fast allen öffentlichen (und nicht öffentlichen) Orten begegnen. Er betrifft auch diejenigen, die ihn mitbekommen und unwidersprochen stehen lassen; denn er schränkt die bürgerliche Freiheit ein und gefährdet die Demokratie.

Das Spektrum ist groß: Antisemitismus kann Jüdinnen und Juden in allen gesellschaftlichen Schichten und an fast allen öffentlichen (und nicht öffentlichen) Orten begegnen. Er betrifft auch diejenigen, die ihn mitbekommen und unwidersprochen stehen lassen; denn er schränkt die bürgerliche Freiheit ein und gefährdet die Demokratie. Die RIAS Niedersachsen bekannt gewordene Vorfälle können jedoch nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Es ist von einem großen Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle auszugehen.

Der Bericht steht nun zum Download bereit: www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/antisemitische-vorfaelle-in-niedersachsen-2022/

Mehr Informationen zur Recherche- und Informationsstelle (RIAS) Niedersachsen: www.rias-niedersachsen.de

Mehr Informationen zum Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V.: https://report-antisemitism.de/

Weiterlesen

WieVielMacht_aktueller Stand_Beitragsbild

”Wie viel Macht 1 Euro?” – Der aktuelle Stand

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat vor einigen Tagen ihr Verfahren gegen Till Lindemann eingestellt. Wie leider zu erwarten war, wird diese Nachricht nun von rechten Medien und “Influencern” wieder einmal dazu genutzt, um einerseits mutmaßlich Betroffene zu diffamieren und andererseits Bemühungen zur Unterstützung der Betroffenen durch die Spendenkampagne “Wie viel Macht 1 €?” zu delegitimieren.

Projektion_Osten
Kommentar

Projektionen auf den Osten

Über Ostdeutschland sprechen, bedeutet oftmals, über die schmerzhaften Transformationserfahrungen zu sprechen – vom Ausverkauf der Wirtschaft, Entwertung von Biografien, Entsolidarisierung und Entkollektivisierung. Dafür gibt es gute Gründe. Allerdings werden immer wieder gerade anhand ökonomischer Faktoren antiwestliche Ressentiments, ein generelles Gefühl des Abgehängtseins und auch der Rassismus im Osten erklärt. Dass dies zu kurz greift, ist keine neue Erkenntnis. Vielmehr gilt es über Jahrzehnte gewachsene kulturelle Selbstwahrnehmungen in das Zentrum der Debatte zu stellen, die eben nicht allein mit „Wendeerfahrungen“ zu begründen sind.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.