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Es geschah vor 25 Jahren: ein rassistischer Mob ermordete Amadeu Antonio

Am 24. November jährt sich der rassistische Angriff auf Amadeu Antonio zum 25. Mal. Seine Erinnerung ist unser Auftrag: der Einsatz für eine gelebte Demokratie, in der Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus keinen Platz haben.

In der Nacht vom 24. auf den 25. November machte sich eine Gruppe von ca. 50 jungen Rechtsextremen mit Zaunlatten und Baseballschlägern auf den Weg, um Schwarze zu jagen. In einer Gaststätte trafen sie auf drei Afrikaner: zwei Mosambikaner und einen Angolaner, Amadeu Antonio. Der rechte Mob jagte sie durch die Stadt, prügelte auf die drei Männer ein. Den Mosambikanern gelang die Flucht schwer verletzt. Amadeu konnte nicht entkommen. Ihm sprang einer der Täter, als er schon verletzt auf dem Boden lag, auf den Kopf. Er fiel ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Zwölf Tage später, am 6. Dezember 1990, starb Amadeu Antonio.

Der Mord erregte nicht nur wegen seiner Brutalität bundesweite Aufmerksamkeit. Er machte auch deutlich, wie überfordert die Polizei nach der Wende im Umgang mit der organsierten rechtsextremen Gewalt war. Amadeu Antonio war eines der ersten von heute 178 Todesopfern rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung, die die Amadeu Antonio Stiftung dokumentiert.

Rassistisch motivierte Tötungsdelikte müssen überprüft werden

„Bis heute sind lediglich 75 Todesopfer offiziell anerkannt. Damit entpolitisieren staatliche Stellen über 100 Tötungsdelikte, die auf das Konto von Rassisten und Neonazis gehen. Das Forschungsprojekt im Auftrag des Landes Brandenburg hat gezeigt, wie wichtig es ist die Zivilgesellschaft bei der Überprüfung von Altfällen einzubeziehen. Gerade nach dem NSU ist das Vertrauen in die Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden nachhaltig beschädigt. Die anderen Bundesländer müssen diesem Beispiel folgen, damit endlich das vollständige Ausmaß rechter Gewalt sichtbar wird“, fordert Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Erinnerungskonzept muss Forderungen der Angehörigen einbeziehen

Der Umgang der Stadt Eberswalde mit dem Mord ist aus Sicht der Amadeu Antonio Stiftung vorbildlich. In den letzten Jahren entwickelte die Stadt ein Erinnerungskonzept. Daraufhin eröffnete 2014 das „Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio“. Anlässlich des 25. Todestages vergeben die Stadt Eberswalde und die Amadeu Antonio Stiftung erstmals den Amadeu Antonio Preis für die Auseinandersetzung mit Alltagsrassismus.

 

„Wir brauchen ein würdiges Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt. Es dient uns als Mahnung. Eberswalde hat es geschafft, sich dieser Aufgabe zu stellen und den Rechtsextremismus nicht unter den Teppich zu kehren“, erklärt Kahane.

Eine starke Zivilgesellschaft begleitet diesen Prozess. Dennoch ist eine zentrale Forderung bis heute nicht erfüllt.
„Die ehemaligen angolanischen Kollegen von Amadeu Antonio fordern seit langem die Umbenennung eines Teils der Eberswalder Straße am Ort des Verbrechens nach ihm. Eine glaubhafte Erinnerungskultur muss auch die Bedürfnisse der Angehörigen einbeziehen. Nach allem, was sie verloren haben, darf nicht über ihren Kopf hinweg entschieden werden“, führt Kahane aus.

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