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Neuerscheinung

„Die letzten von gestern, die ersten von morgen“? Völkischer Rechtsextremismus in Niedersachsen

Der ländliche Raum wird gemeinhin mit Abgeschiedenheit, landschaftlicher Idylle und Ruhe verbunden. Doch wie gehen wir damit um, wenn dies durch die neuen Nachbarn gestört wird, die auf ihrem Hof regelmäßig zu Sonnenwendfeiern einladen, bei denen die lokale Prominenz der rechtsextremen Szene vertreten ist? Wenn auf ihrem Hof Zeltlager stattfinden, bei denen Kinder das Horst-Wessel-Lied singen und in Uniform kilometerlange Gewaltmärsche absolvieren?

Das Problem des völkischen Rechtsextremismus ist in vielen Regionen Deutschlands real. Der größte Sammelpunkt der Szene in Westdeutschland ist jedoch der Nordosten Niedersachsens. Hier lassen sich eine Vielzahl rechtsextremer Raumergreifungsversuche finden: Völkischer Sippen haben hier ihre Höfe, völkische Vereine veranstalten in der Region Sonnenwendfeiern, Volkstanzfeste und Tagungen. Rechtsextreme Verlage veröffentlichen antisemitische Propaganda und schicken sie durch ganz Deutschland. Die Zeltlager völkischer Jugendbünde mit ihren Rasseschulungen und Wehrsportübungen finden hier statt. Rechtsextreme Aussteiger aus der städtischen Moderne suchen ihr Heil auf dem Land in der Idylle der »Volksgemeinschaft«.

In der Öffentlichkeit treten die völkischen Akteur_innen meist harmlos und »unpolitisch« auf. Tatsächlich aber folgen sie einem klar rassistischen, antisemitischen Weltbild und nutzen die Abgeschiedenheit des ländlichen Raums, um ihre Netzwerke zu festigen, zu erweitern und ihre Kinder zu Eliten in der rechtsextremen Szene zu erziehen. Nachbar_innen, Pädagog_innen und zivilgesellschaftlich Aktive sind oft unsicher, wie sie damit umgehen sollen.

Die Publikation „Die letzten von gestern, die ersten von morgen“? Völkischer Rechtsextremismus im Nordosten Niedersachsens untersucht diese Region erstmals genauer. Neben kurzen Überblicksdarstellungen zur Ideologie und Geschichte der völkischen Bewegung und einer Analyse der konkreten Situation im Nordosten Niedersachsens legt die Veröffentlichung besondere Schwerpunkte auf die Rolle der Frau in der Szene sowie die Themen Bildung und Erziehung. Gerade im Bildungsbereich gibt es erhöhten Beratungsbedarf, da oft in den Bildungseinrichtungen zuerst offenbar wird, dass Familien dieser Form des Rechtsextremismus anhängen.

Die Handreichung entstand in enger Zusammenarbeit mit Vertreter_innen lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen. Aus Gesprächen mit ihnen bündelt diese Broschüre das Wissen der Akteur_innen vor Ort und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, die bei der Konfrontation mit Akteur_innen der völkischen Szene helfen können.

Die Publikation kann bei der Amadeu Antonio Stiftung bestellt werden und unter dem Link unten als pdf heruntergeladen werden.

Wir danken dem Landespräventionsrat Niedersachsen, der diese Publikation mit einer Förderung ermöglicht hat und dem Niedersächsischen Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Christian Meyer, der ein Grußwort beisteuerte.

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Kommentar

Aus „Wir werden sie jagen“ werden Taten und wir alle sind mitgemeint — der Angriff auf Matthias Ecke

Am Freitagabend wurde der sächsische SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Matthias Ecke, in Dresden beim Plakatieren für die Europawahl angegriffen und so schwer verletzt, dass er nicht ansprechbar war. Unsere Gedanken und unsere volle Solidarität sind bei Matthias Ecke und seinen Angehörigen. So erschüttert wir über den extremen Angriff sind, so wenig darf er uns überraschen. Es ist die logische Konsequenz aus “Wir werden sie jagen”, der von Alexander Gauland nach der Bundestagswahl 2017 vorgegebenen Stoßrichtung. Rechtsextremer Hass und Hetze fallen auf fruchtbaren Boden.

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