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Brandanschlag auf Anton Schmaus Haus in Neukölln

In der Nacht zum 27. Juni wurde auf das Kinder- und Jugendzentrum „Anton Schmaus Haus“ (ASH) der Falken in Berlin-Neukölln ein politisch motivierter Brandanschlag verübt. Der CURA Opferfonds hilft den über 200.000 Euro großen Schaden zu beheben.

„Zum Glück wurde niemand verletzt!“ sagt Andrew Walde, Gruppenleiter der Falken. Nur 24 Stunden vor dem Anschlag auf die Jugendeinrichtung in Neukölln hatte er hier mit zehn Kindern zwischen 6 und 10 Jahren übernachtet. Eine Woche zuvor war eine Jugendgruppe aus Israel hier zu Gast. Das Zentrum war schon öfter betroffen von neonazistischen Attacken, allerdings nie so heftig, wie in dieser Nacht. „Das gesamte Haus ist durch den Brand betroffen, ein Großteil der Einrichtung ist unbenutzbar geworden“, beschreibt Walde die Situation vor Ort.

Der Schaden

„Wir sprechen hier bei den Aufbaukosten für das Haus von etwa 200.000 Euro Schaden“, erklärt Walde. Dabei sind das Mobiliar, EDV-Geräte oder Materialien für die Jugendarbeit noch nicht einberechnet. Der exakte Schaden ist jedoch noch nicht absehbar, da das Haus zunächst gesichert werden muss. „Die Versicherung übernimmt zum Glück weitgehend die Schäden an der Bausubstanz“, so Walde. Das größte Problem ist der Verlust des Inventars der Einrichtung. Viele Dinge waren Sachspenden, die zwar einen geringen Zeitwert haben, die für die Arbeit aber sehr wertvoll waren und deren Wiederbeschaffung enorm teuer ist. Besonders akut ist der Verlust der Zelte und Materialien für das kurz bevorstehende Jugendzeltlager der Falken. In das dreiwöchige Zeltlager fahren dieses Jahr viele Neuköllner Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichsten sozialen Herkünften nach Dänemark. Für das Anschaffen neuer Zelte ist kein Geld vorhanden. „Solche Dinge sind zur Zeit unser größtes Problem“, erklärt Walde. Zwar hat ein anderer Falkenverband schon Zelte angeboten , der Transport muss jedoch auch finanziert werden.

Die Arbeit steht still

Nicht nur die Organisation des Zeltlagers leidet enorm, auch das komplette Sommerferienprogramm der Kinder- und Jugendlichen muss neu konzipiert und umstrukturiert werden. Durch die fehlenden Räumlichkeiten, Bastelmaterialien und die zerstörte Werkstatt sind die Jugendleiter gezwungen sich alternative Programmpunkte für die Kinder zu überlegen. Die eigentlich geplante Jugendarbeit steht jedoch weitgehend still. Damit dies nicht so bleibt, sind die Falken enorm auf Spenden angewiesen. „Wir versuchen zu erkennen, welche Dinge am akutesten benötigt werden, hierfür verwenden wir dann die Förderung“, beschreibt der Gruppenleiter den Umgang mit den Spenden. „Außerdem sind wir natürlich über jede Kleinigkeit dankbar!“ fügt er hinzu.

Eindeutig politische Motivation

Dass der Anschlag politisch motiviert war, steht auch ohne ein Bekennerschreiben seitens der Neonazis außer Frage. In der gleichen Nacht wurden in Berlin noch fünf weitere Einrichtungen Opfer der Attacken. Dabei handelte es sich um meist linke Einrichtungen, wie beispielsweise zwei alternative Wohnprojekte in Pankow. Auch hier wurde versucht das Haus in Brand zu stecken, zum Glück ohne Erfolg. „Wir wurden auch von der MBR gewarnt“, erzählt Walde. Diese hatte einige Wochen zuvor auf Nazi-Foren Ankündigungen der Tat mit Screenshots dokumentiert und an die Falken weitergeleitet. Auch wenn nicht unbedingt davon auszugehen ist, dass der Anschlag aus der organisierten Neonaziszene stammt, so kann jedoch davon ausgegangen werden, dass zumindest eine neonazistische autonome Gruppe dahinter steckt. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt in diesem Fall mit Hochdruck.

Da die wertvolle Jugendarbeit der Falken in Neukölln durch den Brandanschlag massiv eingeschränkt ist, hat der Opferfonds CURA schnelle Hilfe für den Wiederaufbau des Anton Schmaus Haus zugesagt.

Von Lisa Lehmann

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