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Gegen die Tristesse des Lokaljournalismus – das “Wurzener Extrablatt”

Wurzener Extrablatt: Das Stadtmagazin von und für Bürger*innen in Wurzen. Foto: NDK Wurzen

Der Lokaljournalismus steht stark unter Druck. Bei ganz vielen Zeitungen geht die Auflage zurück. Doch auch festgefahrene Strukturen erschweren die Situation. Andere Perspektiven, gerade aus marginalisierten Communitys, fehlen. Andere Themenschwerpunkte müssen her – so ist in Wurzen die Idee eines alternativen Stadtmagazins aufgekommen, das zunächst halbjährlich erscheinen soll und von der Amadeu Antonio Stiftung gefördert wird: Das Wurzener Extrablatt – Bürger*innenjournal Wurzen.

Von Vinzenz Waldmüller

2020 war ein Jubiläumsjahr, das Netzwerk für Demokratische Kultur (NDK) aus Wurzen wurde 20 Jahre alt. Schon zur Anfangszeit des Netzwerkes gab es ein „Extrablatt“. Zum Jubiläum kam nun die Idee eines Revivals auf. „Und dann haben wir das einfach gemacht“, sagt Martina Glass vom NDK. „Der Antrieb ist, andere Themen zu setzen, als die Lokalzeitung“, damals wie heute. Progressive Themen sollen in die städtische Öffentlichkeit, so wird zum Beispiel in der Zeitschrift konsequent auf eine geschlechtersensible Sprache geachtet. „Für ein Projekt, bei dem wir mit geflüchteten Frauen zusammengearbeitet haben, wollten wir eine Kooperation mit der Lokalzeitung. Diese meinte aber lediglich, das interessiere die Leser*innen nicht“, beschreibt Glass ihren eigenen Schlüsselmoment, die Idee der eigenen Zeitschrift umzusetzen. Gerade Personen aus marginalisierten Gruppen sollen hier zu Wort kommen.

Doch einige Sachen sind anders als damals: „Es sollte ein Bürger*innen-Magazin werden“, erklärt Glass. Die Schreibenden sind Bürger*innen, der Fokus liegt auf Wurzen. Aber auch die Redaktion aus sechs Freiwilligen schreibt fleißig Texte. „Die Redaktion und Autor*innenschaft darf aber ruhig noch wachsen“, meint Glass und hofft auf weitere Verstärkung.

Besonders beim Austeilen der Zeitschrift bekommt die Redaktion die Resonanz der Anwohner*innen zu hören. „Ach, da würde ich auch gerne was dafür schreiben“, hat Martina Glass schon öfter gehört, negative Kritik gibt es wenig. Gerade die kurzen Gespräche beim Austeilen geben Mut und Kraft, immer wieder den Antrieb zu finden, die halbjährlich erscheinende Zeitschrift zu produzieren: „Wir wollen weitermachen – wir haben auch schon das nächste Schwerpunktthema“. Besonders in Wurzen ist das manchmal nicht einfach, schließlich kämpft der Ort schon lange mit stark ausgeprägten rechtsextremen Strukturen.

Anfang Dezember ist es wieder soweit – dann wird das Wurzener Extrablatt in 2.500 Briefkästen im ganzen Stadtgebiet zu finden sein. Das Thema lautet dieses Mal: Die DDR und ihr Erbe.

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