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Neue Gaming-Propaganda aus den Reihen der Identitären Bewegung

Die Identitäre Bewegung verliert immer mehr an Relevanz, größere öffentlichkeitswirksame Aktionen gelingen ihr nicht mehr und das identitäre Firmengeflecht, mit dem rechtsextreme Hausprojekte angeschoben werden sollen, ist ebenfalls nicht sehr erfolgreich. Der neueste Versuch, wieder von sich reden zu machen, ist ein Propagandavideospiel, programmiert in den eigenen Reihen von einem Rechtsaußen-Spielstudio. Das Spiel knüpft an ein Jump ’n’ Run an, dessen größter Erfolg es sein dürfte, in kürzester Zeit auf dem Index gelandet zu sein.

Vorab: Was wir jetzt NICHT tun sollten – über rechte Pixel-Stöckchen springen!

  • Keine neue Strategie

Rechtsextreme Propagandagames sind nicht neu, schon in den 1980er Jahren entstanden erste Titel von Rechtsextremen, für Rechtsextreme. Einfluss auf eine vielfältige Gaming-Community? Fehlanzeige.

  • Nicht reproduzieren und abbilden

In der Berichterstattung sollten wir weder Spieltitel noch umfassendes Bildmaterial verwenden. Menschenfeindliche Darstellungen sollten außerdem nie unkommentiert reproduziert werden. Das kann den Titel ungewollt bewerben und den Gefallen sollten wir niemandem machen.

  • Nicht überhöhen

Anders als der erste Teil wird es für einen zweistelligen Eurobetrag vertrieben, das wird die Verbreitung des Spiels deutlich einschränken. Das Propagandaspiel wird größtenteils von einer Person entwickelt, wird aktuell auch auf Steam vertrieben und ist damit nur eines von 750 Games, die monatlich im Schnitt auf der Plattform erscheinen.

Ziel von rechtsextremen Games ist es, rechtsextremes Denken als “normal” zu präsentieren und damit zu verbreiten. Ein erfolgreicher Titel ist auch der Versuch, Geld für sie Szene zu erwirtschaften. Das neue Spiel aus den Reihen der Identitären Bewegung aber hat echtes Potenzial, eine Eintagsfliege zu werden.

Die Strategie hinter der Spielveröffentlichung

Ein rechter Entwickler aus Österreich versucht schon seit einigen Jahren über das Medium Games rechtsextreme Narrative zu verbreiten, Menschen zu mobilisieren und sich international zu vernetzen. Anders als der erste Teil soll ein neues Spiel nicht nur eine deutschsprachige Community erreichen. Von deutschen Twitter-Trollen über schwedische Rechtsextreme bis hin zu Figuren wie Elon Musk und einem Martin Sellner- Verschnitt wird hier ein Potpourri aus rechten “Influencern” zu einem Ammenmärchen einer Handvoll Widerstandskämpfern gegen eine globale Verschwörung hochstilisiert.

Verschwörungswahn in angestaubter Pixeloptik

Von Flugscheiben bis zur jüdischen Weltverschwörung: Das Spiel ist sich für nichts zu schade, es ist getränkt in szenetypischen Verschwörungserzählungen. Während die Naziflugscheiben mit ironischer Distanz behandelt werden, unterstreicht die Wahnvorstellung vom „Großen Austausch“ das rassistische Weltbild. Eine Pixeloptik, die vor fünf Jahren aktuell war, ein Spielmodus, der darauf setzte, immer und immer wieder die gleichen Level ohne Variation zu spielen: Um die Entwicklung eines zeitgemäßen Spiels wurde sich kaum bemüht, bei transfeindlichen, antisemitischen und demokratiefeindlichen Bildern und Erzählungen wurde dafür nicht gegeizt.

Für das einschlägige Publikum dürfte das genügen.

Die Bedrohung: Transpersonen und Minderheiten

Das Spiel soll eine dystopische Welt zeigen: Die Menschheit ist durch Chips im Gehirn kontrolliert, Träume und Gedanken werden überwacht -, so weit, so klischeehaft. Bei genauerem Hinsehen tauchen aber immer wieder dieselben Erzählungen auf: Die weiße Bevölkerung würde systematisch ausgetauscht und im selben Zug Heterosexualität kontrolliert und geächtet. Nicht-Weiße Menschen, Trans- und genderqueere Personen werden hier zu apokalyptischen Bedrohungen gemacht.

Die Ängste zeigen den Wahn der Identitären. Bei einem Blick auf die Level-Bosse werden auch politische Feindbilder deutlich: Nancy Faeser, Karl Lauterbach und George Soros tauchen als skurrile Cyborgs auf.

Unsere Empfehlung

  • Nicht Überhöhen

Das Propagandaspiel wird innerhalb der extremen Rechten versanden, wir sollten es nicht größer machen, als es ist. Öffentliche Aufregung ist eine kalkulierte Werbestrategie. Es handelt sich lediglich um ein Nischenprodukt und in der kleinen Nische soll es auch bleiben.

  • Keine falschen Schlüsse ziehen

Die Gaming-Kultur ist vielfältig, so ein Propagandagame steht nicht stellvertretend für ein ganzes Medium und dessen Fans. Viele Gamer*innen/Unternehmen/E-Sportler*innen und Influencer*innen machen sich stark gegen Rechtsextremismus.

  • Das Spiel melden, wenn ihr es seht

Das könnt ihr auf Plattformen wie Steam tun, oder auch bei Stellen wie meldestelle-respect.de oder den Landesmedienanstalten

  • Gegenrede leisten

Sollte das Spiel abseits der extremen Rechten besprochen und beworben werden, leistet Gegenrede, klärt auf. Das Game ist wirklich nicht wert, gespielt zu werden. Jeder Cent, der dafür nicht ausgegeben wird, geht auch nicht in die rechtsextreme Szene.

  • Betroffene unterstützen

Vor allem für Betroffene rechter Hetze sind die Inhalte des Propagandaspiels belastend. Solidarisiert euch und zeigt, dass Rechtsextremismus auch im Gaming nur eine laute Minderheit ist.

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