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Überwachsen und vergessen? – Jugendliche entdecken den Jüdischen Friedhof Weißensee


Was bewegt Jugendliche dazu, ausgestattet mit Kippa, Menora und zahlreichen Blättern in Klarsichthülle, über einen Friedhof in Weißensee zu laufen? Ein Projekt namens „Überwachsen und Vergessen?“, in dessen Rahmen Schülerinnen und Schüler der Heinz-Brandt-Oberschule in Berlin Schulklassen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland über den größten jüdischen Friedhof Europas führen.

Bereits seit zwei Jahren gibt es das Projekt an der Schule im Nordosten Berlins, in der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Regelschüler gemeinsam unterrichtet werden. Durch die Förderung der Amadeu Antonio Stiftung kann das Erfolgsprojekt fortgesetzt werden. Es soll der verbreiteten Unkenntnis über Religionen allgemein und das Judentum im Speziellen entgegenwirken. „Viele Schülerinnen und Schüler hatten anfangs angekündigt, auf keinen Fall vor Fremden sprechen zu wollen“, sagt Projektleiterin Annette Harney. Letztendlich hätten aber alle überzeugend und kompetent ihren kurzen Vortrag über eine jüdische Persönlichkeit und ein Detail der jüdischen Kultur gehalten. „Wie schmecken eigentlich koschere Gummibärchen?“ ist nur eine der Fragen, die die Jugendlichen im Laufe der Führung mit ihrem Publikum diskutieren.

Wie schmecken eigentlich koschere Gummibärchen?

Zu Beginn der Projektphase informieren sich die Schülerinnen und Schüler im Geschichts-, Deutsch- und Ethikunterricht über den Friedhof in Weißensee, recherchieren über die dort bestatteten Persönlichkeiten und gewinnen einen persönlichen Bezug zum jüdischen Leben in Berlin. Aus diesen Informationen bereiten sie dann die Führung in deutscher und englischer Sprache vor. „Neben dem Abbau rassistischer und antisemitischer Vorurteile soll unser Projekt auch zu mehr Offenheit gegenüber Fremden bei den Schülerinnen und Schülern beitragen“, sagt Harney. Im Fokus steht die Demokratieerziehung, darüber hinaus profitieren aber auch die Sprachkompetenz und Selbstbewusstsein. Das Weißenseeer Projekt soll es bald auch anderswo geben: „Wir arbeiten an Unterrichtsbausteinen, mit deren Hilfe Schulen in anderen deutschen Städten ähnliche Projekte an jüdischen Einrichtungen vor Ort durchführen können“, erklärt Harney. Für ihr Engagement wurden die Schülerinnen und Schüler mit einem ersten Preis beim Wettbewerb „Die Durchstarter“ und einem zweiten Preis bei „Israel und ich – Ein Wettbewerb zu 60 Jahren Israel“ belohnt.

Verena Haßler

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