Was war der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Community-Influencer*innen-Ausbildung?
Antje Biniek: Unsere Bedarfsanalysen haben gezeigt: Viele der betroffenen Gruppen erleben Hass im Netz als Dauerzustand – oft begleitet von Rückzug, Resignation oder dem Gefühl, allein zu sein. Gleichzeitig wurde ein starker Wunsch nach konkreter Unterstützung laut: nach Menschen aus den eigenen Communities, die moderieren, niedrigschwellig beraten und empowern können. Daraus ist die Idee zum Projekt entstanden.
Martin Kühnemund: Genau – wir wollten weg vom rein defensiven Umgang mit Hate Speech. Es geht nicht nur darum, Angriffe zu überstehen, sondern darum, selbstbewusst und sichtbar eigene Narrative zu setzen. Die Qualifizierung ist ein Werkzeugkasten für genau das: mit Social-Media-Kompetenz, rechtlichem Wissen, Moderationsfähigkeiten und Resilienztraining.
Was macht diese Ausbildung besonders – und warum ist sie gezielt für BIPoC, LGBTIQ und Mädchen/Frauen* konzipiert?
Antje Biniek: Diese Gruppen erleben nicht nur besonders häufig digitalisierte Gewalt, sondern auch eine strukturelle Unsichtbarkeit in vielen Projekten. Wir arbeiten intersektional, mit einem echten Fokus auf ihre Perspektiven. Die Inhalte, die Formate und auch die Referent*innen spiegeln das wider.
Martin Kühnemund: Und wir setzen auf Praxisnähe. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, während der Ausbildung ihren eigenen Social-Media-Kanal zu entwickeln – z. B. auf Instagram oder TikTok – und wenden ihr Wissen direkt an. Am Ende können die Teilnehmenden nicht nur auf geballtes Wissen zurückgreifen, sondern auch auf Community-Plattformen und eine gemeinsame Kampagne im Umgang mit Online Hate Speech.
Was soll die Ausbildung langfristig bewirken?
Martin Kühnemund: Wir möchten eine neue Rolle etablieren: Community-Influencer*innen als Vertrauenspersonen, als Bindeglied zwischen Community, Öffentlichkeit und Plattformen. Menschen, die gezielt unterstützen, vermitteln und Themen setzen – und dabei nicht allein gelassen werden, sondern sich vernetzen und weiter wachsen können.
Antje Biniek: Das Projekt läuft noch bis Ende 2025 – aber wir denken schon jetzt an die Zeit danach. Wir wollen nachhaltige Strukturen schaffen, die über das Projekt hinaus Wirkung entfalten. HateShield soll ein Startpunkt sein, kein Strohfeuer.
Was wünscht ihr euch für den Start der Ausbildung im August?
Martin Kühnemund: Dass sich Menschen aus den Zielgruppen angesprochen fühlen, ihre Stimme zu erheben – und sich zutrauen, digitale Räume mitzugestalten. Wir begleiten sie dabei.
Antje Biniek: Und dass sich Partner*innen, Unterstützer*innen und Multiplikator*innen finden, die diesen Weg mit uns gehen. Denn es braucht viele, um Hate Speech wirksam etwas entgegenzusetzen – aber es braucht Menschen aus der Mitte der Communities, um wirklich etwas zu verändern.