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Was wir uns wünschen – Newsletter zum Jahreswechsel 2019-2020

Was wir uns wünschen – Newsletter der Amadeu Antonio Stiftung zum Jahreswechsel 2019-2020

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt so etwas wie magisches Denken. Ich glaube, jeder hat sich selbst schon einmal dabei ertappt, sich bestimmte Gedanken zu verbieten, weil sie sonst wahr werden könnten. Oder umgekehrt, sich ganz, ganz doll etwas zu wünschen, die Augen zuzukneifen dabei, weil der Wunsch so vielleicht eher in Erfüllung geht. Wer weiß, vielleicht ist da ja was dran. Vielleicht klappt es an Weihnachten oder Chanukka und hilft beim Wünschen. Wenn es darum geht, drücke ich uns allen die Daumen! Für passende Geschenke, für Gesundheit und Glück im neuen Jahr!

In gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen ist es besser, ohne magisches Denken auszukommen. Zum einen, weil Vernunft hier allemal besser ist als Irrationalität. Und zum anderen, weil diejenigen, die hassen, womöglich mehr Energie auf magisches Denken aufwenden. Freilich wären das dann eher Verwünschungen als Wünsche. Ich jedenfalls möchte mich nicht in den Wettbewerb irrationalen Denkens mit Demokratiefeinden begeben müssen. Deswegen bin ich auch nicht besonders gut mit Prognosen für das neue Jahr. Wir wissen nicht, wie es werden wird, es ist noch zu gestalten. Was wir wissen, ist, dass es vermutlich nicht leichter wird als das Vergehende. Weil der Jahreswechsel, der diesmal auch ein Jahrzehntwechsel ist, nur in der magischen Welt eine Zäsur ist und in der realen lediglich ein Datum mit Feiertagen drum herum.

Der Jahreswechsel ist eine Verabredung, gemeinsam Bilanz zu ziehen über ein Stück Zeit, das hinter uns liegt und eine Vermutung zu formulieren, wie es weitergeht. Nun, das letzte Jahr war hart. Der Mord an Regierungspräsident Lübcke, das muslimfeindliche Massaker von Christchurch, der antisemitische Anschlag von Halle haben uns erschüttert. Ebenso die Erkenntnis, wie viele Rechtsextreme bereit und bewaffnet sind. Wo überall sie organisiert und anzutreffen sind, auch das hat vielen Menschen Angst gemacht. Das Schlimmste aber ist, dass Menschenhass und Rechtsextremismus nun so offensichtlich Teil des deutschen Mainstreams sind und auch in den Parlamenten zum Alltag gehören. Das wird auch nach dem Jahreswechsel so sein, dazu braucht es kein magisches Denken oder eine Glaskugel. Und dass diese Leute weiter versuchen werden, zivilgesellschaftliche Institutionen zu bekämpfen, ist ebenfalls klar. Welche Mittel sie dabei anwenden werden, ist genauso wenig ein Geheimnis wie die Art ihrer Diffamierungen gegenüber der liberalen und offenen Gesellschaft.

Besonders auf der kommunalen Ebene wird es kompliziert. Rechtspopulisten drängen sich in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Entscheidungspositionen. Das wird die Arbeit für Grund- und Menschenrechte nicht leichter machen. Wenn es um Kultur geht oder Minderheitenrechte, wenn es um Gleichstellungsfragen geht oder um die Verfolgung von Hasskriminalität, es wird bestimmt nicht leichter mit Rechtspopulisten und Rechtsextremen in den Gremien – würden sie doch Artikel 3 des Grundgesetztes, der die Gleichstellung und das Diskriminierungsverbot betrifft, am liebsten streichen. Um das zu wissen, braucht es weder Bleigießen noch einen guten Schluck Kaffeesatz.

2019 war aber nicht nur ein Jahr der Bedrohung und des anwachsenden Rechtsextremismus. Auch die demokratische Gesellschaft war sehr präsent. Der Schutz der Demokratie war noch nie ein so lebensnahes Thema wie auf den zahllosen Veranstaltungen und Demonstrationen überall in Deutschland, die sich gegen den Rechtsextremismus wehrten. Damit das so bleibt, brauchen wir Unterstützung. In jedem Dorf, in jeder Stadt und für jedes Projekt, das wir fördern.

Was wir ganz ohne magische Hilfsmittel jetzt schon sagen können, ist, dass wir uns auf diese Situation werden einstellen müssen – unwahrscheinlich, dass sie sich einfach so ändert. Deswegen danken wie allen, die weiter dranbleiben, die uns unterstützen und die mit uns diesen Weg weitergehen. Wir alle brauchen dafür Kraft und Ausdauer. Auf dass wir zwischen den Jahren ein wenig davon tanken können. Und was wir uns wünschen? Gegenseitige Solidarität. Ja, das wünschen wir uns, und zwar mit gedrückten Daumen, von ganzem Herzen und in Blei gegossen!

Ein gutes, gesundes, und wenn's irgend geht, ein fröhliches neues Jahr Ihnen allen!

Herzliche Grüße,

Ihre Anetta Kahane

Anetta Kahane. Foto: © Peter van Heesen

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Spenden und Spenden lassen – Aktionen unserer Unterstützer*innen 2019

Unsere Arbeit und die der von uns geförderten Projekte ist nur durch die aktive Hilfe unserer Spender*innen möglich. Wir danken Ihnen von Herzen für jede Zuwendung und jedes ermutigende Wort!

Wir waren begeistert über die vielen kreativen Aktionen, mit denen wir im Jahr 2019 unterstützt wurden: So versandte Eckart Wagner seine Weihnachtsgrüße per Email und rief dazu auf, für eine Demokratie einzustehen, die die Gleichwertigkeit aller entschieden verteidigt – mit einer Spende an die Amadeu Antonio Stiftung. Julia Werner spendet zehn Prozent aller Einkünfte aus ihrem neuen Roman für Jugendprojekte im ländlichen Raum. Zehn Prozent spendete auch zuendstoff-clothing, und zwar von ihrem Umsatz am Black Friday: ein Zeichen für Nachhaltigkeit in Zeiten von fast fashion. Dass Engagement nicht humorlos sein muss, zeigen die Indiestrolche mit ihrem neuen Fotokalender.

Diesem großartigen Engagement gilt unser ganz besonderer Dank. Bleiben Sie uns auch 2020 verbunden: engagiert, fördernd und mit beharrlichem Eintreten für die Menschenwürde und unsere Demokratie!

 

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Redaktionsschluss: 27. Dezember 2019

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Sollten Sie zur Verwendung von Spenden Fragen haben, können Sie sich jederzeit an uns wenden.

Redaktion: Franziska Schindler, Timo Reinfrank (verantwortlich)
Mitarbeit: Lorenz Blumenthaler, Anetta Kahane, Robert Lüdecke

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