Antisemitische Vorfälle in Niedersachsen 2023
Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS ) Niedersachsen
Vorfälle von Antisemitismus zu dokumentieren, systematisch zu erfassen und einzuordnen – dieser Aufgabe widmet sich in Niedersachsen die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Niedersachsen. Die Stelle hat im Oktober 2020 ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Trägerschaft liegt bei der Amadeu Antonio Stiftung. Als niedersächsische Stelle in der Bundesarbeitsgemeinschaft RIAS trägt sie dazu bei, einen bundesweiten Überblick über antisemitische Angriffe zu schaffen und über aktuelle Entwicklungen zu informieren. RIAS Niedersachsen versteht sich als Anlaufstelle und zivilgesellschaftliches Sprachrohr für Betroffene und Zeug*innen von antisemitischen Vorfällen und steht parteiisch an ihrer Seite.
Antisemitismus ist für die davon betroffenen Jüdinnen und Juden alltagsprägend. Tagtäglich müssen sie davon ausgehen, mit antisemitischer Gewalt konfrontiert zu werden - ob am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Wohnumfeld. Dabei reicht das Spektrum von verletzenden oder beleidigenden Bemerkungen bis hin zu gewalttätigen Angriffen.
Eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zeigt jedoch, dass nur 21 % der Betroffenen, die in den letzten fünf Jahren in Deutschland einen schweren antisemitischen Vorfall erlebten, diesen der Polizei oder einer anderen Organisation meldeten. Zudem werden antisemitische Vorfälle, die keine Straftaten darstellen, kaum dokumentiert.
RIAS Niedersachsen will das ändern. Betroffene und Zeug*innen können sich an die Stelle wenden. Mit der Analyse von Vorfällen wollen wir die vielfältigen Erfahrungen und Erscheinungsformen von Antisemitismus heute sichtbar machen. Die Betroffenenperspektive und der Vertrauensschutz stehen dabei immer im Zentrum unserer Arbeit. Nur die Betroffenen entscheiden, wie mit den gesammelten Informationen verfahren wird. Es werden Fälle aller Schweregrade aufgenommen, auch solche, die unter der Strafbarkeitsgrenze liegen.
Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS ) Niedersachsen
Dokumentation
Wir dokumentieren antisemitische Vorfällen. Die Fälle werden von uns wissenschaftlich kategorisiert und eingeordnet. Zudem beobachten wir potentiell antisemitische Veranstaltungen. Hier geht es zur Meldemaske für antisemitische Vorfälle.
Entwicklung von Bildungsmaterial
Wir evaluieren und entwickeln Handlungskonzepten zur Präventions- und Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Die Konzepte werden für die Arbeit mit Schulen, Studierenden, Polizei und Strafverfolgungsbehörden verwendet.
Verweisberatung
Falls dies von den Betroffenen gewünscht wird bieten wir die Möglichkeit an kompetente psychosoziale, Antidiskriminierungs-, oder Opferberatungen zu vermitteln.
Der Vertrauensschutz steht für uns immer an erster Stelle. Nur Sie entscheiden, wie mit den gesammelten Informationen verfahren wird.
Sie erreichen uns unter:
info@rias-niedersachsen.de
Persönlich:
Mo - Do: 10:00 – 13:00 Uhr
oder nach Vereinbarung
Katarzyna Miszkiel-Deppe (Projektleitung)
katarzyna.miszkiel-deppe@rias-niedersachsen.de
Fon +49 151 56384358
Katarzyna Miszkiel-Deppe hat langjährige Beratungserfahrung (Jugendamt, Migrationsdienst). Die Sozialarbeitswissenschaftlerin ist Lehrbeauftragte an der Hochschule Hannover und hat in mehreren Projekten mit dem Arbeitsschwerpunkt Antisemitismus und Rassismus mitgearbeitet.
Helge Regner (Projektmitarbeiter)
helge.regner@rias-niedersachsen.de
Fon +49 151 56382538
Helge Regner hat in Hannover, Frankfurt am Main und Turin Politikwissenschaften studiert. Zu seinen Schwerpunkten gehören politische Theorie und internationale Beziehungen sowie die Analyse von Theorien der Ungleichwertigkeit. Er ist zudem seit vielen Jahren in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätig.
Im Frühjahr dieses Jahres wurde im Theater Lüneburg das Stück Vögel aufgeführt. Im Folgenden ein Monitoringbericht der antisemitischen Darstellungen und ihrer Wirkung. Das Stück von Wajdi Mouawad hatte bereits im November 2022 für Diskussionen gesorgt, nachdem jüdische Studierende Kritik an einer Inszenierung am Metropoltheater in München geäußert hatten. Grund hierfür waren antisemitische Inhalte in einigen Szenen. Das Theaterstück wurde daraufhin abgesetzt.
Insgesamt 331 antisemitische Vorfälle dokumentierte die Recherche- und Informationsstelle (RIAS) Niedersachsen im Jahr 2023, das bedeutet eine Zunahme um 61% im Vergleich zum Vorjahr. Zu den Vorfällen gehören u. a. Angriffe, Bedrohungen und Sachbeschädigungen.
Nach über drei Jahren wird am 22. Februar 2024 am Amtsgericht Braunschweig der Prozess gegen das Bundesvorstandsmitglied der rechtsextremen Partei „Die Rechte“, Martin Kiese, eröffnet. Es ist nunmehr der dritte Versuch eines Strafverfahrens gegen den rechtsextremen und antisemitischen Hetzer.
Insgesamt 100 antisemitische Vorfälle dokumentierte die Recherche- und Informationsstelle (RIAS) Niedersachsen im Jahr 2022. Zu den Vorfällen gehören u.a. Angriffe, Bedrohungen und Sachbeschädigungen. Erstmalig wurden der Meldestelle zwei Vorfälle der extremen Gewalt bekannt.
Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Niedersachsen
Insgesamt 131 antisemitische Vorfälle dokumentierte RIAS Niedersachsen 2021.
Darunter sind zwei Angriffe, 11 Bedrohungen, 21 Sachbeschädigungen an jüdischem Eigentum oder Orten der Erinnerung an die Schoa, eine Massenzuschrift sowie 96 Fälle verletzenden Verhaltens.
RIAS Niedersachsen wird gefördert durch:
Trägerschaft:
Der größte gesellschaftliche Zusammenschluss gegen Antisemitismus
Prävention gegen Antisemitismus und Verschwörungsideologien in Sachsen