Ausgezeichnet
Die Preisträger:innen des Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2021.
"Demokratie braucht Demokraten", sagte bereits der ehemalige Reichspräsident Friedrich Ebert. Es könnte aber auch heißen: Demokratie ist kein starres System. Es lebt von Menschen und von der Dynamik der Aushandlungen von Menschen. Demokratie ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere in Krisen, wie beispielsweise der aktuellen Corona Pandemie, stellen Menschen die Funktionsweise der Demokratie in Frage oder agitieren verschiedenste Demokratiefeinde auf offener Bühne, da sie den Gunst der Stunde nutzen wollen, um Anhänger:innen für ihr gefährliches Spiel zu gewinnen.
Gut, dass in Sachsen sowohl viele Demokrat:innen als auch Demokratie-Initiativen beheimatet sind. Diese zu fördern und zu unterstützen ist das Kernanliegen des Sächsischen Förderpreis für Demokratie. Sei es beispielsweise ein kleiner Verein, der in ländlichen Gegenden nicht-rechten Jugendlichen Kulturangebote macht oder ein Projekt an einem Theater, dass Menschen dazu auffordert, gemeinsam neu zu überlegen, was Solidarität 2022 bedeutet. Gesucht werden die kleinen und größeren Vorhaben, welche die Demokratie in Sachsen und die offene Gesellschaft bereichern.
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie ist kein Ersatz für eine groß angelegte Förderung wie beispielsweise das Landesprogramm "Weltoffenes Sachsen". Gleichzeitig kann und soll mit dem Hauptpreis in Höhe von 5000€ oder den Anerkennungspreisen in Höhe von 1000€ durchaus ein Förderschub geleistet werden. Es geht aber auch und besonders um die öffentliche Würdigung und Wertschätzung der Projekte, indem diese beispielsweise mit einem zentralen Festakt in Dresden geehrt werden.
Die Preisträger:innen des Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2021.
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wurde 2021 zum 15. Mal verliehen. Die festliche Preisverleihung fand im Kleinen Haus des Staatsschauspiel Dresden statt.
Mit dem „Peter-Henkenborg-Preis für die Didaktik der politischen Bildung“ werden Bildungsformate gewürdigt, die sich in besonderen Weise für eine demokratische Bildung einsetzen.
Mit einem digitalen Festakt aus der Universitätsbibliothek „Albertina“ zu Leipzig wurden fünf Initiativen und eine Kommune mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2020 ausgezeichnet.
Der Sächsische Förderpreis für Demokratie 2020 ist gestartet – wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen bis zum 31. August 2020!
Für Rückfragen oder Beratung stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Schreiben Sie uns eine E-Mail unter foerderpreis@amadeu-antonio-stiftung.de oder rufen Sie an unter Tel. 0341 – 24872 – 305.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Wir wünschen allen Bewerber:innen viel Erfolg!
Amadeu Antonio Stiftung
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Hierfür unterstützt sie lokale Initiativen und Projekte in den Bereichen Jugend und Schule, Opferschutz und Opferhilfe, alternative Jugendkultur und Kommunale Netzwerke. Wichtigste Aufgabe der Stiftung ist es, die Projekte über eine finanzielle Unterstützung hinaus zu ermutigen, ihre Eigeninitiative vor Ort zu stärken und sie zu vernetzen.
Dirk Oelbermann Stiftung
Die Dirk Oelbermann Stiftung verdankt sich dem sozialen Engagement des Bremer Rechtsanwalts Dirk Oelbermann. 2016/17 wandelte dieser die über 100 Wohnungen umfassende Anlage „Kuchenstück“ in Regis-Breitingen, die bis dato in seinem Besitz war, in Eigentum der Stiftung um. Regis-Breitingen gehört zu den Orten im Südraum Leipzig, die vom jahrzehntelangen Abbau der Braunkohle geprägt sind. Nach dessen Ende braucht die Region viel soziales Engagement von Vereinen, Projektgruppen und Stiftungen, um neue Attraktivität zu gewinnen. Die Dirk Oelbermann Stiftung, die für ihre Stiftungszwecke den freien Teil der Mieteinnahmen aus der Wohnanlage „Kuchenstück“ einsetzt, möchte dabei mitwirken. Als Stiftungszweck ist die Förderung kultureller Projekte, die Jugend- und Altenhilfe, die politische und berufliche Bildung mit Schwerpunkt im „Südraum Leipzig“ und in besonderen Fällen die Unterstützung in Not geratener Einzelpersonen bestimmt. Insbesondere wird die Stiftung Kulturinitiativen mit regional ansässigen Partnern unterstützen. Im Juni 2017 hat die Dirk Oelbermann Stiftung zum ersten Mal vorliegende Anträge beraten und Mittel zur Realisierung kultureller Projekte bewilligt. Dabei hat sich die Stiftung auch für eine Mitwirkung beim Sächsischen Förderpreis für Demokratie entschieden.
Freudenberg Stiftung
Die Freudenberg Stiftung ist 1984 von Mitgliedern der Unternehmerfamilie Freudenberg gegründet worden und operativ tätig. Sie engagiert sich in langfristiger Zusammenarbeit mit NGOs und staatlichen Partner*innen für soziale Inklusion und demokratische Kultur in der Einwanderungsgesellschaft. Ihre Aktivitäten im Themenfeld soziale Inklusion zielen auf die Verbesserung des Zugangs zu Bildung und Ausbildung in belasteten Sozialräumen und für ausgrenzungsgefährdete Gruppen. Gemeinsam mit ihren Partner*innen setzt die Freudenberg Stiftung zugleich auf die Sensibilisierung für Demokratiegefährdungen, auf die Stärkung des Vertrauens in demokratische Institutionen sowie auf den Erwerb demokratischer Handlungskompetenzen, damit Heranwachsende ermutigt und herausgefordert werden, sich verantwortungsvoll und wirksam für ein demokratisches Gemeinwesen zu engagieren. Aktuell arbeitet die Stiftung insbesondere an Ansätzen, um neuen demokratiefeindlichen gesellschaftlichen Entwicklungen auf lokaler Ebene entgegenzuwirken sowie an Strategien zur Vermittlung digitaler Demokratiekompetenz.
Sebastian Cobler Stiftung
Die nach dem Strafverteidiger und Publizisten Dr. Sebastian Cobler benannte Stiftung sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, die im Grundgesetz sowie in der Europäischen Verfassung und der Europäischen Menschenrechtskonvention verankerten Bürgerrechte zu verteidigen und durchzusetzen. Eine der wichtigsten damit verbundenen Aufgaben ist die Verpflichtung, das Recht aller Bürgerinnen und Bürger, selbst über die Verwendung der eigenen Daten zu entscheiden, gegen alle Bestrebungen einer tendenziell grenzenlosen Verarbeitung ihrer Daten zu verteidigen. Seit ihrer Gründung 2005 setzt die Stiftung sich für politisch, rassisch, religiös Verfolgte, Flüchtlinge und Behinderte ein. Die Stiftung fördert Initiativen und Projekte, die sich im Sinne einer demokratischen Zivilgesellschaft für Toleranz, Bildung, interkulturelle Verständigung und Gewaltprävention engagieren. Die Stiftung arbeitet überregional und möchte mit der Unterstützung des Sächsischen Förderpreises für Demokratie die Entwicklung einer demokratischen Kultur in Sachsen fördern und die Bürgerinnen und Bürger zu mehr Zivilcourage ermutigen.
Doris-Wuppermann-Stiftung
Demokratie braucht Akteure, die sich für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität, interkulturelles Miteinander, Toleranz und Achtung der Würde aller Menschen einsetzen und nach diesen Werten leben wollen. Politisches Engagement gerade junger Menschen zu wecken und sie für eine soziale Demokratie und den europäischen Gedanken zu gewinnen, ist deshalb eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die Doris-Wuppermann-Stiftung setzt an diesem Punkt an. Sie will junge Menschen zum politischen Handeln ermuntern und ihr politisches Engagement unterstützen. Sie setzt auf aktives Eintreten für eine soziale Demokratie jenseits von Parteizugehörigkeit und Karrieredenken. Sie ist offen für neue Formen und Wege. Junge Menschen sollen nach unserer Überzeugung ihre Interessen auf politischer Ebene selbst vertreten und ihre Zukunft in gesellschaftlicher Verantwortung selbst gestalten.
DR. ROBERT BENJAMIN BISKOP: "Aus der täglichen Arbeit in der Universität Leipzig weiß ich, wie viel Lebendigkeit und Freude durch Austausch zwischen Menschen entstehen kann, die sich zuvor nicht kannten. Uns alle verbindet mehr, als uns trennt. Insbesondere freut mich, wenn sich Jugendliche für interkulturelle Verständigung engagieren. Mit junger Begeisterung können künstlerische Projekte kreativ und nachhaltig Brücken für ein gelingendes Miteinander bauen."
DR. PIA GERBER: "Eine offene Gesellschaft, in der alle ohne Angst verschieden sind, hat sich Adorno gewünscht. Dafür braucht es eine belastbare demokratische Kultur in Schule, Arbeitswelt und Gemeinde. Initiativen in Sachsen zu ermutigen, die sich für gelebte Demokratie und Vielfalt im Alltag einsetzen, ist Aufgabe des Sächsischen Förderpreises. Ausgezeichnet werden dabei herausragende Engagements aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der kommunalen Landschaft, die für die breite Bewegung zugunsten von Respekt, Solidarität und Weltoffenheit in Sachsen stehen."
ARNO KÖSTER: "Ich habe hautnah erlebt, wie traumatisierend die Zeit des Dritten Reiches für viele war. Meine Oma verlor durch den Krieg zwei Söhne, ihr Mann wurde von den Nazis umgebracht, weil er ihre perversen Ideologien nicht teilen wollte. Mein Vater musste als 14jähriger Flakhelfer miterleben, wie neben ihm Freunde fielen. Eine gestohlene Jugend, die ihn ein ganzes Leben lang verfolgt hat. Erst spät konnte er darüber reden, so groß war das Trauma. Seine Erzählungen vom Drill in der Hitlerjugend und der Grausamkeit des Kriegs haben mich schockiert und geprägt. Schon als Teenager war mir klar, dass jeder aufstehen muss, wenn heute die neuen Nazis mordend durchs Land ziehen oder Menschen intolerant gegenüber Andersdenkenden sind. Wehret den Anfängen, der Schoss ist fruchtbar noch! Denn wenn die Generationen nicht mehr da sind, die das Dritte Reich entweder miterlebt oder - wie ich - durch schockierende Erzählungen erfahren haben, besteht die Gefahr, dass sich Geschichte doch wiederholt. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen, die oft mit bescheidenen finanziellen Mitteln auskommen müssen oder von Neonazis bedroht und angegriffen werden. Sie sind wichtige Mahner und Widerständler in einem Land, in dem die meisten Menschen sich wegducken oder die Probleme klein reden wollen."
SEBASTIAN KRUMBIEGEL: "Nicht erst die Ende letzten Jahres ans Licht gekommenen Morde der "Zwickauer Terrorzelle" sollten uns bestärken, dass der Kampf gegen Nazis wichtiger denn je ist, auch der öffentliche Umgang damit. Der Sächsische Förderpreis für Demokratie ist ein wichtiges Standbein dabei, denn er bestärkt und ermuntert die vielen engagierten Leute, die sich jeden Tag aufs neue dafür einsetzen, dass Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit in unserem Leben nichts zu suchen haben."
PROF. DR. BEATE KÜPPER: "Demokratie, zu deren Kern die Würde und Gleichwertigkeit aller Menschen gehört und die damit zu Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt auffordert, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Demokratie ist anstrengend, kompliziert, mühselig und muss immer wieder neu gelernt, eingeübt und praktiziert werden. In Zeiten, in denen der vermeintliche Konsens brüchig geworden ist, die Gleichwertigkeit aller Menschen offen in Frage stellt wird, ist das Engagement für Demokratie ganz zentral. Mir ist wichtig, die vielen Menschen in Sachsen zu unterstützen, die sich für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und gegen Menschenfeindlichkeit mit so viel Energie, Kraft und Mut engagieren – genau, dass dazu Mut gehört, ist so erschreckend, bedrohlich und macht fassungslos. Das zeigt, wie wichtig der Sächsische Förderpreis für Demokratie ist. Es ist mir eine Ehre, bei der Auswahl der Preisträger*innen dabei zu sein. Mich hat sehr beeindruckt, wie viele tolle Projekte es in Sachsen gibt – der Sächsische Förderpreis geht eigentlich an sie alle!"
RUPERT VON PLOTTNITZ: "Die haarsträubenden Vorgänge um den NSU zeigen, dass und warum der Verfassungsschutz gegenwärtig für alles andere als einen Förderpreis für Demokratie in Frage kommt. Umso wichtiger sind der Mut und das Engagement, mit dem sich so viele zivilgesellschaftliche Initiativen gegen den braunen Ungeist zur Wehr setzen, der auch und gerade von Sachsen aus versucht, die Demokratie und ihre Werte unsicher zu machen."
DR. PATRICE G. POUTRUS: "Sachsen ist ein wirklich schöner Teil Deutschlands, Europas und dieser Welt. In Sachsen wurde meine Frau geboren, hier habe ich in meiner Jugend immer wieder eine gute Zeit gehabt, und ich habe hier weiterhin Familie und viele gute Freunde. Das sind für mich ausreichend Gründe, um jenen Menschen Aufmerksamkeit und Anerkennung zu geben, die Sachsen nicht der Furcht, der Verachtung, der Spaltung und dem Hass ausliefern wollen. Das ist gegenwärtig eine wirklich schwierige Arbeit, und ich bewundere diese engagierten Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen sehr. Auch hoffe ich, dass die Vergabe der Förderpreise die Ausgezeichneten nicht nur in ihrem Einsatz für Demokratie und eine offene Gesellschaft in Sachsen bestärkt, sondern zugleich andere Menschen anregt, ihrem Beispiel zu folgen."
DR. EVA STURM: "Am 3. April 1933 schrieb Victor Klemperer in sein Tagebuch: „Brutalität, Ungerechtigkeit, Heuchelei, Massensuggestion bis zur Besoffenheit, alles das floriert hier.“ Mit hier meinte er Dresden. Mit Weitsicht hatte der Romanist die ersten Anzeichen der gesellschaftlichen Verrohung erkannt und angeprangert. Wie es ihm, dem klugen Beobachter des Nationalsozialismus, erging, ist bekannt. Knapp entkam er 1945 der Deportation. Nur 54 Jahre nach Klemperers Tod breitete sich in Dresden und Sachsen wieder ein Klima der Ausgrenzung, der Fremdenfeindlichkeit und der Gewaltbereitschaft aus. Jeden Montag wurden Parolen geschrien, Zwietracht gesät, Menschen verunsichert und die Wut auf Politik und Medien geschürt. Dennoch gibt es gerade in Sachsen ein starkes zivilgesellschaftliches Gegengewicht zu Populismus und Fremdenhass. Menschen zeigen Gesicht, sie engagieren sich für Weltoffenheit und Menschenwürde, sie tanzen und musizieren gemeinsam, sie helfen Menschen, die in Deutschland ankommen, mit Kleidung, Möbeln und Hausrat, begleiten sie auf Ämter, suchen Wohnungen und übernehmen Vormundschaften. Dass diese Menschen mit einem Preis geehrt werden, unterstütze ich persönlich und im Namen der Cellex Stiftung. Der Sächsische Förderpreis für Demokratie zeigt vor allem eins: dass es neben „Brutalität, Ungerechtigkeit, Heuchelei und Massensuggestion“ noch etwas anderes gibt – Menschlichkeit und Courage."
Die Aktion ermutigt zu mehr Zivilcourage und leistet Initiativen unbürokratische Hilfe gegen Rechtsextremismus
Der Preis ehrt Künstler:innen und Werke, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung stark machen und für Menschenrechte eintreten.
Die Aktion ermutigt zu mehr Zivilcourage und leistet Initiativen unbürokratische Hilfe gegen Rechtsextremismus
Kinder- & Menschenrechte und der Schutz schwacher Gruppen sind das Kernelement einer demokratischen Gesellschaft.
Finanzielle Hilfe für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Die Kampagne vereint demokratische Kräfte in einer großen Bewegung gegen Rechtsextremismus.